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Kinostart: 7. Dezember Kinostart: 7. Dezember: «The Departed - Unter Feinden»

Von Gisela Ostwald 01.12.2006, 10:55
Polizeikadett und Undercover-Agent Billy (Leonardo DiCaprio) macht im neuen Kinofilm «Departed: Unter Feinden» in einer Gefängniszelle Liegestützen. (Foto: dpa)
Polizeikadett und Undercover-Agent Billy (Leonardo DiCaprio) macht im neuen Kinofilm «Departed: Unter Feinden» in einer Gefängniszelle Liegestützen. (Foto: dpa) warner bros

New York/dpa. - Der Thriller mit Hollywoodstars wie Leonardo DiCaprio, Jack Nicholson und Matt Damon dürfte dem bereits fünf Mal nominierten Regisseur endlich auch den verdienten Regie-Oscar einbringen, prophezeien US-Kritiker - und das zu recht.

«The Departed» ist ein cineastisches Feuerwerk von atemberaubendem Tempo, brillanten Darstellungen ungewöhnlich vieler großer Stars, selbst in Nebenrollen, knallharten Dialogen und der großartigen Kameraführung des Deutschen Martin Ballhaus. Der jüngste Scorsese ist nach einhelliger Kritikermeinung der beste Scorsese seit «Casino» (1995) und ein würdiger Nachfolger von «Good Fellas - Drei Jahrzehntein der Mafia» (1990), seinem letzten Genrefilm.

«The Departed» läuft am Donnerstag (7. Dezember) in Deutschlandan. In den USA und Kanada hält er sich auch nach knapp zwei Monatennoch auf Platz 15 der Kino-Charts. Trotz der Länge von zweieinhalbStunde lässt die Story aus Bostons Mafiamilieu und - parallel dazu -dem Hauptquartier der Bostoner nicht einen Moment entspannen. Immerwieder überrascht der Meisterregisseur mit einer neuen Wende desdramatischen Geschehens, treibt den Puls durch grausame Gewalt hochund schweift dann kurz zu Betrachtungen über moralische Grauzonen ab.

Jack Nicholson, der erstmals in seiner Laufbahn mit Scorsesezusammenarbeitet, spielt den ruchlosen Mafiagangster Frank Costello,der von dem Polizeiagenten Billy Costigan (Leonardo DiCaprio)bespitzelt wird. Costello selbst hat eine «Ratte», wie Spitzel im US-Jargon heißen, ins Polizeikommissariat eingeschleust: CostigansKollegen, den jungen Detektiv Colin Sullivan (Matt Damon). Wer wirdvom anderen zuerst entlarvt? Am Ende hat jeder sein Spiel zu weitgetrieben.

Außer Nicholson, DiCaprio, der in der Rolle des in die EckeGetriebenen eine schauspielerische Glanzleistung erbringt, und Damonengagierte Scorsese Alec Baldwin, Martin Sheen und einen wunderbarunflätigen Mark Wahlberg als Cops. Lediglich bei der Wahl derPsychologin und Frau von Sullivan (Damon) entschied er sich für eineweniger bekannte Schauspielerin, Vera Farmiga («Down to the Bone»),traf aber ebenfalls voll ins Schwarze.

Über DiCaprio, mit dem er zum dritten Mal einen Film machte, sagteScorsese in einem Interview der Fachzeitschrift «EntertainmentWeekly»: «Leos Gesicht ist ein Schauplatz moralischer Konflikte. DerSchmerz scheint aus seinen Augen. Er ist wie Montgomery Clift oderPaul Newman.» DiCaprio spielte zuletzt in Scorseses «Aviator» dieHauptrolle als Howard Hughes.

Jack Nicholson hatte erst abgewinkt, dann aber bei dem Angebotnachgegeben, seine Dialoge um- oder sogar neu schreiben zu dürfen.Nicholson, mit den meisten Oscars und Oscar-Nominierungen derzeitHollywoods Superstar, äußerte sich in der «Süddeutschen Zeitung» zuseinem Rotstift am Drehbuch: «Ich spiele den Schurken, und ich wolltees mit ihm noch auf die Spitze treiben. Ich wollte, dass aus demSchurken ein Monster wird.» Untermalt wird Nicholsons diabolischeErscheinung in den ersten Szenen des Films vom Hilferuf der RollingStones: «Gimme Shelter».

«The Departed» ist ein Remake des Hongkong-Thrillers «InfernalAffairs» von Andrew Lau und Alana Mak aus dem Jahr 2002, zeigt aberdie unverkennbare Handschrift des New Yorkers Scorsese. Dieser hattemit seinen Großstadtballaden «Taxi Driver» und «Mean Streets» selbstgroßen Einfluss auf das Genrekino im Fernen Osten und auf Regisseurewie John Woo und Wong Kar Wai ausgeübt.