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Kinostart: 6. Dezember Kinostart: 6. Dezember: «Der Goldene Kompass»

Von Annette Reuther 30.11.2007, 12:48
Marisa Coulter (l., Nicole Kidman) berührt mit zwei Fingern das Kinn von Lyra (Dakota Blue Richards). Der Film «Der Goldene Kompass» ist ein spannendes Fantasy-Abenteuer, das in einer Parallelwelt spielt, in der sich menschliche Seelen als Tiere manifestieren, sprechende Bären in Kriegen kämpfen und Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden. (Foto: dpa)
Marisa Coulter (l., Nicole Kidman) berührt mit zwei Fingern das Kinn von Lyra (Dakota Blue Richards). Der Film «Der Goldene Kompass» ist ein spannendes Fantasy-Abenteuer, das in einer Parallelwelt spielt, in der sich menschliche Seelen als Tiere manifestieren, sprechende Bären in Kriegen kämpfen und Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden. (Foto: dpa) Warner Bros.

London/dpa. - Nicole Kidman hat einen neuen Begleiter: EinenPavian. Bond-Darsteller Daniel Craig darf sich dagegen statt mitschönen Frauen mit einer Raubkatze schmücken. In dem Film-Abenteuer«Der Goldene Kompass» haben Menschen Tiere als Seelenverwandte, esgeht um Magie und eine mythische Parallelwelt, in der kleine Kinderentführt werden und Eisbären in den Krieg ziehen. Regisseur ChrisWeitz hat ein Animations-Spektakel auf die Leinwand gezaubert, dasverspricht, zur Weihnachtszeit die Kinokassen zu füllen - auch wennder Film oft überladen wirkt.

Nach der Vorlage von Philip Pullmans Romantrilogie «His DarkMaterials» erzählt Weitz («About A Boy») die Geschichte von einemMädchen, das auserkoren ist, die Welt von einer bösen Macht zubefreien. Im Mittelpunkt steht die zwölf Jahre alte Lyra (Dakota BlueRichards), in deren Welt merkwürdige Dinge passieren: Ihr Onkel LordAsriel (Craig) soll umgebracht werden, Kinder verschwinden und dieErwachsenen sprechen von Expeditionen in den hohen Norden undgeheimnisvollem «Staub». Zudem herrscht ein Regime, das Gedankenkontrollieren will.

Lyra macht sich auf, um dem Mysterium auf die Spur zu kommen -selbstverständlich nicht unbeobachtet. Die eiskalte blonde ForscherinMarisa Coulter (Kidman) hegt ein ungutes Interesse an dem Mädchen unddessen Reiseutensil: Einem goldenen Kompass, der nicht die Richtungsondern die Wahrheit weist.

Kidman ist wie für die Rolle geschaffen. Die Oscarpreisträgerin(«The Hours) bringt den Zwiespalt, in dem sich Coulter befindet,großartig auf die Leinwand. «Sie liebt sich selbst und hasst sichgleichzeitig. Es war eine Herausforderung, das zu spielen», erklärtKidman. Auch die Hauptdarstellerin, die 13-jährige Britin Dakota,überzeugt in der Rolle, für die mehr als 10 000 Mädchen vorsprachen.

Doch die tolle Besetzung wird von den Spezialeffekten überstrahlt- in dem Drama scheint weniger die Leistung der Schauspieler als dieder Crew am Computer zu zählen. Mit einem Millionenbudget im Rückenschafft es das Produktionsstudio New Line Cinema, das schon dieTrilogie «Herr der Ringe» aufpeppte, dem Zuschauer mitAnimationskünsten den Atem zu rauben. Doch getreu dem Motto immermehr und immer tollere Effekte bleibt die eigentliche Geschichteetwas auf der Strecke. Zu viele Nebenschauplätze verwirren vor allemall jene Zuschauer, die Pullmans Romane nicht gelesen haben.

So möchte man eigentlich mehr über die tierischen Begleitererfahren, die die Seele der Menschen darstellen sollen. Doch eilt derFilm weiter zu den Abenteuern, die Lyra mit einer wohlgesinntenGruppe von Meereszigeunern, Eisbären und Hexen (darunterBond-Kollegin Eva Green) bestehen muss. Craigs Rolle, der aufgeheimnisvoller Mission durch verschneite Berglandschaften stapft,bleibt vorerst ein Rätsel. Und die Forschungsstation, auf die dieentführten Kinder gebracht und von ihren Seelenverwandten getrenntwerden, ist eigentlich nicht nur der Stoff aus dem Kinderalbträumesind, sondern wäre auch in dem Film eine nähere Betrachtung wert.

Doch wie es bei Verfilmungen epischer Fantasy-Werke so oft derFall ist, musste gekürzt werden. Deshalb - und vermutlich umkeinen Sturm der Entrüstung auszulösen - fielen auch Passagen ausPullmans Trilogie heraus, die von Kritikern als antireligiösbezeichnet wurden. «Der Goldene Kompass» liefert dennoch vor allemfür alle Fans von «Harry Potter» und «Herr der Ringe» dieSteilvorlage für einen zweiten und dritten Filmteil, in denen somanches Rätsel aufgeklärt werden kann.

(His Dark Materials: TheGolden Compass, USA 2007, 113 Min., FSK ab 12, von Chris Weitz, mitNicole Kidman, Daniel Craig, Dakota Blue Richards)