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Kinostart: 5. Februar Kinostart: 5. Februar: «Frost/Nixon»

Von Nada Weigelt 29.01.2009, 13:35
Richard Nixon (Frank Langella, l.) und David Frost (Michael Sheen) in einer Szene von «Frost/Nixon». (FOTO: DPA)
Richard Nixon (Frank Langella, l.) und David Frost (Michael Sheen) in einer Szene von «Frost/Nixon». (FOTO: DPA) Universal Pictures

New York/dpa. - Doch dem Oscarpreisträger Ron Howard («A Beautiful Mind») ist mitseinem Film «Frost/Nixon» dieses Kunststück gelungen. Er inszeniertdas legendäre TV-Interview, das der britische Journalist David Frost1977 mit dem früheren US-Präsidenten Richard Nixon zum Watergate-Skandal führte, als dichtes und spannendes Leinwanddrama. Der Film,der am 5. Februar in die Kinos kommt, ist für fünf Oscars nominiert -darunter auch in der Königskategorie als Bester Film.

Das Nixon-Interview schrieb damals Fernsehgeschichte. Drei Jahrenach seinem unrühmlichen Abgang aus dem Weißen Haus ließ sich «TrickyDick», der bis heute wohl unbeliebteste Präsident der VereinigtenStaaten, erstmals zu seiner Verstrickung in den Abhörskandalbefragen. Allein die erste Folge des insgesamt sechsstündigenGesprächs sahen 45 Millionen Zuschauer - ein in der US-Geschichtebisher einmaliger Rekord für ein politisches Interview. «Warum habenSie die Tonbänder nicht einfach verbrannt?», fragt der Moderator zumEingang. Und später fällt Nixons unvergesslicher Satz: «Wenn derPräsident es tut, bedeutet das, es ist nicht illegal.»

Der Film von Hollywood-Altmeister Howard basiert auf demgleichnamigen Theaterstück des britischen Autors Peter Morgan, das2006/2007 in London und New York Triumphe feierte. Der Regisseurgewann für seine Kinoversion das hochgelobte Bühnenteam: den fürseine Leistung mit einem Tony-Award ausgezeichneten Nixon-DarstellerFrank Langella und als seinen Counterpart den britischen SchauspielerMichael Sheen, der schon 2006 als Tony Blair in dem Politdrama «DieQueen» für Aufsehen gesorgt hatte. Wie in einem Boxkampf lässt Howardbeide gegeneinander antreten - die Spannung steigt von Runde zuRunde, bis zum letzten, alles entscheidenden Duell.

Im Ring steht auf der einen Seite ein cleverer, redegewandterPolitprofi, der sich auch Jahre nach der beispiellosen Abhöraktionbei der konkurrierenden demokratischen Partei keinerlei Schuldbewusst ist. Als Interviewer hat er sich einen gerade geschassten,leichtfüßigen Fernsehplapperer ausgesucht, weil er glaubt, mit ihmeinfaches Spiel zu haben und sich so von seiner Schmach reinwaschenzu können. Doch auch bei David Frost geht es um alles oder nichts: Erhat Nixon mit einem Honorar von 600 000 Dollar zu dem Gesprächbewegt, kein Sender jedoch will ihm die Geschichte abkaufen. Wenn ernicht den absoluten Knaller bringt, ist er auf immer ruiniert.

Anfangs scheint Nixons Rechnung aufzugehen. Mitmachiavellistischem Starrsinn walzt er den zu wenig erfahrenenModerator aus dem Weg. Doch schließlich, nach einem nächtlichen Anrufdes betrunkenen Ex-Präsidenten, erwacht in Frost der Ehrgeiz.Fieberhaft lässt er die Hintergründe recherchieren, Munition sammeln- und bekommt am Ende von einem zusammenbrechenden Nixon einBekenntnis, wie er es wohl selbst nicht erwartet hat. «Dasamerikanische Volk...Ich habe es getäuscht», gesteht er. «Ich habedas Land verraten.»

«Jeder Dreh war spannend, jeder Dreh war ein Powerhaus», sagteHoward kürzlich. Verantwortlich dafür zeichnet vor allem Langella,der sich mit seiner Präsidentenfigur nicht vor dem atemberaubendenAuftritt verstecken muss, den Anthony Hopkins 1995 in Oliver StonesWerk «Nixon» lieferte. Obwohl ihm äußerlich gar nicht so ähnlich,spielt Langella die Einsamkeit und Sturheit dieses Machtmenschenderart intensiv, dass er eins scheint mit ihm. Der «echte» DavidFrost, inzwischen zum Sir geadelt, erzählte von einem Setbesuch,Langella habe sich vom Drehpersonal sogar als «Mr. President»ansprechen lassen, um wirklich in seiner Rolle zu leben.

Brillant ist aber ebenso das Drehbuch von Peter Morgan. Der Autor,der schon mit «Die Queen» und «Der letzte König von Schottland» seinGespür für zeitgeschichtliche Themen bewiesen hat, liefert auch fürdie Filmadaption seines Stücks eine packende Vorlage. «Es ist einSpiel, kein historisches Dokument», sagte er einmal. «Gelegentlichhabe ich es nicht geschafft, meine Fantasie auszublenden.»

In Amerika, wo die schon Anfang Dezember angelaufene Geschichteauch Assoziationen an die ausgehende Bush-Ära wachrief, stieß derFilm überwiegend auf Lob, auch wenn die «New York Times» von einem«abgefilmten Redemarathon» sprach. Und die Filmbewertungsstelle inWiesbaden urteilte: «"Frost/Nixon" ist ein Glücksfall des politischenKinos, er ist ein Politthriller der besonderen Art.»