Kinostart: 5. Februar Kinostart: 5. Februar: «Der Architekt»

Hamburg/dpa. - In ihrem Spielfilmdebüt «Der Architekt»zeichnet Ina Weisse das Bild eines Patriarchen, dessen wackligesFamiliengebäude einstürzt, als er sich seiner Vergangenheit stellenmuss.
Der Erfolgsmensch Georg (Josef Bierbichler) lebt mit seiner FrauEva (Hilde Van Mieghem) in Hamburg, als ihn aus der fernen Heimat dieBotschaft vom Tod seiner Mutter erreicht. Anscheinend ungerührtbricht er wortlos das Telefonat ab und geht seiner Arbeit nach, alssei nichts gewesen. Eva überredet ihren in kindlichen Trotzverfallenden Ehemann schließlich, zur Beerdigung zu reisen. Zuvorhatte er ihr jahrelang weisgemacht, seine Mutter wolle dieSchwiegertochter nicht sehen.
Widerwillig lädt er seine Frau und seine erwachsenen Kinder(Sandra Hüller und Matthias Schweighöfer) ins Auto und fährt in dieösterreichischen Alpen. Die Kinder zanken auf dem Rücksitz, gekochteEier werden ausgepackt und für eine Weile ist alles scheinbar wiefrüher. In der verschneiten Bergwelt Tirols entpuppt sich derverschlossene Georg als Naturbursche und tollt mit seiner Tochternackt durch die weiße Pracht. Doch der kurze Anflug vonUnbeschwertheit wird jäh unterbrochen, als die schöne Hanna (SophieRois) mit ihrem Sohn Alex (Lucas Zolgar) auftaucht. Als das Dorf dannauch noch durch eine Lawine von der Außenwelt abgeschnitten wird,kann Georg seinem Schicksal nicht mehr entfliehen.
Für Regisseurin und Drehbuchautorin Ina Weisse gehört derArchitekt zu «einer besonderen Art von Patriarchen, von Vatertypen,an denen man sich abarbeiten muss», wie sie in einem Gespräch mit derDeutschen Presse-Agentur dpa in Hamburg ausführte. Schon als sie vorfünf Jahren mit dem Projekt begann, kam für die 40-Jährige niemandanderes als Josef Bierbichler als Hauptdarsteller infrage. «Erverkörpert eine irre Gefühlsgewalt und ist wie ein Vulkan, dabei ganzzerbrechlich. Ein starker Fels, der bricht.» Inzwischen avancierte erzum Spezialisten für frostige Geschichten. Schon in HansSteinbichlers «Winterreise» (2006) spielte Bierbichler einen Mann,der die Kontrolle über sein Leben verliert, und vor drei Monaten warer in Caroline Links Familiendrama «Im Winter ein Jahr» zu sehen.
Weisse, die als TV-Schauspielerin («Tatort», «Doktor Martin»)bekannt wurde, gelang es, weitere hochkarätige Kollegen zu gewinnen,um ein Gegengewicht zu dem bayerischen Urgestein zu schaffen.Matthias Schweighöfer, Sandra Hüller und die mit Tiroler Akzentglänzende Sophie Rois wurden bereits für den Deutschen Filmpreis 2009vornominiert. Und auch die Niederländerin Hilde Van Mieghem überzeugtin der Rolle der trotz aller Demütigungen liebenden Ehefrau. Mit denPersonen vor der Kamera möchte die Regisseurin dennoch nichttauschen: «Ich bin einerseits einsamer, aber andererseits fühle ichmich viel reicher, weil ich ja sehe, was die Schauspieler mir geben.»
Gemeinsam mit Co-Autorin Daphne Charizani und Produzent PeterSchwartzkopff ist es Ina Weisse in ihrem ersten Langfilm gelungen,die Sprachlosigkeit einer Familie schonungslos zu sezieren. Sie löstdas Beziehungsgeflecht aus Lügen, Angst und Selbstbetrug nicht auf,sondern lässt den Zuschauer in seiner Betroffenheit allein zurück.