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Kinostart 4. Februar Kinostart 4. Februar: «Verdammnis»

Von Wolf von Dewitz 28.01.2010, 16:01
Noomi Rapace steht mit gezogener Waffe vor einem Motorrad und einem am Boden liegenden Mann. Rapace spielt im zweiten Teil der «Millenium»-Trilogie «Verdammnis» wieder die soziopathische Computer-Hackerin Lisbeth Salander, die nach einem Mord ins Visier der Ermittler gerät. (FOTO: DPA)
Noomi Rapace steht mit gezogener Waffe vor einem Motorrad und einem am Boden liegenden Mann. Rapace spielt im zweiten Teil der «Millenium»-Trilogie «Verdammnis» wieder die soziopathische Computer-Hackerin Lisbeth Salander, die nach einem Mord ins Visier der Ermittler gerät. (FOTO: DPA) poly Filmverleih

Hamburg/dpa. - Die Flucht in die Fremde scheitert. Auch auf Weltreise lassen Lisbeth Salander die Schatten ihrer dunklen Vergangenheit nicht los. Das Missbrauchsopfer kehrt nach Schweden zurück, um ihre einstigen Peiniger zur Strecke zu bringen. «Verdammnis», der zweite Teil der «Millenium»-Trilogie von Stieg Larsson, ist ein souverän inszenierter Thriller, dessen750-Seiten-starke Romanvorlage geschickt auf einen schlanken,spannenden Plot gekürzt wurde. Die Hauptdarsteller Noomi Rapace undMichael Nykvist füllen die bisweilen arg holzschnittartigen Figurenüberzeugend mit Leben.

Mehr als 20 Millionen «Millenium»-Bücher wurden bisher weltweitverkauft, eine Hollywood-Version der Skandinavien-Reihe ist schon inPlanung. Auch auf der Leinwand setzt die Larsson-Geschichte ihrenErfolgskurs als schwedisch-deutsche Produktion fort: Den ersten Teil- «Verblendung» (2009) - sahen sich nach Angaben des Produzenten 11,5Millionen Besucher in Europa an.

«Verblendung» war ein Krimi par excellence: Eine Insel diente alsklaustrophobisch enger Schauplatz, fast alle Vertreter einerIndustriellenfamilie kamen als Mörder infrage. Den kriminologischenMikrokosmos verlässt Larsson in den Teilen zwei und drei derTrilogie, die letztlich als eine lange Geschichte zusammenhängen.

Ein junges Pärchen recherchiert im Rotlichtmilieu und lüftet einNetzwerk zur Zwangsprostiution. Bald darauf werden die beidenerschossen. Ausgerechnet Lisbeth Salander wird des Mordesverdächtigt. In «Verdammnis» - Teil zwei der Reihe - startet der 2004gestorbene Journalist Larsson, der zeitlebens mit Reportagen gegenden Rechtsextremismus anschrieb, seinen belletristischen Großangriffauf die schwedische Gesellschaft: Sexsklaven werden von Richtern,Polizisten und anderen Beamten ausgebeutet, Morde von staatlichenInstanzen vertuscht - und Gerechtigkeit ist käuflich.

Wenn der packende Film Schwächen zeigt, ist das letztlich derBuchvorlage geschuldet: Die Verschwörungstheorien sind ziemlichüberzogen, die Lösungen doch sehr simpel. Zu Beginn vergewaltigt einsabbernder alter Mann eine junge gefesselte Zwangsprostituierte ausOsteuropa, während sich der Zuhälter - ein Dicker in Rocker-Klamotten- im Nebenzimmer langweilt. Solchen Bildern ist der mahnendeZeigefinger des gesellschaftskritischen Journalisten Larsson deutlichanzumerken. Aber der gute Vorsatz heiligt nicht gleich alleerzählerischen Mittel - die Aufteilung der Welt in aufrechte Gute unddiabolische Schurken ist doch sehr plakativ. Zumal der Reiz von Teileins die Vermischung der Gegensätze war: das Böse, das unerkanntunter der Oberfläche lauert. Davon ist im Schwarz-Weiß von«Verdammnis» keine Spur mehr.

Den Mechanismen eines Kinoprojektes folgend sind die meistenFiguren aus Zeitgründen nur kurz angerissen, ob Salanders Ex-VormundPalmgren als Schlaganfall-Patient oder der homophobe Polizist HansFaste. Manche Charaktere fehlen komplett. Der rasant erzähltenKriminalgeschichte schadet das kaum - was an den durchgängighervorragenden Schauspielern liegt, die auch kurze Auftritteüberzeugend nutzen. Nach 129 spannenden Film-Minuten und einemblutigen Finale beginnt dann für Larsson-Fans eine lange Wartezeit:Der dritte Teil, «Vergebung», soll erst im Juni in die deutschenKinos kommen.

("Verdammnis", Schweden 2009, 129 Min., FSK ab 16, von Daniel Alfredson, mit Noomi Rapace, Michael Nyqvist, Lena Endre)