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Kinostart 3. Juni Kinostart 3. Juni: «Vergebung»

Von Wolf von Dewitz 27.05.2010, 08:23
Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) im Gespräch mit seiner Kollegin und langjährigen Affäre Erika Berger in einer Szene des Films «Vergebung». (FOTO: DPA)
Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) im Gespräch mit seiner Kollegin und langjährigen Affäre Erika Berger in einer Szene des Films «Vergebung». (FOTO: DPA) Knut Koivisto/Yellow Bird Pictur

Berlin/dpa. - Die Heldin derStieg-Larsson-Krimireihe selbst wird schwer verletzt. Nun ist dasMissbrauchsopfer Salander dort, wo ihr jahrelanges Martyrium einstbegann: in der Obhut staatlicher Institutionen. Als Jugendliche wurdesie von ihren Peinigern in die Psychiatrie gesperrt, in dem Film«Vergebung» wartet sie im Krankenhaus auf einen Prozess. Der letzteTeil der Krimitrilogie erzählt von der Auflösung des Falls LisbethSalander. Neben dem Mafioso Zalachenko sind eine Biker-Gang und eindubioser Geheimdienst mit von der Partie.

Die beiden ersten Filme brachten es auf ein solides, aber nichtüberragendes Einspielergebnis in Deutschland: 700 000 Zuschauer sahen«Verblendung» (2009), 450 000 «Verdammnis» (2010). Als letzter Partwird es «Vergebung» an der Kinokasse schwer haben, denn ohneVorwissen aus den Teilen 1 und 2 ist vom Besuch des letzten Teilsabzuraten. Angesichts weltweit 21 Millionen verkaufter Exemplare derKrimi-Reihe wird es aber genug eingefleischte Stieg-Larsson-Fansgeben, die dem Finale furioso entgegenfiebern.

Die Story geht übergangslos von Part 2 zu Part 3 weiter: DerJournalist Mikael Blomkvist, Alter Ego vom 2005 gestorbenen AutorLarsson, will Licht in das Dunkel um den ominösen Ex-KGB-SpionAlexander Zalachenko bringen. Dieser wechselte im Kalten Krieg dieSeiten. Er gab den Schweden sein Sowjet-Wissen preis, dafür drücktenstaatliche Instanzen bei seinen kriminellen Machenschaften ein Augezu. Der schwedische Geheimdienst deckte ihn dabei.

Wie weit lässt sich der Staat korrumpieren, wenn er mitSchwerverbrechern als Informationsträger zusammenarbeitet? Larssonüberdreht die Politthriller-Schraube. Ein Staat im Staat entsteht,ein Bereich mit absoluter Rechtlosigkeit. Wer dem Geheimdienst in dieQuere kommt, wird mundtot gemacht oder umgebracht.

Regisseur Daniel Alfredson folgt der Buchvorlage linear und sowerktreu, wie es die Kürzung von 846 Romanseiten auf 146 Filmminutenzulässt. Die für ihre famose Leinwandleistung gefeierteHauptdarstellerin Noomi Rapace mimt erneut eine intensiveAmazonenkriegerin, die in Gefangenschaft waffenlos ihrem Schicksalharren muss. Auch Michael Nykvist («Zusammen!») bietet einesehenswerte schauspielerische Leistung.

Larssons dritter Roman ist sein mit Abstand schwächster. Zuvorbeschrieb er zweimal meisterhaft die Familie als Schauplatztraumatisierenden Missbrauchs, in der Mädchen Opfer von brutalenVätern werden. Im dritten Part verlässt Larsson dieseklaustrophobisch-ausweglose Familienkonstellation. Er sucht sein Heilin der großen Verschwörungstheorie vom Überwachsungsstaat. Es sindsolide, aber letztlich wenig originell aneinandergereihteThriller-Bausteine. Das Ende gerät so, wie sich ein engagierterPolitjournalist eine bessere Welt wohl erträumt: Die bösen Bubenkriegen allesamt ihre gerechte Strafe und unschuldig Angeklagtekommen mit blitzblanker Weste ins Sonnenlicht der Freiheit.

Lisbeth Salander (Noomi Rapace) im Kampf mit einem ihr wohlbekannten Gegner in einer Szene des Films «Vergebung». (FOTO: DPA)
Lisbeth Salander (Noomi Rapace) im Kampf mit einem ihr wohlbekannten Gegner in einer Szene des Films «Vergebung». (FOTO: DPA)
Knut Koivisto/Yellow Bird Pictur