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Kinostart 3. Juni Kinostart 3. Juni: «Das Lied von den zwei Pferden»

Von Iris Auding 27.05.2010, 08:45
Großmutter und Urna (r) in einer Szene aus dem Film «Das Lied von zwei den Pferden». Der Film beschreibt die wundersame Reise der Sägerin Urna Chahar-Tugchi, die ihrer Großmutter den letzten Wunsch erfüllen will und sich auf die Suche nach den Strophen eines alten Liedes macht. (FOTO: DPA)
Großmutter und Urna (r) in einer Szene aus dem Film «Das Lied von zwei den Pferden». Der Film beschreibt die wundersame Reise der Sägerin Urna Chahar-Tugchi, die ihrer Großmutter den letzten Wunsch erfüllen will und sich auf die Suche nach den Strophen eines alten Liedes macht. (FOTO: DPA) dpa-Film

HAMBURG/DPA. - Ein Weg mit Hindernissen, der die Musikerin indie Hauptstadt der Mongolei, Ulan-Bator, und in die weite Steppe desHinterlands führt. Die in der Mongolei aufgewachsene und inDeutschland lebende Regisseurin Byambasuren Davaa setzt sich auch in«Das Lied von den zwei Pferden» mit Themen wie Tradition undAufbruch, Natur und Profit, Spiritualität und Moderne auseinander.

Mit ihrem ersten Film «Die Geschichte vom weinenden Kamel» hatteDavaa, die in München an der Hochschule für Film und Fernsehenstudierte, gleich einen internationalen Erfolg gelandet: Das Werkerhielt 2005 eine Oscar-Nominierung in der Sparte «BesterDokumentarfilm». In der Geschichte geht es um eine Kamelmutter undihr Junges in der Wüste Gobi und um uralte Rituale. Auch ihr zweiterabendfüllender Streifen «Die Höhle des gelben Hundes» spielt in derMongolei, in die Schilderung des Lebens einer Nomadenfamilie fließteine Fabel ein. Davaa sieht die drei Filme allerdings nicht alsTrilogie.

«In Das Lied von den zwei Pferden wollte ich bewusst einen anderenAnsatz wählen, nicht dieselben altbewährten ethnischen Denkmustermeiner anderen Filme wiederholen und nicht nochmals die heile Weltder Nomaden darstellen», sagt die 1971 geborene Regisseurin imPresseheft. «Mein Ziel ist es, dass der Zuschauer sich auf UrnasPerspektive auf mein Land einlässt. Dadurch wird er den Menschen inder heutigen Mongolei viel näher kommen als in meinen beiden erstenFilmen.»

Auch diesmal gibt es Bilder, die das Publikum erwartet -galoppierende Pferdeherden, die Weite der Steppe und Jurten. DochDavaa malt keine klischeehafte Idylle: Sie zeigt die Armut in Ulan-Bator - Menschen, die auf riesigen Müllbergen nach Verwertbaremsuchen; sie weist darauf hin, wie immer mehr Weiden in Minenumgewandelt werden, um nach Gold zu suchen und schnellen Profit zufinden. Dabei wirkt das Dokudrama, wie Davaa es nennt, unaufdringlichund nie plakativ, es nimmt sich Zeit für die Geschichte.

Urna, gespielt von der Sängerin Urna Chahar-Tugchi, kommt aus derzu China gehörenden Inneren Mongolei. Sie trägt ein traditionellesGewand und wird deswegen in dem nach Urbanität und Moderne strebendenUlan-Bator zunächst für eine Touristin gehalten. Die Hauptfigur willAltes bewahren und sieht überlieferte Traditionen als Schatz, den eszu schützen gilt.

Schließlich macht sich Urna ins Hinterland auf, Viehhirtenbewirten sie und können kaum glauben, dass sie für ein paarPferdehaare, die der Geige der Großmutter als Saiten dienen sollen,so weit gereist ist. Bei der Suche nach dem Lied von den zwei Pferdenkönnen die Nomaden nicht helfen, ebenso wenig wie ein Geigenbauer,ein traditionelles Orchester, eine Hochzeitsgesellschaft oder einSchamane. Erst eine alte Frau erinnert sich. Urna ist am Ziel: Siehat das Lied gefunden, auch die Pferdekopfgeige - ein Symbol für dienationale Identität der Mongolen - ist wieder ganz.

Der Film lebt auch von den authentischen Darstellern, so ist diealte Frau (Chimed Dolgor) keine Schauspielerin, sondern eine echteSängerin, auf die das Team per Zufall stieß. Die Liebeserklärung derRegisseurin an ihre Heimat ist einfühlsam und durchaus humorvoll: Sowird ein Handy kurzerhand in die Luft geworfen («das Netz istirgendwo da oben»), weil das Versenden einer SMS am Boden nichtklappt.

Die Sägerin Urna Chahar-Tugchi in einer Szene aus dem Film «Das Lied von zwei den Pferden». (FOTO: DPA)
Die Sägerin Urna Chahar-Tugchi in einer Szene aus dem Film «Das Lied von zwei den Pferden». (FOTO: DPA)
dpa-Film