Kinostart: 27. Februar Kinostart: 27. Februar: «About Schmidt»

Köln/dpa. - Jack Nicholson ist Schmidt. Leibhaftig, denn hinter diesem zunächst vorgesehenen deutschen Titel von «About Schmidt» steht mehr als kalkulierte Werbung mit dem Star des Films. In das Gedächtnis des Kinopublikums ist Nicholson eingebrannt mit seinem dämonischen Grinsen und den hochgezogenen Augenbrauen. In dieser Paraderolle nun nimmt der Hollywood-Schauspieler die Nicholson-Maske ab und wird zum müden und perspektivlosen Rentner Warren Schmidt. «Das ist sicherlich die am wenigsten eitle Performance meines Lebens», sagte Nicholson im vergangenen Mai in Cannes. Dafür wurde er bereits mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Der vierte Oscar könnte folgen.
Zur Rollenbiografie des Hollywoodstars gehören der Psychopath mit der Axt in der Stephen-King-Verfilmung «Shining», der neurotische Schriftsteller in «Besser geht's nicht» und der schurkische Joker in «Batman». Seine Grimassen und Tricks tauchten in jeder weiteren Rolle auf. Doch jetzt fällt es leicht, in Warren Schmidt nicht den unverkennbaren Superstar Nicholson zu sehen, sondern den engstirnigen Ex-Versicherungsangestellten aus Omaha, Nebraska, den der plötzliche Tod seiner nie besonders geliebten Frau hilflos zurück lässt. Als Warren seiner Tochter die Heirat mit einem erfolglosen Wasserbetten- Vertreter ausreden will, droht er auch sie zu verlieren.
Nicholson trägt den Film, aber der Regisseur Alexander Payne inszeniert auch die Nebenfiguren lebendig, komisch und manchmal so wahrhaftig, dass es wehtut. So lernt Warren auf der Reise zu seiner Tochter ein Camper-Ehepaar kennen, das mit dem Gruß «Ahoi, Erlaubnis an Bord zu kommen?» bei seinem Riesen-Wohnmobil auftaucht. Die Schilderung dieser Begegnung gehört zu den denkwürdigen Szenen des Films und schmeichelt keiner der Figuren: Die Camperin tritt Warren nach einer Stunde Bekanntschaft mit einer Westentaschenanalyse seiner Einsamkeit zu nahe. Doch Warren fühlt sich zum ersten Mal im Leben verstanden und eingeladen, die vermeintliche Traumfrau zu küssen.
Kitsch und Liebe liegen in diesem Film immer im Auge des Betrachters, schrieb die «Los Angeles Times» zum US-Start. Während Warren sich nicht mit seiner Tochter über ihre Hochzeit freuen kann, liebt sie der nichtsnutzige Bräutigam aufrichtig. Auch der Schluss ist mehrdeutig. Warrens einziger «Ansprechpartner» ist ein tansanisches Waisenkind, dem er neben der Patenschaftsspende von 22 Dollar im Monat auch sentimentale Briefe schickt. Warren weint am Ende, als er ein Antwortschreiben mit einem gemalten Bild des Sechsjährigen erhält. Das passt zu diesem Menschen, der glaubt, dass afrikanische Waisen in Entwicklungshilfe-Projekten ihren 22-Dollar- Scheck bei der nächsten Bank einlösen, um sich was Schönes zu kaufen.
«Dieser Mann ist wirklich ein sehr unglücklicher Typ», meint Nicholson. «Und es war ziemlich schrecklich für mich, das ohne meine üblichen Tricks zu spielen.»