Kinostart: 22. Januar Kinostart: 22. Januar: «Mona Lisas Lächeln»

Rom/dpa. - Es gibt Filme, bei denen erinnert man sich vor allem an die Farben, an die Jahreszeiten oder an das Wetter. Oder auch an die Kleidung. Bei «Mona Lisas Lächeln» herrschen zarte Pastelltöne vor, etwa bei den Pettycoats der Mädchen oder dem Laub im herbstlichen Massachusetts. Dann dieser wunderbare hohe Schnee im Winter. Und erst die tollen Anzüge der Männer zu Beginn der 50er Jahre. Da tritt die Geschichte des Streifens glatt in den Hintergrund, selbst dass Julia Roberts darin spielt, ist nicht so wichtig wie die schönen Bilder. Am Donnerstag (22. Januar) läuft «Mona Lisas Lächeln» von Regisseur Mike Newell («Vier Hochzeiten und ein Todesfall») in Deutschland an.
«Was den Wohlfühl-Faktor anbelangt, bietet der Film ein paar warme Stunden im kalten Winter», meint der Kritiker Serge Zehnder. War ja auch eine tolle Zeit damals in den USA: Amerika hatte den Krieg gewonnen, selbstbewusst und mit schicken Krawatten traten die Männer auf. Und am piekfeinen Mädchen-College Wellesley (dort studierte später Hillary Clinton) gibt es für die verwöhnten Gören nur ein Thema: Wie finde ich einen Ehemann?
Also, aus dem sonnigen und verrückten Kalifornien kommt die etwas zu ernste Kunstdozentin Katherine Watson (Julia Roberts) nach Wellesley. Dort sind selbstverständlich ausschließlich reiche und stinkkonservative Ostküsten-Snobs. Zwei Arten von Frauen gibt es in dieser Welt: Junge, dralle Dinger, die nach Männern Ausschau halten, und schmallippige Lehrerinnen über 30, die zickig sind und keinen Mann haben. Backfische nannte man damals im Jahr 1953 die erste Kategorie, alte Jungfern die traurigen Fälle. Julia Roberts spielt die Rebellin.
Die stärkste Szene der gesamten 135 Minuten des Streifens ist die erste. Da tritt die Neue aus Berkeley zur ersten Vorlesung vor die Frauenzimmer, ziemlich nervös, ihr großer Mund verzieht sich vor Aufregung. Die Kunstdozentin zeigt Dias berühmter Gemälde. Doch wenn immer sie zur Erklärung ansetzt, vollendet eines der Mädchen ihren Satz. Peinlich: Lehrerin und Schülerinnen haben dasselbe Buch gelesen. Das ist auch die stärkste Szene von Julia Roberts.
Der Rest des Streifens spult dann so brav, berechenbar und einfallslos ab, dass es schon fast wieder eine Überraschung ist. Die Frau aus Berkeley gibt natürlich nicht auf, setzt ihren Schülerinnen mit moderner Kunst ungewohnte Kost vor. Und ganz nebenbei predigt sie ihnen, dass Frauen auch Menschen sind und einen Beruf bräuchten. «Teils Soap Opera, teils feministisches Traktat», meint ein US- Kritiker. «Der Film ist nicht nur langweilig, er ist wie eine fromme Predigt.» Julia Roberts wirkt wie mit dem Fallschirm aus den wilden 60er Jahren abgesetzt. Trotzdem spielt sie ganz reizend. Und die Farben sind schön, die knackigen Winter wirken beruhigend und das goldene Herbstlaub wundervoll.