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Kinostart: 21. Mai Kinostart: 21. Mai: «Die Schimmelreiter»

Von Dorit Koch 14.05.2009, 11:39
Die Schauspieler Axel Prahl (li.) und Peter Jordan stehen in einer Szene des Films «Die Schimmelreiter» vor der Imbiss-Bude Strand-Kate. Die Komödie ist eine «Tour-de-Force» der zwei ungleichen Männer durch das gastronomische Ödland Frieslands. (FOTO: DPA)
Die Schauspieler Axel Prahl (li.) und Peter Jordan stehen in einer Szene des Films «Die Schimmelreiter» vor der Imbiss-Bude Strand-Kate. Die Komödie ist eine «Tour-de-Force» der zwei ungleichen Männer durch das gastronomische Ödland Frieslands. (FOTO: DPA) Aries Images

Hamburg/dpa. - «Die Frikadellen? Dassind doch Cevapcici», sagt der Betreiber des türkischen Restaurantsund schaut mit unwissendem Blick auf seine eigentliche Balkan-Spezialität. Dass die Dekoration in seinem Restaurant ebenfalls sogar nicht landestypisch sei, ist ihm egal: «Hauptsache, es sieht nachUrlaub aus.» Fuchs nimmt es locker, soll die Dienstreise durch diegastronomischen Abgründe Dithmarschens doch seine letzte sein. Erwill nach Hamburg, denn: «Dithmarschen ist tot, mausetot!»

Regisseur Lars Jessen widmet sich in seinem jüngstem Werk malwieder seiner Heimat - dem endlos flachen Norden, den Menschen dortmit ihrer spröden Art und dem typischen Humor. Selbst in Kielgeboren, in Meldorf (Dithmarschen) aufgewachsen, jetzt in Hamburglebend, schickt der 40-Jährige nun «Die Schimmelreiter» auf eine Tourentlang der Nordseeküste. Nicht Theodor Storms Novelle hat Jessenadaptiert, sondern gemeinsam mit Ingo Haeb ein Roadmovie durch dasLand hinter den Deichen inszeniert. Als Hauptdarsteller vor derKamera - natürlich auch zwei Norddeutsche: Der Hamburger Peter Jordanund Axel Prahl, gebürtiger Eutiner (Schleswig-Holstein). Ein Duo, dasgegensätzlicher nicht sein könnte.

Eigentlich ist Fuchs ein Spaßvogel, doch das Lachen vergeht ihm inso manchen Asia-Lokalen, Hähnchengrills und Imbissbuden seinerRegion. Den Grund für die kulinarischen Tiefpunkte und Verstöße gegenLebensmittelverordnungen in dem flachen Land kennt er genau: Denmeisten Gastronomen fehlt «der Competition». Genau den erhofft ersich in Hamburg und will deshalb in die Hansestadt wechseln. Um denChef der dortigen Lebensmittelkontrollbrigade für sich zu gewinnen,nimmt er dessen Bruder Tilmann (Prahl) auf. So treten ein fröhlicherSaubermann und ein zynischer Alkoholiker gemeinsam Fuchs' letzteDienstreise an und machen aus der Routinefahrt eine spaßige Tour, diebisweilen Längen hat, aber mit trockenem Humor und Tragikomikpunktet.

Erst vor wenigen Wochen brachte Jessen seine Romanverfilmung«Dorfpunks» auf die Leinwand, in der er sich der Jugend in dernorddeutschen Provinz annahm. «Ich liebe meine Heimat und dieMenschen hier - habe aber auch keine Scheu zu sagen, wo es meinerMeinung nach nicht so schön ist und es vielleicht gerade dadurch aucheinen speziellen Charme hat», sagt der Regisseur, der nach mehrerenTV-Produktionen vor vier Jahren mit «Am Tag als Bobby Ewing starb»sein Kinodebüt gab. «Ich bin ein glühender Verehrer der frühen Buck-Phase», sagt er über seinen ebenfalls aus Schleswig-Holsteinstammenden Kollegen Detlev Buck. «Buck macht jetzt andere Filme, undich hatte das Gefühl, dass da noch was übrig ist...»

Die Low-Budget-Produktion realisierte er mit Autor Haeb («...füreinen guten Film braucht man nicht unbedingt mehr als zwei Typen undein Auto. Und natürlich Dithmarschen.»). Ohne große Logistik, miteinem 15-Mann-Team - in einer Nebenrolle ist auch KatharinaWackernagel mit von der Partie - und einer kleinen Videokamera, «dieman ganz normal im Laden kaufen kann» (Jessen), hätten sie denStreifen gedreht. Er selbst nennt seinen Film eine «Berg- undTalfahrt durch das gastronomische Hinterland meiner HeimatDithmarschen an der Nordseeküste und auch eine Hommage an die dortlebenden Migranten, die sich bis zu uns durchgeschlagen haben, um unsmit Tortellini, Gyros oder Chop Suey zu versorgen.»