1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Kinostart: 19. Juni: Kinostart: 19. Juni: «Chihiros Reise ins Zauberland»

Kinostart: 19. Juni Kinostart: 19. Juni: «Chihiros Reise ins Zauberland»

Von Johannes von der Gathen 15.06.2003, 16:39
Chihiro reitet in dem neuen Kinofilm "Chihiros Reise ins Zauberland" mit ihren Freunden Baby-Maus und Fliegen-Vogel auf einem riesigen Drachen (Szenenfoto). Eines Tages muss die 10-Jährige mit ihren Eltern in einen Vorort von Japans Hauptstadt Tokio ziehen. Auf dem Weg dorthin entdeckt die Familie einen geheimnisvollen Tunnel, hinter dem sich die Zauberwelt Aburaya befindet. Fortan beginnt für Chihiro eine unglaubliche Reise durch die Welt der Götter und Geister. Starttermin des preisgekrönten Zeichentrick-Abenteuers ist der 19. 06.2003. (Foto: dpa)
Chihiro reitet in dem neuen Kinofilm "Chihiros Reise ins Zauberland" mit ihren Freunden Baby-Maus und Fliegen-Vogel auf einem riesigen Drachen (Szenenfoto). Eines Tages muss die 10-Jährige mit ihren Eltern in einen Vorort von Japans Hauptstadt Tokio ziehen. Auf dem Weg dorthin entdeckt die Familie einen geheimnisvollen Tunnel, hinter dem sich die Zauberwelt Aburaya befindet. Fortan beginnt für Chihiro eine unglaubliche Reise durch die Welt der Götter und Geister. Starttermin des preisgekrönten Zeichentrick-Abenteuers ist der 19. 06.2003. (Foto: dpa) Universum

Hamburg/dpa. - Die zehnjährige Chihiro ist eine verwöhnte Wohlstandsgöre. Gelangweilt sitzt die Kleine auf dem Rücksitz des elterlichen Autos inmitten von prall gefüllten Einkaufstüten. Sie ist sauer, die Eltern wollen von Tokio aufs Land umziehen. Noch weiß das trotzige Mädchen nicht, dass bald das größte Abenteuer seines Lebens beginnt - in einer gar nicht heilen Wunderwelt jenseits ihrer Vorstellungskraft.

Der japanische Animationsfilmer, Produzent, Drehbuchautor und Grafiker Hayao Miyazaki hat mit «Chihiros Reise ins Zauberland» ein atemberaubendes Meisterwerk geschaffen, das als Zeichentrickfilm in seinem Heimatland mit mehr als 20 Millionen Zuschauern alle Rekorde gebrochen hat. Bei der Berlinale im vergangenen Jahr wurde die Zeichentrick-Odyssee mit einem Goldenen Bären ausgezeichnet, 2003 gewann sie den Oscar als bester Animationsfilm.

Der Film gilt manchen Kritikern bereits als Klassiker des Genres, obwohl er eher unspektakulär in fast altmodisch ruhigen Bildern und einem wohltuend gelassenen Erzählrhythmus seine zauberhafte Geschichte entfaltet. Chihiros Vater verfährt sich, die Familie kommt schließlich in einem menschenleeren Vergnügungspark an. Die Eltern entdecken eine Imbissbude mit Unmengen von verlockenden Speisen. Sie beginnen gierig zu essen - und werden dafür flugs in sabbernde Schweine verwandelt. Jetzt ist Chihiro auf sich allein gestellt.

Zum Glück taucht der geheimnisvolle Junge Haku auf, der Chihiro erklärt, dass sie nur eine Möglichkeit hat, ihre Eltern zu retten: sie muss im Zauberreich für die böse Hexe Yubaba arbeiten. Im Zentrum dieser Gespensterwelt steht ein riesiges Badehaus, in dem sich erschöpfte Götter und Geister erholen und von ihren Sünden rein waschen. Hier muss Chihiro nun schuften.

Der 1941 in Tokio geborene Animations-Magier Miyazaki, dessen naturmagische Saga «Prinzessin Mononoke» (1997) bereits bei uns im Kino für Furore sorgte, hat abermals eine wunderbar skurrile Fantasiewelt geschaffen, in der sich Elemente der japanischen Mythologie mit beißender Kritik am schier unersättlichen Fortschrittsglauben in Fernost mischen. Aber die Imagination des staunenden Zuschauers wird nie eingeengt. Sicherlich übt Miyazaki ätzende Kritik am herrschenden Materialismus in seinem Land, darüber hinaus aber hat er eine autonome Fantasiewelt entworfen.

Es gibt immer mehr als nur eine Wahrheit im Zauberland. Die fiese Hexe Yubaba ist auch eine besorgte Mutter, die sich um ihr grotesk polterndes Riesenbaby sorgt. Und ihre gute Zwillingsschwester Zeniba wirkt wie ein verwunschenes Spiegelbild. Man muss sich entwickeln, die Augen offen halten, neugierig sein. Diese Weisheiten lernen auch Chihiro und ihr Freund Haku, der sich manchmal in einen fliegenden Drachen verwandelt und die enge Zauberwelt verlässt. So entstehen immer wieder Momente reinster Poesie, die Dimensionen von Raum und Zeit spielen dann längst keine Rolle mehr.

Natürlich findet Chihiro den Weg zurück in die Welt ihrer Eltern. Aber sie ist nicht mehr dasselbe zickige Mädchen wie früher. Weisheit ist keine Sache des Alters. Auf die Frage nach seinem Zielpublikum sagte Miyazaki, er habe seinen Film gedreht «für Menschen, die zehn Jahre alt waren, und für die, die zehn Jahre alt werden.»