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Kinostart 19. Februar Kinostart 19. Februar: «Milk»

Von Barbara Munker 12.02.2009, 13:33
Der Lokalpolitiker Harvey Milk (Sean Penn) in einer Szene von «Milk» (undatierte Filmszene). Der Film erzählt die Geschichte des erste offen schwule Stadtpolitiker in San Francisco. Milk wurde 1978 zusammen mit dem Bürgermeister der Westküstenstadt von einem konservativen Kollegen erschossen. Der Film kommt am 19.Februar in die deutschen Kinos. (FOTO: DPA)
Der Lokalpolitiker Harvey Milk (Sean Penn) in einer Szene von «Milk» (undatierte Filmszene). Der Film erzählt die Geschichte des erste offen schwule Stadtpolitiker in San Francisco. Milk wurde 1978 zusammen mit dem Bürgermeister der Westküstenstadt von einem konservativen Kollegen erschossen. Der Film kommt am 19.Februar in die deutschen Kinos. (FOTO: DPA) Constantinfilm

San Francisco/dpa. - Mit «Milk» setzen US-Regisseur Gus Van Sant und dereigenwillige Hollywood-Star Sean Penn dem charismatischenBürgerrechtler ein längst überfälliges Denkmal. Der erste Spielfilmüber das Leben, Sterben und die Bedeutung von Harvey Milk kommt am19. Februar in die deutschen Kinos.

Das bewegende Drama ist für acht Oscars nominiert, darunter in derKönigskategorie Bester Film, für die Regie-Kunst von Van Sant, dermit «Good Will Hunting» (1997) schon einmal Oscar-Chancen hatte, undfür Penns Glanzleistung, vollkommen in Milk aufzugehen, statt ihn nurzu spielen. Auch Josh Brolin in der undankbaren Nebenrolle als MilksMörder Dan White kann auf einen Oscar hoffen.

Milk, der inoffizielle «Bürgermeister von Castro Street», hatte es1977 im dritten Anlauf geschafft, in den Rat von San Franciscogewählt zu werden. Doch nur ein knappes Jahr war der schillerndenIkone der Schwulenbewegung diese Aufgabe vergönnt. Am 27. November1978 wurde Milk im Rathaus von dem konservativen Ex-Polizisten DanWhite, ebenfalls Stadtrat, erschossen. Auch der liberaleBürgermeister George Moscone, der sich für die Rechte Homosexuellereingesetzt hatte, fiel dem Attentäter zum Opfer.

Ganz locker steigt Van Sant in das Drama ein. 1970, in einer NewYorker U-Bahnstation, flirtet der Versicherungskaufmann Milk miteinem jungen Hippie (James Franco) und schleppt ihn ab. Mit Sekt undSex feiern sie in Harveys 40. Geburtstag hinein. Das Paar zieht indie Hippie-Hochburg San Francisco, wo es Anfang der 70er Jahre nochgefährlich war, offen schwul zu sein. Im Castro-Viertel, heute dasMekka der Homosexuellen, macht Milk einen Fotoladen auf, outet sich,wird zum Sprachrohr der Schwulen. Mit seinem umwerfenden Charme,Witz, Kampfgeist und Hartnäckigkeit mobilisiert er Helfer und ziehtWähler auf seine Seite.

Van Sant zeichnet Milks politischen Werdegang nach, seine«Grassroots»-Bewegung und seine Männerlieben, bis zu dem gewaltsamenTod im Alter von 48 Jahren. Dabei hält er sich ganz im Stil destraditionellen Erzählkinos eng an die Fakten. «"Milk" ist einefaszinierende, vielschichtige Geschichtsstunde», begeisterte sich die«New York Times». Der Film handle von «fast allem - Liebe, Tod,Politik, Sex und Modernität - ohne die innigen Details der Geschichteaus den Augen zu verlieren».

Sean Penn, der sich als verzweifelter Vater in dem Drama «MysticRiver» 2004 einen Oscar holte, ist diesmal ernst, sanft, witzig,kämpferisch, mitfühlend, charmant, leidenschaftlich und durchtrieben,genau so, wie Milk von Freunden und Zeitzeugen beschrieben wird. VonBerührungsängsten mit einer Schwulenrolle keine Spur. «AlsSchauspieler spielen wir weder schwul noch heterosexuell. Wir spielenMenschen und auf diesen Film sind alle Beteiligten ungeheuer stolz.Dies ist eine Geschichte über gleiche Rechte für alle Menschen»,sagte Penn Ende Januar zu Tränen gerührt in einer Dankesrede. DieUS-Schauspielergewerkschaft SAG hatte ihn zum besten Schauspielergekürt.

Zur Star-Besetzung zählen neben Penn, Brolin und Franco auch DiegoLuna als einer von Milks Liebhabern und Emile Hirsch als sein engerpolitischer Vertrauter Cleve Jones. Jones ist einer von über 40Zeitzeugen, der Drehbuchautor Dustin Lance Black Rede und Antwortstand. Black, der als heimlich schwuler Mormone in Texas aufwuchs,gilt als Oscar-Favorit für das beste Original-Drehbuch.

Seit Anfang der 90er Jahre riss sich Hollywood um den fesselndenStoff. Robin Williams, Kevin Spacey und Richard Gere wollten Milkspielen, Oliver Stone und «Operation Walküre»-Regisseur Bryan Singerwollten Regie führen. Mal stimmte das Drehbuch nicht, mal fehlte dasGeld, dann legte der Autorenstreik in Hollywood das Projekt auf Eis.Für bescheidene 20 Millionen Dollar lieferte Van Sant ein wertvollesKunstwerk ab. Jetzt fehlt nur noch Oscar-Gold. Einen Oscar holte sichMilk bereits, als 1985 «The Times of Harvey Milk» zum bestenDokumentarfilm gekürt wurde. Er hat weitere Filmtrophäen verdient.