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Kinostart: 19. Februar Kinostart: 19. Februar: «Die Nacht singt ihre Lieder»

Von Peter Claus 15.02.2004, 18:39
Sie (Anne Ratte-Polle) ist lebenslustig, er (Frank Gierig) ist Schriftsteller und frustriert, weil sich niemand für seine Texte interessiert. In ihrer Wohnung besprechen sie ihre Probleme (Szenenfoto). In "Die Nacht singt ihre Lieder" zeichnet Regisseur und Grimme-Preisträger Romuald Karmakar ("Der Totmacher") eine Studie über die Probleme beim Zusammenleben eines Paares. Starttermin des Films nach einem Theaterstück des norwegischen Dramatikers Jon Fosse ist der 19.02.2004. (Foto: dpa)
Sie (Anne Ratte-Polle) ist lebenslustig, er (Frank Gierig) ist Schriftsteller und frustriert, weil sich niemand für seine Texte interessiert. In ihrer Wohnung besprechen sie ihre Probleme (Szenenfoto). In "Die Nacht singt ihre Lieder" zeichnet Regisseur und Grimme-Preisträger Romuald Karmakar ("Der Totmacher") eine Studie über die Probleme beim Zusammenleben eines Paares. Starttermin des Films nach einem Theaterstück des norwegischen Dramatikers Jon Fosse ist der 19.02.2004. (Foto: dpa) Prokino

Hamburg/dpa. - Mit der Adaption des Theaterstücks «Die Nacht singt ihre Lieder» von dem auch hierzulande viel gespielten norwegischen Erfolgsautor Jon Fosse gelang dem 39-jährigen Autor, Produzent und Regisseur Romuald Karmakar einer der ungewöhnlichsten und bei der Kritik umstrittensten deutschen Spielfilme der letzten Monate. Vor allem die stilistische Strenge, in der die Krise einer Ehe vorgeführt wird, löst heftiges Pro und Contra aus.

Romuald Karmakar konzentriert sich vollkommen auf die Unfähigkeit eines Paares, in Momenten des Zorns und des Leidens die richtigen Worte zu finden. Die von Anne Ratte-Polle und Frank Giering mit fast brachialer Heftigkeit verkörperten Protagonisten reden und reden, doch über das Eigentliche, ihre Gefühle, können sie nichts sagen. Sie erschöpfen sich in Äußerlichkeiten. Was den Film auf hintersinnige Art zum Spiegel der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft macht.

Vor allem dies ist Romuald Karmakar wichtig. Dazu sagte er in einem dpa-Gespräch: «Ich möchte den Zuschauern das Mitdenken und Mitfühlen nicht ersparen. Mir gefällt es, wenn sich die Leute aufregen und dadurch angeregt werden, über sich selbst und über die Gesellschaft, in der wir leben, nachzudenken.» Ergänzend fügte er hinzu: «Es ist eines meiner wesentlichen Ziele, Wirklichkeit zu spiegeln. Und ich denke, wir Regisseure dürfen uns nicht immer nur extremen Figuren zuwenden. Die Spiegelung von Alltag in der so genannten bürgerlichen Mitte ist einer der entscheidenden Gründe, weshalb ich das Theaterstück von Jon Fosse unbedingt verfilmen wollte. Und es ist kein Zufall, dass wir die Handlung nach Berlin- Mitte verlegt haben. Auch wenn wir natürlich nicht mit erhobenem Zeigefinger sagen, "seht her, so leben viele hier und heute", ist das in diesem Zusammenhang doch sehr wichtig.»

Die Entdeckung des Films ist die Kino-Debütantin Anna Ratte-Polle im Part der namenlosen jungen Frau. Nach Abschluss ihres Studiums wurde sie 1999 gleich in ihrer ersten Bühnenrolle als «Effi Briest» am Staatstheater Cottbus von den Rezensenten gefeiert. Mit der schon da gezeigten Fähigkeit, einer Figur mit geringsten schauspielerischen Mitteln Charakter und Tiefe zu verleihen, brilliert sie nun auch in ihrem ersten Spielfilm. Selbst in Momenten stummer Zurückgezogenheit schreit sie die Verzweiflung der am alltäglichen Stumpfsinn einer Ehe ohne Leidenschaft krankenden Frau geradezu heraus. Vor allem Anne Ratte-Polle dürfte vielen Zuschauern den Zugang zu diesem sperrigen Drama erleichtern, können sich doch sicher viele in der von ihr interpretierten Figur wiedererkennen.