Kinostart: 17. November Kinostart: 17. November: «Harry Potter und der Feuerkelch»

London/dpa. - «Der Film ist schon gruselig», hat der kleine Luke Nikolickürzlich Reportern in London gesagt. «Aber das war ganz toll.» DerJunge gehörte mit seinen Eltern zu jenen, die «Harry und Potter undder Feuerkelch» schon bei der Weltpremiere anschauen durften. «Meinebeste Stelle war die, wo er den Drachen fertig macht.»
Klar, die «Stelle» ist klasse. Und sie ist längst nicht dieeinzige, bei der «Potter IV» aufregende Spezialeffekte bietet. Andereinteressante Momente sind dem kleinen Luke aber nicht so sehr insAuge gefallen. Das ist kein Wunder, denn er ist erst vier Jahre alt.
Das Raunen im Saal war eindeutig aus älteren Kehlen gekommen. Oho,das gab es doch bisher in keinem Potter-Film: Wie sie da hereinschreiten, diese langbeinigen Jungdamen von der Beauxbatons-Zauberakademie. Begehrenswert in ihren Kleidern aus fließendem Stoffim unschuldigen Hellblau der Vereinten Nationen.
So etwas kann Mike Newell. Mit federleichten Strichen kann derbritische Regisseur Bilder voller versteckter Erotik herbeizaubern,ohne auch nur eine Spur von Vulgarität. Das hat er schon 1993 mitseiner knisternden Komödie «Vier Hochzeiten und ein Todesfall»gezeigt. Seit seinem Mafia-Krimi «Donnie Brasco» (1996) weiß dieFilmwelt, dass Newell auch harte Thriller inszenieren kann. ImHorror-Fach bewährte er sich 1979 mit dem Mumien-Schocker «DasErwachen der Sphinx».
«Harry Potter und der Feuerkelch» hat von allem etwas: Action,Horror, Thriller, Erotik, Fantasie und Liebe. Nur ein reinerKinderfilm ist «Potter IV» nicht. Jedenfalls keiner «für die ganz,ganz kleinen Kinder», wie Emma Watson alias Zauberschülerin Herminebefand. Dass die Altersfreigabe für einen «Potter» zum ersten Mal inGroßbritannien ab 12 Jahren erfolgte, findet die fast 15-Jährigerichtig. «Auch ich bekam Angst.»
Dabei ist der vierte «Potter»-Film eigentlich kaum Furchterregender als der erste - «Harry Potter und der Stein der Weisen»aus dem Jahr 2001, der für Sechsjährige frei gegeben war. Immerhinerschlug da ein Monster um ein Haar die entzückende Hermine mitseiner Keule auf dem Hogwarts-Mädchenklo. Und ein Professor entpupptesich als Leihkörper für Lord Voldemort, den Mörder der Eltern vonHarry.
So viel aufregender wirken die Kämpfe in Teil Vier, aus denenHarry bei einem Trimagischen Turnier auf Hogwarts knapp, abererwartungsgemäß als Sieger hervorgeht, nun auch nicht. Es geschiehtzwar ein Mord auf Hogwarts, aber den hat Regisseur Newell mitunnatürlichem Licht umgeben, und selbst das Blut wirkt irgendwienicht wirklich blutig.
Atemberaubend sind Harrys neue Abenteuer: sein Luftkampf mit demFeuer speienden Drachen, seine Unterwasserschlacht mit Dämonen, seinRingen mit Würgepflanzen im Gartenlabyrinth, und besonders sein Kampfauf einem düsteren Friedhof mit dem plattnasigen Voldemort, herrlichgespielt von Ralph Fiennes.
Doch all das ist nichts gegen den humorvoll und mit gebotenerZurückhaltung in Szene gesetzten pubertären Angstschweiß auf HarrysStirn, als er die reizende Cho Chang darum bittet, seineTanzpartnerin beim Hogwarts-Weihnachtsball zu sein. Es kann nur gutsein für das Selbst- und Realitätsbewusstsein heranwachsender Potter-Fans, wenn sie erleben, dass nicht alle Probleme mit einem Zauberstabzu lösen sind.