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Kinostart: 17. Januar Kinostart: 17. Januar: «Drachenläufer»

10.01.2008, 11:24
Der junge Hassan (l, Ahmad Khan Mahmoodzada) folgt dem jungen Amir (Zekiria Ebrahimi), der einen roten Flugdrachen trägt, über eine einfache Holzbrücke. Der Film «Drachenläufer», nach dem Roman Khaled Hosseini, erzählt die Geschichte von Amir, der nach vielen Jahren in Kalifornien nach Afghanistan zurückkehrt, um Hassan, seinem Freund aus der Kindheit, aus Schwierigkeiten zu helfen. Dort hat er einiges wiedergutzumachen, denn Ende der 70er Jahre hat er dort seinen früheren Freund im Stich gelassen. (Foto: dpa)
Der junge Hassan (l, Ahmad Khan Mahmoodzada) folgt dem jungen Amir (Zekiria Ebrahimi), der einen roten Flugdrachen trägt, über eine einfache Holzbrücke. Der Film «Drachenläufer», nach dem Roman Khaled Hosseini, erzählt die Geschichte von Amir, der nach vielen Jahren in Kalifornien nach Afghanistan zurückkehrt, um Hassan, seinem Freund aus der Kindheit, aus Schwierigkeiten zu helfen. Dort hat er einiges wiedergutzumachen, denn Ende der 70er Jahre hat er dort seinen früheren Freund im Stich gelassen. (Foto: dpa) Paramount Pictures

San Francisco/dpa. - Nun hat der inDeutschland geborene und in der Schweiz aufgewachsene Regisseur MarcForster die Geschichte einer Jungenfreundschaft und ihr jähes Endevor dem Hintergrund zwei Jahrzehnte afghanischer Geschichte - vomEinmarsch der Sowjets bis zur Herrschaft der Taliban - auf dieLeinwand gebracht.

Hollywood traut dem neuen «Bond»-Regisseur Forster offenbar vielzu. Mit dem Independent-Film «Monster's Ball» hatte er Halle Berryzum Oscar-Erfolg verholfen. In dem Historienfilm «Wenn Träume fliegenlernen» bewies er großes Fingerspitzengefühl für seine jugendlichenDarsteller. Beim «Drachenläufer» stellte er die Bedingungen: DieStars sind unbekannte Schauspieler, Kinder von der Straße. DieFilmsprache ist Dari, also Persisch, wie es in Afghanistan gesprochenwird. Gedreht wurde nicht vor Hollywoodkulissen, sondern in einerentlegenen Wüste in West-China an der Grenze zu Afghanistan.

Die riskante Rechnung ist aufgegangen. Der «Kite Runner» entführtden Zuschauer in eine fremde Welt mit vertrauten Gefühlen -Freundschaft, Feigheit, Schuld und Sühne.

Lob gab es von dem vielleicht strengsten Kritiker, RomanautorHosseini, der Forster und dem Produktionsteam als Berater eng zurSeite stand. «Am Ende ist es eine Geschichte über Dinge, die wir alleselbst erlebt haben. Es geht um Freundschaft, eine komplexe Eltern-Kind-Beziehung und Ehre, menschliche Probleme eben, die nur zufälligin Afghanistan angesiedelt sind», sagte Hosseini vor dem US-Kinostartder Deutschen Presse-Agentur dpa in San Francisco.

Das Kernstück des Films spielt im Kabul der 70er Jahre, vor derInvasion der Sowjetischen Armee. Zwischen dem wohlhabenden Amir unddem ungebildeten Hassan, dem Sohn des Hausdieners, liegen Welten.Doch trotz der Klassen- und ethnischen Unterschiede sind dieZwölfjährigen beste Freunde. Beim Drachenfliegerwettbewerb sind sieals Team unschlagbar.

Die Freundschaft nimmt ein jähes Ende, als Hassan von einerJugendbande brutal vergewaltigt wird. Sein Freund wird Augenzeuge,kommt ihm aber aus Angst nicht zur Hilfe. Nach dem Einmarsch derSowjets flieht Amir mit seinem Vater in die USA. Erst Jahre späterkehrt er in seine Heimat zurück, wo nun die radikalislamischenTaliban herrschen, um seine Schuld wettzumachen.

«Wir waren sehr vorsichtig, keine Nacktheit oder etwas Anstößigeszu zeigen. Natürlich ist es eine brutale Szene, aber wir sind sehrbehutsam vorgegangen», verteidigt Drehbuchautor David Benioff(«Troja») die umstrittene Gewaltszene. Sie führte im Herbst zuBefürchtungen, dass die jugendlichen Darsteller in Afghanistan wegenihrer Rolle in Gefahr sein könnten. Der Filmstart in den USA wurde umsechs Wochen verschoben, vier Jungen mit ihren Familien aufStudiokosten Anfang Dezember nach Dubai gebracht.

US-Filmkritiker haben die unter Tausenden von afghanischenSchulkindern ausgesuchten Jungen mit Lob überschüttet. Der Auftrittdes jetzt 13 Jahre alte Ahmad Khan Mahmoodzada, der den jungen Hassanspielt, «zählt zu den großartigsten Kinderdarbietungen in derFilmgeschichte», befand die «New York Times». Bei der Vergabe der«Critics Choice Awards» am 7. Januar in Los Angeles wurde er zumbesten Nachwuchsstar ernannt.

Bei den Golden Globe Awards wurde «Drachenläufer» in der Kategorie«Bester ausländischer Film» nominiert. Die meiste Zeit wird Darigesprochen und englisch untertitelt. Das erklärt auch die magerenEinnahmen an den US-Kinokassen. Trotz guter Kritiken wurden seitAnfang Dezember «nur» knapp neun Millionen Dollar (etwa 6,1 MillionenEuro) eingespielt.