Kinostart: 16. April Kinostart: 16. April: «Radio Rock Revolution»

Berlin/dpa. - Von internationalen Gewässern aus können dieRolling Stones, Jimi Hendrix & Co. gesendet werden - im Programm derstaatlichen Sender fand sich damals kein Platz für die neuen Klänge.Es ist die Zeit der «Radio Rock Revolution», wie die Musikkomödie desbritischen Erfolgsregisseurs Richard Curtis («Tatsächlich... Liebe»)heißt. Die Handlung geht auf die Geschichte des ersten britischenPrivatsenders, Radio Caroline, zurück. An der Seite vonOscarpreisträger Philip Seymour Hoffman («Capote») sind KennethBranagh und Bill Nighy in dem turbulenten Musikspektakel zu sehen.
Ein gutes Dutzend Radio-DJs lebt auf dem Schiff in einerWohngemeinschaft. Am Wochenende werden Groupies in Bootenangeschifft. Die Anekdoten zum Thema «Drugs, Sex and Rock'n'Roll»werden von der Coming-of-Age-Geschichte des 18-jährigen Carl (TomSturridge) zusammengehalten. Der Junge ist wegen Marihuana-Rauchensvon der Schule geflogen. Als unkonventionelle Erziehungsmaßnahmeschickt ihn seine Mutter zu seinem Patenonkel auf das Schiff. Dortsoll er gewissermaßen fürs Leben lernen.
Zugegeben: Das Radio-Schiff hat wenig Tiefgang. Doch in den bunt-exzentrischen Kostümen der «Swinging Sixties» verdienen sich dieSchauspieler allerbeste B-Noten. Kostümdesignerin Joanna Johnstonsetzt das Lebensgefühl ausgeflippter Lässigkeit herrlich übertriebenum. Kenneth Branagh bietet als Karikatur eines erzkonservativenMinisters mit pomadiger Frisur den Gegenpart zum Partyensemble.
Der Film bleibt an der Oberfläche der Vinyl-Schallplatten, die vonden DJs immer wieder aufgelegt werden. Es ist eine Art Collage vonMusikvideos: Als Soundtrack laufen Klassiker von Cat Stevens, denSupremes und The Who. Inhaltlich vertrauen die Filmemacher aufseichte Gewässer. Wenn sich Probleme andeuten, werden sie verharmlostund lösen sich zum Klang einer neuen Single in Wohlgefallen auf. Dochbei einer Musikkomödie über die Feierlaune der ersten Rock-Generationstört das nicht wirklich.
Der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Curtis, aus dessenFeder auch «Notting Hill» und «Vier Hochzeiten und ein Todesfall»stammen, ist ein Spezialist für «Good-Feel-Movies». Nun gelingt ihmerneut ein amüsantes Kinospektakel. Dass die Melodien mancher Songslänger im Gedächtnis bleiben als die etwas wirre Handlung, muss nichtgegen einen lockeren Kinoabend sprechen. Leider gerät diecineastische Seefahrt mit 135 Minuten Länge etwas aus dem Ruder. Unddass schließlich die Partygefilde in einem Schiffsuntergangs-Dramaverlassen werden, ist ein wenig stimmiges Ende.
Der Film, dessen Originaltitel «The Boat That Rocked» lautet,wurde von der englischen Presse eher verhalten aufgenommen. «The ShipThat Sank» (Das Schiff, das sank) wäre ein geeigneterer Titel, heißtes in dem Magazin «Time Out», und weiter: «Es ist eine dieserMusikkomödien, in denen die Schauspieler mehr Spaß haben als dieZuschauer.» Der «Guardian» bemängelte das wenig originelle Drehbuch,das zu sehr auf harmonische Wohlfühl-Effekte setze. «Bitte, MisterCurtis, genug mit der Warmherzigkeit. Wir brauchen echte Witze!»