1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Kinostart: 15. November: Kinostart: 15. November: «American Gangster»

Kinostart: 15. November Kinostart: 15. November: «American Gangster»

Von Wolf von Dewitz 09.11.2007, 14:59
Mafia-Boss Frank Lucas (l, Denzel Washington) sitzt mit Detective Richie Roberts (Russell Crowe) an einem Tisch. Der Film erzählt die Geschichte des ersten afroamerikanischen Mafia-Bosses Frank Lucas, der durch sein schwindendes Vertrauen in seine Umgebung an Stärke einbüßt. (Foto: Universal Pictures/David Lee)
Mafia-Boss Frank Lucas (l, Denzel Washington) sitzt mit Detective Richie Roberts (Russell Crowe) an einem Tisch. Der Film erzählt die Geschichte des ersten afroamerikanischen Mafia-Bosses Frank Lucas, der durch sein schwindendes Vertrauen in seine Umgebung an Stärke einbüßt. (Foto: Universal Pictures/David Lee) Universal pictures David Lee

Berlin/dpa. - Er war Anfang der 1970er Jahre ein berüchtigter «American Gangster»,wie der Film von Regisseur Ridley Scott über den Aufstieg und Fallvon Frank Lucas heißt (Kinostart 15. November). In dem Drama gibtDenzel Washington den maliziösen Mafiaboss, seinen Widersacherverkörpert Russell Crowe als unerbittlicher Polizist.

Wie schon der Titel andeutet, ist «American Gangster» eingroßspuriger Film. Es geht ums große Ganze, um Amerika, denKapitalismus und um die Geschichte von dem Tellerwäscher und demMillionär - nur, dass in dem Film der «amerikanische Traum» in einerSchattenwelt aus Mord und Korruption verwirklicht wird. Es gelingtLucas, mit dem Verkauf von reinem Heroin eine Monopolstellungeinzunehmen. Der Preis dafür wird in kurzen Sequenzen eingeblendet,wenn die Kamera über Körperberge von delirierenden Junkies gleitet.

In dem 157 Minuten langen Film gibt es kaum Action, keinen Sex,und beide Protagonisten bieten keine Identifikationsmöglichkeit. Dasist ungewöhnlich für einen Blockbuster mit zwei Hollywood-Spitzenverdienern. Der Bann, in den der Zuschauer gezogen wird, istden beiden Oscarpreisträgern (Crowe für «A Beautiful Mind»,Washington für «Training Day») zu verdanken: Regie-Altmeister RidleyScott («Blade Runner») setzt deren schauspielerisches Können optimalin Szene.

Der Kriminelle Lucas wird als rührender Familienmensch gezeigt,der in der nächsten Szene eiskalt mordet. Crowe ist als Polizist mitdem Allerweltsnamen Richie Roberts unangenehm makellos. Als seinPartner einen Fehler macht, will er ihn den Vorschriften entsprechendmelden ­ woraufhin der Partner Suizid begeht. Es ist unheimlichanzusehen, wie Roberts sich im Morast aus Korruption in Politik,Polizei und Armee eine blütenweiße Weste bewahrt, und wie derberufliche Ehrgeiz im Privatleben zu Streitlust mit seiner Frau wird.

Aber der Fokus auf Washington und Crowe ist auch eine Schwäche desFilms: Nebendarsteller wie Josh Brolin («Planet Terror») und ChiwetelEjiofor («Children of Men») sind als flache Charaktere nur Beiwerk.Die Handlung verliert an Schärfe, der Alltag in der Drogenszene wirdbloß angedeutet, der Konflikt mit verfeindeten Banden ist verkürztdargestellt. In Mafiafilmen wie «Der Pate» oder «Carlitos Way»hingegen werden die Beziehungen in den Familien als psychologischerMikrokosmos beleuchtet.

Bis zum Schluss umgehen Regisseur Scott und Drehbuchautor StevenZaillian, der für seine Filmvorlage für «Schindlers Liste» 1994 einenOscar gewann, gängige Blockbuster-Mechanismen. Es gibt keinen finalenShowdown Mann gegen Mann und kein Happy End für den Sieger. Erst nachzwei Stunden Spielzeit begegnen sich die beiden Widersacher auf derLeinwand, und da ist die Jagd vorbei. Ausgerechnet beim Verlasseneiner Kirche wird der Mafiaboss vom Polizisten wortlos festgenommen.

Trotz der unkonventionellen Inszenierung geht bisher die Rechnungfür die Filmemacher an der Kinokasse auf: Am Startwochenende spielteder Film in den USA 46,3 Millionen Dollar (32 Millionen Euro) ein undbelegte Platz 1 der Kinocharts.