Kinostart: 12. Juli Kinostart: 12. Juli: «Harry Potter und der Orden des Phoenix»

Hamburg/dpa. - Der erste Kuss und jede Menge Frust. «Feucht» seies gewesen, erzählt Harry Potter seinem Freund Ron Weasley, nachdemseine Lippen zum ersten Mal den Mund des Mädchens Choo berührt haben.Feucht - weil Choo dabei geweint habe. «Harry Potter und der Ordendes Phönix» bringt neben viel Action, Spaß und Spannung in seinenbesten Momenten auch eine ganz menschliche Botschaft rüber: Durch diePubertät muss jeder ganz alleine durch, da hilft keine Zauberei.
Harry ist genervt, bockig und wütend auf den Rest der Welt. Undgegen die quälenden Albträume, die ihn Nacht für Nacht zum Schwitzenbringen, hilft dieser eine, kleine Kuss überhaupt nichts. «Was auchimmer das ist, es ist nicht einfach!», schreit er seine Freunde an.Keiner scheint ihn und seine Qualen zu verstehen. Doch das liegtnicht nur am «schwierigen Alter» des nunmehr 15-jährigenZauberschülers.
Lord Voldemort, die Verkörperung des Bösen, sucht Harrys Gedankenund Träume heim und schickt ihm grauenvolle Bilder in den Kopf. DasMinisterium für Zauberei hat Harry und den weisen SchulleiterDumbledore als Lügner abgestempelt und leugnet hartnäckig diedrohende Gefahr. Dumbledore verliert seine Macht im Hogwarts-Internatund wird durch die fiese Dolores Umbridge ersetzt.
Um gegen die Machtübernahme Voldemorts zu kämpfen, hat sich der«Orden des Phönix» wieder vereint: die letzten aufrechten Zauberer umDumbledore und Harrys Patenonkel Sirius Black. Und in Hogwarts machenHarry, Ron und Hermine ein Grüppchen treuer Freunde fit für den Kampfgegen Schwarze Magie. Alles ist bereit für einen dramatischenShowdown, in dem es Regisseur David Yates und sein Special-Effect-Team gewaltig krachen lassen.
Yates hat bisher vor allem mit britischen TV-Produktionen auf sichaufmerksam gemacht. Aus dem gewaltigen Filmbudget von mehr als 100Millionen Dollar zaubert er die mittlerweile schon gewohntenmagischen Spezialeffekte hervor und gibt der Produktion einenrealistischen, fast schmuddeligen Look. Düstere Räume und sehr vielgrau-grünes Licht unterstützen die Atmosphäre. Doch vor allem zeigtYates in seiner ersten Harry-Potter-Regie viel Gespür für diejugendlichen Darsteller, die wie in einem pädagogischen Experimentnun schon seit sechs Jahren mit ihren Charakteren vor aller Welt inEchtzeit älter werden.
Für das schauspielerische Glanzlich des Films sorgt allerdingsImelda Staunton in der Rolle von Dolores Umbridge. Als biederesMonstrum in pinkfarbenem Mohair-Kostümen gibt sie ein Paradebeispielfür autoritätsverliebte Herzlosigkeit.
Nur am Drehbuch hapert es manchmal: Der Film rumpelt rasendschnell über all die Feinheiten und Ideen des Buches von Joanne K.Rowling hinweg. Das Kinosubstrat aus den in deutscher Übersetzungmehr als 1000 Seiten wird für Nicht-Leser kaum nachvollziehbar sein.Warum zum Beispiel lebt Hagrids riesiger Bruder auf einmal imZauberwald? Aber darauf kommt es ja auch nicht an. Dass auch derfünfte Potter-Film wenige Wochen vor Erscheinen des siebten undletzten Teils der Romanreihe wieder ein weltweiter Kinohit wird,scheint angesichts der globalen «Pottermania» schon jetzt sicher.

