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Kinostart: 10. November Kinostart: 10. November: «In den Schuhen meiner Schwester»

Von Karin Zintz 03.11.2005, 16:16
Maggie (Cameron Diaz) und ihre Großmutter (Shirley MacLaine) unterhalten sich. Weit weg vom gewohnt lockeren Komödienfach zeigt Cameron Diaz in dem neuen Film von Oscar-Preisträger Curtis Hanson, dass sie auch im Charakterfach zu Hause ist. (Foto: dpa)
Maggie (Cameron Diaz) und ihre Großmutter (Shirley MacLaine) unterhalten sich. Weit weg vom gewohnt lockeren Komödienfach zeigt Cameron Diaz in dem neuen Film von Oscar-Preisträger Curtis Hanson, dass sie auch im Charakterfach zu Hause ist. (Foto: dpa) Fox

Hamburg/dpa. - Wie es dazu kommt und wie die zweiFrauen das Schlamassel in den Griff bekommen, sorgt in Curtis Hansons«In den Schuhen meiner Schwester» für zwei schöne StundenKinounterhaltung mit tollen Stars - allen voran Cameron Diaz mit demschauspielerisch interessantesten Auftritt ihrer Karriere.

Diaz betört seit Jahren mit lockerem Sex-Appeal auf der Leinwand.Als Charakterdarstellerin hat sich die Blondine mit dem entwaffnendenLächeln bisher nicht profiliert. Das könnte ihr nun gelingen, ineiner Rolle, die ihr auf den Leib geschneidert scheint: DasPartygirl, das sich rücksichtlos durchs Leben flirtet, stürzt richtigab, zeigt die Abgründe und die Leere in einem auf Äußerlichkeitengebauten Leben und geht als besserer Mensch aus der Krise hervor.

Neben Diaz als Meggie besteht die Australierin Toni Colletti(«Muriels Hochzeit») mit Bravour. Colletti spielt ihre bisher größteHollywood-Rolle als karriere-orientierte, unattraktive SchwesterRose. Geld hat Rose genug, aber Spaß erlebt sie nur beim Schuhekaufen. Eine ganze Sammlung steht im Schrank. Dutzende nie getragenerHigh Heels mit Riemchen zeugen von der Sehnsucht der Besitzerin nachetwas mehr Glamour und Weiblichkeit. Ihr fehlt genau das, was Meggieim Überfluss hat. Und Meggie wiederum leidet darunter, dass sie nichtmal richtig lesen kann. Die unverwüstliche Shirley Maclaine verleihtals kluge Großmutter dem Geschehen jenen Gefühlskitt, der diezerstrittenen Schwestern wieder verbindet und die ganze Geschichtezusammen hält.

Trotz aller Unterschiede haben Meggie und Rose nach dem Tod ihrerMutter immer zusammen gehalten. Rose hat die Schulversagerin stetsbeschützt, hat sie gegen die Stiefmutter verteidigt, sie besoffen ausKneipenklos geschleppt. Doch nach dem traumatischen Verrat schmeißtsie das charmante Biest raus, unwiderruflich.

Bei der lange vermissten Oma in einer komfortablen Senioren-Wohnanlage in Florida findet Meggie Zuflucht. Die alte Dame treibtihr schnell die Flausen aus. In der Zwischenzeit findet Rose den Mannfürs Leben und plant die Hochzeit - aber ihr Schmerz und ihre Schamüber den Bruch mit der Schwester sitzen so tief, dass auch diefrische Liebe davon belastet wird.

Eigentlich hätte man von Regisseur Curtis Hanson nach demglamourösen Thriller «L.A. Confidential» oder dem rauen Rapper-Drama«8Mile» mit Eminem keinen «Frauenfilm» wie diesen erwartet. So ganzwohl scheint er sich in dem Genre auch nicht zu fühlen. Lange suchtder Film die richtige Balance zwischen Drama und Komödie, daskitschige Happyend wirkt so lieblos abgedreht, als hätte derRegisseur selbst ein schlechtes Gewissen dabei gehabt. Dennoch bleibtder Film (nach dem US-Bestseller «Zwei Schwestern und einHochzeitskleid» von Jennifer Weiner) ein sehenswertes StückMainstream-Kino - den starken Frauen vor der Kamera sei Dank.