Kinostart: 10. Juli Kinostart: 10. Juli: «Jugend ohne Jugend»

Rom/dpa. - Auch beglückte der 68-Jährige Super-Regisseur mit densüditalienischen Wurzeln keines der Top-Festivals Cannes, Berlin oderVenedig, um «Youth without Youth» (Jugend ohne Jugend) dort zupräsentieren, sondern das noch sehr junge Filmfestival in Rom. Jetztkommt die mysteriöse Liebesgeschichte in die deutschen Kinos, in derdie wandlungsfähige Alexandra Maria Lara auf dem Weg zum Weltstarbeeindruckt und Bruno Ganz eine kleine, aber feine Rolle abliefert.
Es war stiller geworden um den Mann, der mit dem Vietnam-Epos«Apocalypse Now» und dem dreiteiligen Mafia-Thriller «Der Pate»Filmgeschichte geschrieben hat. Mit fünf Oscars preisgekrönt bei 14Nominierungen, hatte sich Coppola über Jahre hinweg in eines seinerRiesenprojekte mit dem sinnigen Titel «Megalopolis» verstrickt - «eswar wie die unerwiderte Liebe zu einer Frau», wie er heute die Zeitdes Frusts sieht. Dann legte ihm jemand ein Buch des rumänischenPhilosophen, Religionswissenschaftlers und Romanciers Mircea Eliadeauf den Nachtisch. «Es war wie eine Offenbarung, meine Kreativitätlag am Boden damals, mir ging es wie dem Protagonisten in dem Buch.»
Wer unter einem Baum einen Blitzschlag überlebt, wird 100 Jahrealt. So erzählt eine irische Legende. Der 70-jährige AltphilologeDominic Mattei aus der Provinz bleibt nach einem Blitzeinschlag inder Osternacht 1938 vor dem Bahnhof von Bukarest nicht nur wie durchein Wunder am Leben, er wird auch zusehends jünger. Und das ist derStoff, der den Kino-Altmeister faszinierte. Da musste er zugreifen.
Herausgekommen ist ein «anderer» Coppola, der alle Dinge zwischenLeben und Tod hemmungslos ausloten will. In dem zweistündigen Filmist der gealterte Linguistik-Professor (Tim Roth) noch immer auf derSuche nach dem Ursprung der Sprache - dies ist sein Lebenswerk. VomBlitz getroffen, vollzieht sich an ihm die wundersame Verjüngung beigleichzeitig riesig wachsendem Intellekt. Es ist die Zeit der Nazis,und die interessieren sich sehr für die Frage, wie man mit MillionenVolt wie beim Blitz vielleicht den «Übermenschen» schaffen kann. Aufder Flucht - sein Professor Stanciulescu (Ganz) hat ihn zuerst nochabschirmen wollen - ermöglichen es Seelenwanderung und Wiedergeburt,dass er die verlorene Liebe (Lara) trifft. «Für Coppola zu spielenwar das Unglaublichste, was mir je passiert ist», meinte die ausBukarest stammende Schauspielerin (29) später in einem Interview.
Wie kann man ein so schwieriges und anspruchsvolles Kaleidoskopüber das menschliche Bewusstsein und die Bedeutung der Zeit filmen,mit Dialogen selbst in Sanskrit und in einer erfundenen Sprache? «Esist doch auch ein Krimi und auch eine Love Story und jeder kann sichherausziehen, was er will», meinte der Meister nach diesem Griff zudem Buch aus dem Dunstkreis des modernen Schamanismus. Immerhin gabder - 1986 gestorbene - Rumäne dem US-Regisseur so den Drive zurück.
Auch wenn die Festivalpresse in Rom befremdet und gequält aufCoppolas Werk über Magie und Übersinnliches in einer Zeitmaschinereagierte - «man muss sich mit Geduld und Passion bewaffnen» (LaRepubblica), so blieb der Meisterregisseur doch ungerührt. «Ich habeden Film gemacht, den ich machen wollte», erklärte der Mann, der esnicht mehr nötig hat, nach Wettbewerbspreisen zu schielen: «MeineHerausforderung heute? Nicht noch einmal einen "Paten" zu drehen.»