Kinostart: 09. September Kinostart: 09. September: «The Village»

Hamburg/dpa. - Der Film handelt von einem abgelegenen Dorf, in dem die Menschenam Ende des 19. Jahrhunderts in einer abgeschirmten Gemeinschaftleben, umringt von einem Wald, in dem blutrünstige Monster hausen.«Die, von denen wir nicht sprechen», werden sie in einer seltsamenÄhnlichkeit mit den «Harry-Potter»-Geschichten genannt. Es gibt einenPakt: Die Menschen gehen nicht in den Wald, dafür lassen dieUngeheuer das Dorf in Ruhe. Rot ist eine «Böse Farbe», denn sie ziehtdie Monster an, gelbe Fahnen am Rande des Waldes und gelbe Gewändersollen sie abschrecken. Eines Tages wagt der junge Lucius Hunt(Joaquin Phoenix) einige Schritte in den Wald und von da an scheintdas Böse den Pakt als gebrochen zu betrachten.
Mit «The Village» beweist der gerade erst 34-jährige Shyamalan,dass er ein würdiger Erbe des Altmeisters Alfred Hitchcock ist. Erbeherrscht die Kunst des extremen Nervenkitzels und versetzt dieZuschauer in einen Dauerzustand der Angst wie in einem gehobenenHorrorfilm. «The Village» ist aber tiefgründiger als auf den erstenBlick erscheinen mag und funktioniert anders als bisherigeShyamalan-Streifen. Während in denen die überraschende Wendung derabsolute Höhepunkt war, ist es diesmal eher ein Film mit«Nachwirkung». Geht man den Film später noch einmal durch, erscheintvieles in einem anderen Licht, von der traurigen Anfangsszene an.
Im Grunde ist der Film eine Studie der Angst, der Natur, derMechanismen der Angst und damit gewollt auch eine Fabel für unsereheutige Welt, die wieder stark von Angst geprägt ist. Der Regisseurspielt auch mit den Erwartungen der Zuschauer, die nach seinenvorherigen Filmen die ganze Zeit auf eine Überraschung warten.
Shyamalan nimmt seine Arbeit sehr, sehr ernst. Die Darsteller von«The Village», darunter Stars wie Sigourney Weaver, William Hurt oderOscar-Preisträger Adrien Brody, steckte er für mehrere Wochen in einLager, in dem sie unter Bedingungen des 19. Jahrhunderts lebenmussten. «Ich habe dadurch eine zusammengeschweißteSchauspieler-Gemeinschaft bekommen», freute sich der Regisseur. DerPerfektionist lässt kein Detail aus. Eine Szene habe auf ihn dieganze Zeit irgendwie falsch gewirkt, erinnerte er sich. Schließlichließ er sie in Einzelteile zerlegen und stellte fest, dass bei derNachvertonung ein Fehler passiert war. «Der Tonfall der Schritte warzu aggressiv und passte nicht zur Atmosphäre», erklärte Shyamalan.
«The Village» sei seine komplizierteste Arbeit bisher gewesen,sagt Shyamalan, der stets seine eigenen Drehbücher verfilmt. DasSchreiben dauerte so lange wie nie zuvor, da er die Sprache an dasJahr 1897 anpassen und jeglichen Sarkasmus vergessen musste. Stattder üblichen kleinen Besetzung musste er diesmal ein großesSchauspieler-Ensemble mit hunderten Statisten dirigieren, die alle«Unschuld im Blick» haben mussten. Alle wurden auf strengsteGeheimhaltung eingeschworen. Die Starbesetzung wurde am Ende von derNewcomerin Bryce Dallas Howard in den Schatten gestellt. Die23-jährige Tochter von «Apollo-13»-Regisseur Ron Howard spielt dieblinde Ivy, der eine Schlüsselrolle in der Geschichte zufällt.
Shyamalan, in dessen Namen das «M.» für den indischen VornamenManoj steht, wurde in eine Familie indischer Ärzte hineingeboren. Mitacht fing er an, kleine Filme mit einer Videokamera zu drehen. Seineersten beiden richtigen Streifen in den 90er Jahren waren wenigbeachtete Independent-Filme. Dann schrieb er das Drehbuch für denKinderfilm «Stuart Little» und wenig später kam mit «Sixth Sense» derDurchbruch. Steven Spielberg lud ihn vor kurzem ein, das Buch für denvierten Teil der Abenteuer von Indiana Jones zu schreiben, Shyamalanmusste aber aus Zeitgründen ablehnen. Wie einst Hitchcock taucht erauch kurz in seinen Filmen auf, im neuen Streifen als der Mann hinterdem Schreibtisch gegen Ende des Films.
Nachdem «The Village» ziemlich schlechte Kritiken in den USAerntete, die von «lächerlich» bis «amateurhaft» gingen, und dasPremieren-Einspielergebnis von 50 Millionen Dollar überraschender alsdie Story bezeichnet wurde, zeigte sich Shyamalan gelassen. Er macheFilme nicht für die sechs Wochen, in denen sie Kasse im Kino machen,sondern dafür, dass man sich noch in zehn Jahren an sie erinnert. Undauf die Frage, womit er in die Filmgeschichte eingehen möchte,antwortete er kurz: «Originalität».