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Kinostart: 02. Juni Kinostart: 02. Juni: «Am Tag als Bobby Ewing starb»

Von Sonja Puhl 26.05.2005, 11:59
Peter Lohmeyer (r) sitzt in dieser Szene aus «Der Tag als Bobby Ewing starb», der am 02.06.2005 in den deutschen Kinos anläuft, als Kommunen-Guru Peter mit einer Gruppe Mitdemonstranten auf der Straße (undatierte Filmszene) Nach der Scheidung seiner Eltern zieht der 16-jährige Niels zusammen mit seiner Mutter Hanne in eine Kommune in der Nähe des umkämpften AKW Brokdorf. Der Teenager erlebt im Kreis der diskussionsfreudigen Spontis einen Kulturschock. Als sich seine Mutter in den langhaarigen Kommunen-Guru Peter (Peter Lohmeyer) verliebt, und Niels die beiden inflagranti erwischt, ist für den Sohn Schluss mit lustig. (Foto: dpa)
Peter Lohmeyer (r) sitzt in dieser Szene aus «Der Tag als Bobby Ewing starb», der am 02.06.2005 in den deutschen Kinos anläuft, als Kommunen-Guru Peter mit einer Gruppe Mitdemonstranten auf der Straße (undatierte Filmszene) Nach der Scheidung seiner Eltern zieht der 16-jährige Niels zusammen mit seiner Mutter Hanne in eine Kommune in der Nähe des umkämpften AKW Brokdorf. Der Teenager erlebt im Kreis der diskussionsfreudigen Spontis einen Kulturschock. Als sich seine Mutter in den langhaarigen Kommunen-Guru Peter (Peter Lohmeyer) verliebt, und Niels die beiden inflagranti erwischt, ist für den Sohn Schluss mit lustig. (Foto: dpa) jetfilm

Hamburg/dpa. - 1986 war die große Zeit der Anti-Atomkraftbewegung schon vorbei.Die legendäre Anti-Brokdorf-Demonstration lag fünf Jahre zurück undder Geist der 68er lebte nur noch in einigen Reservaten fort. In einsolches, nämlich eine kleine Landkommune in der Wilstermarsch nahedem Kernkraftwerk Brokdorf, führt Jessens mit Peter Lohmeyer, NinaPetri und Richy Müller hochkarätig besetzte filmische Zeitreise.

Gewaltfreier Widerstand, Schrei-Therapie, gemeinschaftlichesNacktbaden - das alles liefert an sich noch wenig brisanten Stoff.Was aber passiert, wenn ein Jugendlicher aus bürgerlichem Umfeld vonheute auf morgen von seiner allein erziehenden Mutter (GabrielaSchmeide) zu den «Müslis» zwangsversetzt wird und gar keine Lust hatauf Wollsocken, Endlos-Diskussionen und Beziehungsexperimente?

Was dem 17-jährigen Niels (Franz Dinda) auf der Leinwandwiderfährt, hat Jessen (Jahrgang 1969) als Kind am eigenen Leiberfahren. Ende der 70er Jahre zog seine Mutter mit ihm in einefriedensbewegte Landkommune im schleswig-holsteinischen Eggstedt.«Drei Jahre lebten wir dort - und für mich war es alles andere alslustig», erzählt der Regisseur. «Die Szene, als Niels im Film seineMutter beim Sex erwischt, so was hab ich auch erlebt. Der hat sogarStrichliste geführt...»

Diese Kindheitserlebnisse hat Jessen nun auf durchaus humorvolleWeise in seinem Film verarbeitet. Sechs Jahre hat der 36-Jährige, derbislang vor allem beim «Großstadtrevier» Regie führte, für dieUmsetzung gebraucht. In der Zwischenzeit lernte er beimFußballspielen im Hamburger Jenischpark Peter Lohmeyer («Das Wundervon Bern») kennen. «Vom Thema war ich sofort begeistert», berichtetLohmeyer. «Da hatte sich jemand mit großem Engagement um einen Teildeutscher Geschichte gekümmert, der eben nicht schon 60 Jahre zurückliegt.»

Doch erst als der junge Regisseur vor eineinhalb Jahren seineeigene Geschichte stärker ins Drehbuch einfließen ließ, konnte erLohmeyer überzeugen. Der 43-Jährige spielt den langmähnigen Kommunen-Guru Peter. Die Vorlage für diese Rolle lieferte der ehemaligeLiebhaber von Jessens Mutter. «Ich musste aufpassen, dass mir dieFigur im Film nicht zu negativ gerät», sagt Jessen. Neben derironisch-distanzierten Vergangenheitsbewältigung wollte der gebürtigeKieler, der auch lange im norddeutschen Meldorf lebte, einen«Heimatfilm im ganz positiven Sinn» machen. Davon zeugenstimmungsvolle Aufnahmen von Mofa-Fahrten auf dem Deich mit dem AKWBrokdorf im Hintergrund, aber auch Szenen von «Küstennebel»- undDosenbier-Trinkgelagen der Dorfjugend.

Insgesamt ist Jessen ein Film ohne spürbare bittere Untertönegelungen; gekonnt mit den Klischees spielend und mit ausgesprochenerLiebe zum Detail (bis zu den Unterarmtoupets der weiblichenKommunarden). «Sicher kann es Leute geben, die sich fragen, ob wirsie veralbern wollen», räumt Lohmeyer ein. «Aber ich hoffe, dieLeute lachen über sich, wenn sie sich wiedererkennen.»