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Kinostart: 01. Januar Kinostart: 01. Januar: «Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre»

Von Andrej Sokolow 28.12.2003, 16:30
Andrew Bryniarski als Leatherface/Thomas Hewitt in dem Horrorklassiker "Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" von Marcus Nispel. Im texanischen Niemandsland muessen fuenf junge Leute um ihr Leben kaempfen, als sie in die Haende eines mit einer Kettensaege bewaffneten Schlaechters geraten. (Foto: Constantin/ddp)
Andrew Bryniarski als Leatherface/Thomas Hewitt in dem Horrorklassiker "Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" von Marcus Nispel. Im texanischen Niemandsland muessen fuenf junge Leute um ihr Leben kaempfen, als sie in die Haende eines mit einer Kettensaege bewaffneten Schlaechters geraten. (Foto: Constantin/ddp) ddp

Hamburg/dpa. - Inzwischen gehen dieEinnahmen des wiederbelebten Horrorschockers um eine Gruppe vonTeenagern in den Fängen einer Kannibalen-Familie in Richtung der 100-Millionen-Marke des 30 Jahre alten Originals.

Die meisten Kritiker waren dagegen vom neuen «Texas ChainsawMassacre» nicht sonderlich begeistert. Der unterschwellige Horror desOriginals sei plumper Action gewichen, die Bilder seien zu schön, dieMöbel zu gut, die Figuren zu hohl, die Atmosphäre zu lasch.Vielleicht auch nur übliches Früher-War-Alles-Besser-Grummeln.Schließlich gab Original-Regisseur Tobe Hooper dem neuen Projektseinen Segen als Mit-Produzent. Und seltener Fall: Der damaligeKameramann Daniel Pearl setzte auch den neuen Streifen ins Bild.

Zum Erfolg der «Kettensägen»-Filme trägt - wie beimÜberraschungserfolg «Blair Witch Project» - auch die Legende bei, eshandele sich um eine wahre Geschichte. Beim neuen Film heißt essogar, der einzige Überlebende erzähle nun endlich, was damalswirklich geschah. Stimmt alles nicht. Zumindest gab es im August 1973in Texas keinen Killer mit der Kettensäge, der hilflose Teenagerjagte und sich eine Maske aus Menschenhaut nähte.

Die Figur des «Leatherface» hat jedoch traurigerweise trotzdem einreales Vorbild. 1957 wurde der mit seiner despotischen Mutter lebendeFarmer Ed Gein als ein Serienmörder entlarvt, der seine Opfer häuteteund ihre Haut verarbeitete. Die Grausamkeit der Verbrechenschockierte ganz Amerika und lieferte der Horror-Industrie Stoff fürJahrzehnte: Den Drehbuchautor von Hitchcocks «Psycho» inspirierte erzur Figur von Norman Bates, und noch im «Schweigen der Lämmer» ist erim Serienkiller Buffalo Bill zu erkennen. Der wahre Ed Geinverbrachte den Rest seines Lebens in der Psychiatrie und starb 1984an Krebs. Auf die Idee mit der Kettensäge soll Hooper gekommen sein,als sein Blick in einem unerträglich überfüllten Kaufhaus in dieWerkzeugabteilung fiel.

An sparsamen Umgang mit offener Gewalt hielt sich auch das neueProduktionsteam. Ansonsten merkt man den perfektionistischen Bildernschon an, dass hier ein Team von Videoclip-Spezialisten am Werk war.Bay, der als Produzent das erste Produkt seiner eigenen FilmfirmaDunes abliefert, kommt aus der Video-Industrie und hatte mit gerademal 30 das Action-Kino mit «The Rock» revolutioniert. Derdeutschstämmige Regisseur Marcus Nispel, der 1984 als 20-Jährigernach Amerika kam, hat rund 1000 Werbe- und Musikvideos gedreht, fürStars wie George Michael, Elton John oder No Doubt. Und auchKameramann Pearl zog es zwischendurch in die Clip-Branche. Er filmteunter anderem «Every Breath You Take» von Police.

Im Gegensatz zum normalen Hollywood-Stil des neuen Films war dasalte «Kettensägen-Massaker» eine konsequente Billigproduktion,gedreht für selbst damals unfassbar geringe 150 000 Dollar. Das Geldwar so knapp, dass es für den Darsteller von Leatherface nur eineinziges T-Shirt gab, das auch noch gefärbt war und deswegen nichtgewaschen werden durfte. Nach einem Monat Dreharbeiten stank esgewaltig, erinnern sich die Teilnehmer.

Hooper hoffte damals, eine günstige Altersfreigabe zu bekommen.Deshalb spielten sich die brutalsten Gewaltszenen in der von Schreienund Kettensägendröhnen angeheizten Fantasie der Zuschauer ab, nichtaber auf der Leinwand. Ein mildes Rating bekam Hopper trotzdem nicht,dafür aber den Ruf eines Kultregisseurs. Leute flüchteten aus denersten Vorführungen, weil sie das Grauen, das sie nicht sahen, nichtmehr ertragen konnten. Hooper drehte später einen weiteren Horror-Klassiker mit «Poltergeist». Über den neuen «Kettensägen»-Film sagter: «Er ist anders geraten als das Original. Aber er macht Angst undSpaß.»