Kinofilm Kinofilm: «Der Rote Baron» fällt bei der Premiere durch

Berlin/dpa. - Es sind verwöhnte Kinder.Während die Infanterie im Ersten Weltkrieg zwischen den Frontenaufgerieben wird, feiern die meist aus der Aristokratie stammendenFliegerstaffeln ihre Siege mitten im Kriegsgebiet an üppigausgestatteten Tafeln mit Alkoholischem aus Kristallgläsern. Derfeine Pelzmantel wird auch im Kampfeinsatz nicht ausgezogen.
Matthias Schweighöfer spielt in «Der Rote Baron» den wegen seinerhohen Abschussquote mit seiner rotbemalten Fokker ebenso gefeiertenwie gefürchteten Titelhelden. Bei der Deutschlandpremiere des Filmsam Montagabend in Berlin gab es für den 27-jährigen Schweighöfer undsein Team nur dünnen Applaus. «Der Rote Baron» startet am 10. Aprilin den Kinos.
Die Filmfigur von Richthofen ist ein Mann, der lange nichtbegreift, was Krieg wirklich bedeutet. Die Luftduelle mit denKriegsgegnern sind für den jungen Deutschen im Jahr 1916ausschließlich eine sportliche und technische Herausforderung. Erstdie Liebe zu einer im Lazarett arbeitenden Krankenschwester (LenaHeadey) öffnet ihm die Augen für das unsinnige Leiden und Sterben.
Überzeugen kann der Film von Regisseur Nikolai Muellerschoennicht. Vor allem in der ersten Hälfte gerät «Der Rote Baron» zu einemechten Helden-Epos, das fast ungefiltert die Phrasen der damaligenZeit transportiert. Szenen in idyllischer Landschaft, vieleNahaufnahmen der Figuren und eine pathetische Musik tragen dazu bei,dass diese Geschichtsaufarbeitung nicht die nötige kritische Distanzwahrt. Auch der Wandel des 24-jährigen von Richthofen zumKriegskritiker vollzieht sich nicht glaubwürdig.
«Es ist nicht nur ein Antikriegsfilm, sondern auch ein Action-Drama», erklärt Schweighöfer die Wirkungsweise des Films, der nachseinen Angaben von keiner der Filmförderanstalten unterstützt,sondern ausschließlich mit privatem Geld finanziert wurde. Es habebei ihm zunächst schon ein Befangenheitsgefühl gegeben, vonRichthofen zu spielen. «Die Verantwortung diese Rolle zu spielen, warschon groß.»
Der «Rote Baron» sei ein Kriegsheld gewesen, der 80 feindlicheFlieger abgeschossen habe und trotzdem abends ruhig ins Bett gegangensei, sagte Schweighöfer. Die Familie von Richthofen habe den Filmgesehen und sei auch über die kritischen Töne froh gewesen. «Er warein Massenmörder, der sein Land verteidigt hat. Und er war einPopstar, der Autogramme geschrieben hat.»
An der Seite von Schweighöfer spielen Til Schweiger alseinzelgängerischer und loyaler Fliegerkamerad Voss und Axel Prahl alsGeneral von Hoeppner. Der britische Schauspieler Joseph Fiennes istin der Rolle des kanadischen Jagdpiloten Captain Brown zu sehen. Beider Premiere waren Schweighöfers Co-Stars allerdings nicht dabei.Fiennes hatte seine Teilnahme aus privaten Gründen kurzfristigabgesagt. Wegen Urlaubs und Dreharbeiten waren auch Schweiger undPrahl nicht gekommen.
Dagegen hat Hollywoodstar Tom Cruise den Film schon gesehen undwar nach Angaben von Schweighöfer begeistert. Die Vorführung fandwährend der Berliner Dreharbeiten von Cruises Stauffenberg-Film«Walküre» im Hotelzimmer des US-Schauspielers statt. «Tom hatte sichim Hotel einen Kinoraum eingerichtet, Essen bestellt, und Suri mussteins Bett», erzählte Schweiger über seine Begegnung mit Cruise undseiner kleinen Tochter. «Dann haben wir uns zusammen den Filmangesehen, und dann ist er aufgesprungen und hat gesagt: "Wahnsinn,dass ihr das aus Deutschland gemacht habt".»