1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Kino: Kino: Tom Tykwers Thriller «Das Parfum» läuft jetzt in den USA

Kino Kino: Tom Tykwers Thriller «Das Parfum» läuft jetzt in den USA

Von Barbara Munker 08.01.2007, 09:15
Produzent Eichinger, die Schauspielrinnen Jessica Schwarz, Rachel Hurd-Wood, Karoline Herfurth und Regisseur Tom Tykwer bei der Weltpremiere von «Das Parfum» in München. (Foto: dpa)
Produzent Eichinger, die Schauspielrinnen Jessica Schwarz, Rachel Hurd-Wood, Karoline Herfurth und Regisseur Tom Tykwer bei der Weltpremiere von «Das Parfum» in München. (Foto: dpa) dpa

San Francisco/dpa. - Am 27. Dezember war «Perfume - TheStory of a Murderer» zunächst in wenigen Kinos in Los Angeles und NewYork angelaufen, um sich damit nach den Oscar-Regeln noch vorJahresende für eine Preisnominierung zu qualifizieren. Seit demWochenende (6./7. Januar) wird der Streifen nun landesweit einembreiteren Publikum gezeigt. Von Lampenfieber bei Tykwer keine Spur,als der 41 Jahre alte gebürtige Wuppertaler vor wenigen Wochen in SanFrancisco eine Kostprobe servierte und dabei lauten Applaus erntete.

«Völlig unvoreingenommen gehen die Leute hier ins Kino und guckenden Film ohne diesen Ballast, den riesigen Rummel und die ganzeVorberichterstattung an und entdecken ihn relativ unschuldig. Unddabei sehr viele enthusiastische Reaktionen zu bekommen, istnatürlich toll», freute sich Tykwer im dpa-Interview. «In Deutschlandging es ja auch sehr stark darum den Film mit dem Buch zu vergleichenund sich die Leute erst mal emanzipieren mussten von der ganzenErwartungshaltung.»

Der vor über zwanzig Jahren erschiene Bestseller von PatrickSüskind ist weltweit 15 Millionen Mal verkauft worden, doch die USAwurde damals nicht vom Parfüm-Fieber gepackt. «Amerikaner haben denTitel schon mal gehört, aber gelesen haben es wenige», meint Tykwer.Mit 50 Millionen Euro - die bislang teuerste deutsche Filmproduktion - inszenierte er die Geschichte des eigentümlichen jungen Manns Jean-Baptiste Grenouille, der auf der Suche nach dem perfekten Duft imParis des 18. Jahrhunderts zum Serienmörder wird. Das epische Werkmit grandioser Ausstattung und bemerkenswerten Schauspielern wurdegelobt und verrissen. Doch an den Kinokassen war «Das Parfum» mitüber 5 Millionen Besuchern allein in Deutschland der große Sieger.«Ich habe selten so wenig Anlass gehabt, mich zu beschweren», witzeltTykwer über die durchwachsenen Kritiken in seiner Heimat.

Mit «Lola rennt» machte Tykwer in Hollywood erstmals von sichreden. In 2000 holte er Cate Blanchett vor die Kamera und drehte mit«Heaven» seinen ersten englischsprachigen Film. Für «Perfume» konnteer Stars wie Dustin Hoffman und Alan Rickman gewinnen und mit dembislang unbekannten Briten Ben Whishaw die Hauptrolle perfektbesetzen. Doch wird das amerikanische Publikum die unmoralische undgottlose Mord-Geschichte, die von einer Massenorgie gekrönt wird,verkraften können? «Sie sind sehr offen für Experimente und komplexeStoffe, solange sie dabei auch einen aufregenden Kinoabend serviertbekommen», meint Tykwer zuversichtlich.

Die ersten Kritiken der amerikanischen Fachpresse waren «Perfume»wohl gesonnen. «Der Film schafft tatsächlich etwas, was viele nichtfür möglich hielten: Die Welt von Düften und Gerüchen auf derLeinwand zu vermitteln», lobt der «Hollywood Reporter». «Variety»nennt es ein «außerordentlich mutiges und schwieriges Stück Arbeit».

Oscar-Hoffnungen hält Tykwer aber für ein «sehr abwegiges Thema».Für den Wettkampf um den Auslands-Oscar geht aus Deutschland dasStasi-Drama «Das Leben der Anderen» ins Rennen. Weil «Perfume» inenglisch gedreht wurde, wäre der Film in dieser Spezial-Sparte garnicht zugelassen worden. «Es ist ein ganz normaler Film, der beimOscar mit den Großen mithalten muss», erklärt der Regisseur. Der erst25 Jahre alte Filmneuling Ben Whishaw hat aus Tykwers Sicht eineTrophäe verdient. Doch er ist skeptisch. Nicht einmal LeonardoDiCaprio sei damals für die «Titanic» nominiert worden, weil er nochso jung und unbekannt war, glaubt Tykwer.

Fest steht, dass der Regisseur von weiteren Kostümverfilmungenerst mal die Finger lässt. Ohne Einzelheiten oder einen Titel zunennen verrät er aber so viel: «Ich mache als nächstes wahrscheinlicheinen Polit-Thriller, etwas ganz Zeitgenössisches und ganzGegenwärtiges.»