Kinderstadt Halle Kinderstadt Halle: Sallunken müssen sich Hallörchen verdienen
Halle/MZ. - Der Witz des spielerischen Unternehmens, das vom Thalia-Theater Halle gemeinsam mit der "echten" Stadtverwaltung, der Martin-Luther-Universität und vielen anderen Unterstützern organisiert wird, liegt im Ernst, in dem es betrieben werden wird. Die Kinderstadt soll von ihren Bewohnern in Besitz genommen und ausgebaut werden - dafür gibt es Regeln, die bereits feststehen und andere, die erst noch geschrieben werden müssen.
Sicher ist, dass Erwachsene keinen Zutritt zur Kinderstadt haben. Eigentlich. Natürlich wird es Ausnahmen geben, im Prinzip aber gilt: Eltern sind (außerhalb der Stadt) im Elterngarten abzugeben. Sie können dort in Ruhe Kaffee trinken und warten. Im Sonderfalle werden Visa erteilt, die zum Besuch der Kinderstadt berechtigen. Eingreifen dürfen Erwachsene aber nicht. Auch Lehrer nicht, betonen die Projektleiterin Annett Eckloff und Klemens Kühn, der für das Künstlerische verantwortlich ist.
Ist das nicht wunderbar? Ganz entspannt dürfen Eltern und Pädagogen sich von ihren Zöglingen erzählen lassen (oder ihnen höchstenfalls über die Schulter schauen), wie sie ihre Stadt organisieren. Bis zu 300 Bürger kann sie verkraften, die festen Regeln sind übersichtlich und klar: Wer ankommt und den Bürgerausweis in Empfang nimmt, ist zunächst ein Sallunke. Der Ausweis erlaubt, sich in Halle an Salle frei zu bewegen - Geld hat man damit aber noch längst nicht in der Hand. Und Geld wird auch für die Lustbarkeiten in der Kinderstadt gebraucht.
Hallörchen heißt die Währung, sie wird in einem Banktresor gehütet und nur gegen den Nachweis erbrachter Leistung ausgegeben. Die Jobbörse hat Angebote, die vom Tierpfleger bis zum Künstler reichen. Auch Köche, Journalisten und Detektive werden gebraucht. Für wenigstens eine Stunde Arbeit (oder eine Stunde Studieren) zahlt die Bank brutto fünf Hallörchen aus, einer der verdienten Scheine fällt der Kinderstadt als Steuer anheim. Ein äußerst übersichtliches, gerechtes System, vom dem Herr Eichel von der SPD und die Finanzexperten der übrigen Parteien noch eine ganze Menge lernen könnten.
Wer mindestens vier Stunden gearbeitet oder studiert hat, erklimmt die höchste Stufe der Bürgerrechte: Im Meldeamt wird er nun vom Sallunken zum Sallenser und darf sich fortan selbstständig mache, sich auf dem Standesamt zum Heiraten anmelden oder auch unter die Häuslebauer gehen - wenn er genügend Hallörchen hat. Den Preis für ein Haus aber werden die Kinder erst noch zu bestimmen haben.
Das Konzept der Kinderstadt überzeugt mit der Freiheit, das Schöne wie das Notwendige für sich selbst und die Gemeinschaft spielend zu entdecken. Davon können sich die lieben Eltern am Sonntag, dem Tag der offenen Tür, mit eigenen Augen überzeugen: Dann wird in Halle an Salle, parallel zu den Kommunalwahlen in der Erwachsenen-Welt, der erste Bürgermeister gewählt - und bei einer Wahlparty gefeiert. Die Visa sind deshalb kostenfrei. Aber nur an diesem Tag.
Die Kinderstadt Halle an Salle für 6-14-Jährige wird morgen um 10 Uhr vor dem Planetarium auf der Peißnitz eröffnet und empfängt bis 16. Juli montags bis freitags 10-18 Uhr; Gruppenanmeldungen erbeten über Tel. 0345 / 20 40 50
Eintritt: 3 Euro, Wochenkarte: 10 Euro; Tag der offenen Tür am Sonntag ab 14 Uhr