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Komische Oper Berlin Kinderoper "Peter Pan" feiert Premiere an der Komischen Oper Berlin

Von andreas montag 08.11.2016, 07:31
Szene mit Peter Pan (Eric Jurenas) und Wendy (Mirka Wagner)
Szene mit Peter Pan (Eric Jurenas) und Wendy (Mirka Wagner) Iko Freese

Berlin - Was wird nicht gegrübelt und geredet unter kulturbeflissenen Menschen, ob man Neue Musik nun eigentlich hören, also ertragen kann - oder eben nicht? Dabei ist die Antwort ganz einfach: Hingehen, ausprobieren und erstaunt sein: Man kann das überstehen, ohne Schaden an Leib und Seele zu nehmen. Das Impuls-Festival für Neue Musik in Sachsen-Anhalt, das gerade läuft, macht es seit Jahren vor, und jüngst hat auch die Komische Oper Berlin wieder einen überzeugenden, wunderbaren Beweis in dieser Sache geführt.

Gemeint ist die Kinderoper „Peter Pan“, die der Engländer Richard Ayres, geboren 1965 in Cornwall, im Jahr 2013 im Auftrag der Oper Stuttgart und der Komischen Oper Berlin komponiert hat. Das Libretto schrieb Lavinia Greenlaw nach dem Buch von James Matthew Barrie. Am Sonntag war Premiere in Berlin, wegen des jungen Publikums zur besten Teezeit um vier Uhr am Nachmittag. Und es ist ein Riesenerfolg geworden, auch wenn Kinder nicht zu stehenden Ovationen neigen. Geklatscht haben sie jedenfalls ziemlich ausdauernd, die Begeisterung war allgemein - und berechtigt. Die Erwartungen an den Stoff, den jedes Kind (und jedes Elternpaar) parat hat, waren selbstverständlich hoch gewesen und sind auch eingelöst worden.

Da eine Oper aber nicht nur über ihre Handlung, sondern naturgemäß wesentlich über die Musik wahrgenommen wird, ist der Hinweis auf die zeitgenössische Komposition von Wichtigkeit: Und siehe, es hat fabelhaft funktioniert.

Sicher ist das Werk von Richard Ayres der gemäßigten Neutönerei zuzurechnen, die ohnehin stärker im Kommen ist und den herkömmlichen Hörgewohnheiten nicht krass zuwiderläuft, andererseits hat der Komponist sowohl die Spannung als auch das Lyrische der Geschichte auf das Schönste in Töne gesetzt. Und das von Anthony Bramall geleitete Orchester tut ein Übriges, damit Klänge und Bilder eine aufregende Einheit bilden.

Die Inszenierung von Keith Warner ist angemessen fantasievoll, immerhin muss man sich auf der Opernbühne gegen das Kino behaupten. Konkurrieren kann und will man dagegen nicht, stattdessen wird mit den Mitteln des Theaters gezaubert, das Bühnenbild von Jason Southgate mit einer riesenhaften Kindereisenbahn, die die Geschichte - und auch das gefräßige Krokodil transportiert, ist großartig. Die spielfreudigen und stimmfesten Solisten (Peter Pan: Eric Jurenas; Wendy: Mirka Wagner) machen die Freude im Verein mit allen Darstellern komplett.

Natürlich wird sich die Geschichte um Peter, der nicht erwachsen werden will, in ihrer ganzen Dimension vielleicht nur den Größeren erschließen. Aber den Kindern bleibt ein herrlicher, bunter Piraten-Nachmittag mit schöner Musik.

Nächste Aufführungen: 13., 14. und 18.11. sowie am 8., 11., 22. und 26.12.  (mz)