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«Kerner extra» «Kerner extra»: Talk im Hangar

Von JAN W. BRÜGELMANN 16.12.2010, 12:55
Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) und seine Frau Stephanie kommen im Feldlager des ISAF-Kontingents der Bundeswehr in Kundus an. (FOTO: DPA)
Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) und seine Frau Stephanie kommen im Feldlager des ISAF-Kontingents der Bundeswehr in Kundus an. (FOTO: DPA) dpa Pool

KÖLN/MZ. - Wohl auch, "weil wir früher Traumbilder gezeichnet haben von dem, was wir hier erreichen wollen", wie der CSU-Politiker Guttenberg einräumt.

Gut, dass es Johannes B. Kerner gibt. Der TV-Moderator hat den Minister in einen Hangar des Bundeswehr-Camps in Mazar-i-Sharif gebeten, im Publikum viele deutsche Soldaten, im Hintergrund Hubschrauber und Panzerfahrzeuge. Kerner durfte mit nach Afghanistan, denn "Kerner extra" war es vorbehalten, im deutschen Fernsehen erstmals seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes 2001 einen nachhaltig positiven Eindruck von der Qualität und den Persönlichkeiten von Frauen und Männern in deutscher Uniform zu vermitteln.

Angst im Einsatz, Schmerz beim Abschied und Sorge um die Familien zuhause, Schock, wenn ein Kamerad ums Leben kommt sowie die seelischen Narben, die ein solcher Einsatz hinterlassen kann - keines der Themen, die den Soldaten vor Ort auf den Nägeln brennen, wurde in der am Donnerstag ausgestrahlten Sendung ausgelassen.

Die Einspielfilme zeigten alles andere als Lagerromantik, sondern einen schwierigen Einsatz in einer fremden, ungastlichen Welt. Fünf Mal waren Produktionsteams vorab ins afghanische Einsatzgebiet gereist, um so die Sat.1-Sendung vorzubereiten.

Kerner war für das Gefühlige zuständig. Wie viele Schutzengel er wohl habe, wollte er von einem Hauptfeldwebel wissen, der als Elitekämpfer präsentiert wurde. Antwort: "Kann ich nicht beurteilen." Und auf die Frage, ob sie in der Adventszeit ihre Familie besonders vermisse, überraschte eine Zugführerin mit der Antwort: "Ja." Der Minister begleitete die Auftritte der Soldaten mit aufmunterndem Nicken, und war ganz Chef, wenn er bekräftigte, dass auch die Bundeswehr insgesamt besser werden müsse. "Wenn ich sagte, alles sei perfekt, würde ich Sie anlügen."

Das gilt vielleicht auch für die Ausrüstung der deutschen Soldaten in Zeiten knapper Kassen. Guttenbergs Feststellung, den Soldaten würde es an nichts mangeln, deckt sich nicht mit den Aussagen der Eltern des im Oktober gefallenen Soldaten Florian Pauli, von dem ebenfalls in der Sendung ausführlich die Rede war. Die Eltern erzählten der Mitteldeutschen Zeitung, wie ihr Sohn sich selber eine passende Schutzweste habe besorgen müssen. Sie erwähnten allerdings auch anerkennend, wie menschlich ihnen der Minister persönlich kondoliert habe.

Guttenbergs Engagement für die Bundeswehrsoldaten kommt ohne Frage von Herzen. Es ist auch das Ergebnis einer ehrlicheren Bestandsaufnahme des Nato-Einsatzes in Afghanistan, seit Guttenberg vor einem Jahr Verteidigungsminister wurde. "Da ist zu viel herumgedruckst worden", sagt er rückblickend. Also wurde es Zeit für Erklärungen - und einige hat er bei Kerner geliefert.