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Kaya Yanar Kaya Yanar: Eine Welt voller Comedians

Von Nike Laurenz 24.04.2014, 14:05
Der türkisch-deutsche Komiker Kaya Yanar spielt gerne mit Klischees.
Der türkisch-deutsche Komiker Kaya Yanar spielt gerne mit Klischees. dpa Lizenz

Köln - Herr Yanar, Ihre bisher erfolgreichste Comedy-Reihe, „Was guckst du!?“ drehte sich hauptsächlich um Ausländerklischees. Was ist neu in „Geht’s noch?!“?

Kaya Yanar Das ist ein klassischer Wochenrückblick, aber als Entertainment-Show. Nicht wie „Sieben Tage, sieben Köpfe“, wo die Moderatoren zusammenkamen und Texte im Sitzen abfeuerten. Aber auch nicht wie die sehr politische „heute show“. Bei uns gibt es Sketche und Einspieler, wir gehen auch mal aus dem Studio raus, haben Stars aus erster und zweiter Reihe zu Gast und heranwachsende Comedians. Meine alten Figuren Hakan und Rancid sind zwar auch dabei. Aber auch neue Figuren, zum Beispiel eine mit russischer Herkunft.

Ein Wochenrückblick ohne viel Politik. Wie geht denn das?

Yanar Wir thematisieren natürlich auch politische Geschichten, zum Beispiel wenn Erdogan das Internet abdrehen will. Aber eben nicht nur. Es geht auch um Sport und um den Boulevard.

Zurück zu den Klischees: Warum fanden und finden die Menschen es überhaupt witzig, wenn Sie Ausländerklischees bedienen?

Yanar Die Frage ist ja, ob man Klischees bedient oder mit ihnen spielt. Ich hoffe, es kommt so rüber, als würde ich mit ihnen spielen. Denn Vorurteile, die man im Kopf hat, sind nur so lange ernst und gefährlich, bis sie ans Tageslicht geholt werden. Mit meiner Comedy versuche ich, genau das zu tun. Indem ich Vorurteile ins Rampenlicht hole, entkrampfen sich jegliche Spannungen. Und Menschen lachen. Ich finde das wichtig, deswegen war Ethno-Comedy lange mein Oberthema.

„Was guckst du?!“ wurde 2005 eingestellt. Nervt es Sie nicht, dass Sie den meisten als der Kaya in Erinnerung geblieben sind, der sich eben mit Stereotypen auseinandersetzt?

Yanar Es nervt mich überhaupt nicht. Weil ich Kulturen mag und wahnsinnig fasziniert bin von der Art und Weise, wie verschiedene Menschen ihr Leben leben – woran sie glauben, wie sie essen, singen, tanzen. Diese Begeisterung versuche ich noch immer in meine Arbeit einfließen zu lassen.

Das heißt, Sie sind für die aktuellen Dreharbeiten gereist?

Yanar Wir haben ja immer nur ein paar Tage, um den Wochenrückblick zu produzieren. Reisen ist da leider nicht drin. Aber ich bin für andere Sendungen schon in die Staaten oder nach China gereist. Ich bin immer der erste, der sich meldet, wenn Drehs in anderen Ländern stattfinden sollen.

Ist die deutsche Comedy-Landschaft in gutem Zustand?

Yanar Auf jeden Fall ist sie in einem besseren Zustand als noch vor 15 Jahren, als ich angefangen habe, und Comedy fast nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen lief. Ich finde die Entwicklung extrem positiv: Weil es viel mehr Angebote gibt als früher – und auch mehr Nachfrage. Damals gab es zwei, drei führende Comedians. Heute füllen einige Comedians große Hallen und Arenen.

Und RTL füllt ganze Fernsehabende mit Comedy-Sendungen. Reicht es nicht irgendwann auch mal?

Yanar Ich lebe lieber in einer Welt mit vielen Comedians, als in einer Welt, in der ein Comedian alle Kanäle regiert. So wie das in Nordkorea im Moment der Fall ist. (lacht)

Und was gucken Sie so?

Yanar Ich schalte gerne ein und ich schalte gerne ab. Neulich habe ich zum Beispiel den „Echo“ gesehen. Ich dachte die ganze Zeit: Man könnte so viel aus dieser Show machen – tut es aber nicht. Nichts gegen Helene Fischer, die ist eine großartige Künstlerin. Aber solche Events sollte man einen Comedian moderieren lassen. Die Einspieler von Max Raabe fand ich klasse. Ich bin da ein Konsument wie jeder andere auch.