Katja Ebstein Katja Ebstein: Eine große Stimme mit starker Botschaft
Leipzig/MZ. - In den 70ern und 80ern machte Katja Ebstein im deutschen Schlager steile Karriere, später nahm sie Gospelsongs in ihr Repertoire, dazu Balladen von Bert Brecht und ihrer heimlichen Jugendliebe, Heinrich Heine. In den 90ern stand sie auf Musical- und Theaterbühnen. Für das Jahr 2003 stellte die Sängerin nun das neue Konzertprogramm "Meine Lieder" aus 30Jahren ihrer Showkarriere zusammen. Am vergangenen Freitag gastierte sie zusammen mit der Band von Timmi Timmermann im Leipziger Gewandhaus.
Die Tournee durch die neuen Bundesländer beginnt im kommenden März, so lag das Leipziger Konzert ziemlich solitär. Möglicherweise als Stimmungstest, oder auch als Generalprobe. Die Stimmung stimmte am Ende. Der große Gewandhaussaal war nicht überfüllt, aber auch nicht peinlich leer und die Fans jubelten stehend.
Wenn es in der Generalprobe wackelt, soll die Premiere bombig sein, heißt es. Dies und jenes wackelt an diesem Abend noch, etwa das Tempo der Sängerin beim Start oder mancher Einsatz beim Satzgesang der Bandherren. Wenn auch bei letzterem einiges knapp an der Peinlichkeit vorbeischrammt, die sieben Musiker um Schlagzeuger Timmermann sind an ihren Instrumenten versierte Profis, mit exzellentem Bläsersound und mitunter sehr lockeren Handgelenken beim Mann am Klavier.
Bis zur Pause zieht sich der deutsche Grand-Prix-Sound der 70er und 80er sehr in die Länge. Es läuft alles nicht sehr biegsam und klingt hier und da auch schon etwas staubbeladen. Im zweiten Teil dreht Katja Ebstein auf und beweist mit der Tiefe ihrer rockigen Röhre, dass sie durchaus ein "Bühnenvieh" sein kann. Vor allem in Gershwins "Porgy and Bess"-Potpourri und verschiedenen Gospelsongs startet sie durch. Und die Ebstein zeigt Stärke bei der Interpretation.
Was ihr bei der Seeräuber-Jenny aus der Dreigroschenoper nicht gelingt - aufhorchen läßt sie bei solch beeindruckenden Balladen wie "Inschallah", einem Lied für Maria Magdalena, inspiriert von Eindrücken einer Nahostreise. Ihre ersten musikalischen Erfahrungen sammelte Katja Witkiewicz einst in der Liedermacher-Szene der "68er". Politisches Engagement war inklusive. Es folgten Wahlkampftouren für Willy Brandt, entstand das erste Album für die Welthungerhilfe.
Da hieß die Berlinerin längst Katja Ebstein, nach einer Straße in ihrem Kiez, auf Wunsch der allmächtigen Plattenindustrie. Was für diese möglicherweise nur eine zugkräftige neue Farbe auf dem deutschen Popmarkt gewesen sein mag, ist für die Sängerin bis heute wirkliches Engagement: gegen den Raubbau an der Natur, gegen die Aidsgefahr und gegen den Krieg nicht nur im Nahen Osten.
Am 14. März gastiert Katja Ebstein im Steintor Halle.