1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Katharine Hepburn: Katharine Hepburn: So viele Oscars wie sie hat keine

Katharine Hepburn Katharine Hepburn: So viele Oscars wie sie hat keine

Von Marina Antonioni 11.05.2007, 07:42

Berlin/ddp. - Eigentlich entsprach sie ja so gar nicht demklassischen Bild einer Hollywood-Diva: Katharine Hepburn scherte sichnicht um Mode, sie lief - lange bevor dies für Frauen üblich war - inHosen und weiten Pullis herum, verabscheute Interviews und hieltgenerell nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg. Dennoch undwahrscheinlich auch gerade weil sie sich nie in ein Rollenmusterzwängen ließ, wurde Katharine Hepburn zu einer der größtenLeinwandlegenden aller Zeiten. Als sie am 29. Juni 2003 im Alter von96 Jahren starb, gingen am Broadway für einige Minuten die Lichteraus. Bis heute hält die herbe Schönheit, die am Samstag 100 Jahre altgeworden wäre, mit vier Oscars als beste Schauspielerin den Rekord.

Dafür, dass die Hepburn auf eine liebevolle Art kratzbürstig seinkonnte und sich selbst stets treu blieb, gibt es viele Beispiele. Alssie 1974 bei der Oscar-Gala einen Preis überreichte, trat sie beistehenden Ovationen mit einer uralten Jacke auf die Bühne, die zuvorvon Kostümleuten hektisch mit Sicherheitsnadeln zusammengeflicktworden war. Anfang der 30er Jahre soll sie am Rande von Dreharbeitenaus Protest sogar nur in Unterwäsche durchs Studio gelaufen sein,weil ihre Hose aus ihrer Umkleide entfernt worden war.

In ihrer selbstbewussten und emanzipatorischen Einstellung wurdeKatharine Hepburn von ihrem Elternhaus geprägt. Der Vater war einangesehener Chirurg und Urologe, der sich in der sexuellen Aufklärungengagierte, die Mutter eine bekannte Frauenrechtlerin. Am 12. Mai1907 in Hartford in Connecticut geboren, begeisterte sich Hepburnfrüh für den Sport und die Schauspielerei.

Ihre Karriere startete sie 1928 am Theater in Baltimore mit demStück «The Czarina» («Die Zarin»). Noch im selben Jahr spielte sie amBroadway und erhielt bald darauf ihr erstes Angebot aus Hollywood:Mit dem Film «Eine Scheidung» feierte die rothaarige, hochgewachseneSchauspielerin mit den hohen Wangenknochen 1932 ihr Leinwanddebüt.Der erste Oscar folgte bereits mit ihrem dritten Film «Morgenrot desRuhms» 1933.

Gefeiert wurde Hepburns Talent, unkonventionelle Frauenfigurenoder späte Mädchen darzustellen. Der Dramatiker Tennessee Williamswar überzeugt: «Katharine Hepburn lässt einen Dialog besser klingen,als er ist.» Hepburn stieß aber nicht immer nur auf Zuspruch. BeiKinobesitzern war sie nach einigen Flops in den 30er Jahren sogar als«Kassengift» verpönt, weil sie die Hollywood-Regeln nicht mitspielenwolle. Selbst einer ihrer heute beliebtesten Filme, die Komödie«Leoparden küsst man nicht» (1938) mit Cary Grant, kam zunächst garnicht so gut beim Publikum an.

Hepburns Comeback folgte 1940 mit dem Film «Die Nacht vor derHochzeit». Vorausschauend hatte sie sich die Filmrechte an diesem 400Mal aufgeführten Boulevardstück gesichert und setzte es an der Seitevon Cary Grant und James Stewart für die Leinwand um.

1942 dann stand Hepburn bei den Dreharbeiten zu «Die Frau, von derman spricht» erstmals mit Spencer Tracy - der großen Liebe ihresLebens - vor der Kamera und spielte passenderweise eine Redakteurin,die für ihre Ehe nicht den Beruf aufgeben will. Rund 25 Jahre, bis zuTracys Tod 1967, lebte sie mit ihm zusammen. Der verheirateteSchauspieler bestand aber auf größter Diskretion. Aus religiösenGründen ließ er sich nicht von seiner Frau scheiden. Hepburn selbstwar von 1929 bis 1934 mit einem New Yorker Börsenmakler verheiratetgewesen.

In neun Filmen spielte sie an der Seite von Tracy. Kurz nach denDreharbeiten zu «Rat mal, wer zum Essen kommt?» starb derSchauspieler, der für seine Alkoholexzesse bekannt war. Aus Respektvor seiner Familie erschien Hepburn nicht zur Beerdigung. Auch ihrenletzten gemeinsamen Film, für den sie nach 34 Jahre ihren zweitenOscar erhielt, sah sie sich nie wieder an.

Schon ein Jahr später folgte ihr dritter Oscar für «Der Löwe imWinter» mit Peter O'Toole. Lediglich eine Nominierung sprang dagegenfür einen ihrer schönsten Filme, «African Queen» (1951), heraus, indem sie an der Seite von Humphrey Bogart wunderbar einealtjungferlich-spröde Missionarin spielt, die einem trinkfestenFlussdampferkapitän in Afrika Paroli bietet. Einen ganz großen Hitlandete Hepburn auch noch einmal 1981 an der Seite von Henry Fondamit dem Familiendrama «Am goldenen See» - ihr vierter Oscar.

1991 veröffentlichte die Hepburn ihre Memoiren «Me». Ende der 90erzog sie sich dann ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Vor dem Todfürchte sie sich nicht, sagte sie. Im Gegenteil: «Im Tod gibt eskeine Interviews.»