Kalimandscharo: Kalimandscharo: Oben Mondgebirge, unten grüner Wald

Zielitz/MZ. - Das ist der Blick, wie man ihn vom Kalimandscharohat. Von einem Plateau des Salzberges beiZielitz in 45 Metern Höhe. Manchmal reichtdie Sicht bis zum Harz. Als Frau Vorpahl zumersten Mal hier stand, dachte sie an Utopia.Die perfekte Kulisse für einen Film. Ein Jahrnach der Erstbesteigung haute die 47-Jährigeein Theaterfestival in den Ferienfelsen, indieser Woche läuft die dritte Auflage: Viereigene Inszenierungen, zwei für Kinder, zweifür Erwachsene. Mit Laien und Profi-Eifer.

In der Pause gibt es Würstchen mit Senf, gereichtvon Lutz Zobel, der früher mal für die K+SKali GmbH arbeitete und nie daran dachte,hier oben mal ein besseres Geschäft machenzu können. 200 Zuschauer sind es gelegentlich,die das Schild ignorieren, das vor Lebensgefahrwarnt. 20 Minuten dauert der Marsch bis raufzur Plastikloge. Der Platzanweiser ein Bergmann,der, sofern die Puste reicht, erzählt, dass108 Millionen Tonnen Steinsalz auf der Schollevon Calvörde liegen und jeden Tag 1000 Waggonsdazu gekippt werden.

Mit den Jahren wuchs der Hausberg, den derVolksmund auch Monte Kali nennt, bis auf 105Meter an, ohne dass die Namensgeber ihn hättenbetreten dürfen. Erst 1999 ließ das Werk dieMenschen auf ihr Wahrzeichen, das ihnen fastbedrohlich geworden war. Während das Werkweiter abräumte,

Z-TITEL: "Ist doch fast wie auf

Mallorca."

Sigrid Vorpahl

über die Kali-Grube

gruben Lokalhistoriker unten im TalarchivSpuren von Louis Ferdinand Prinz von Preußenaus, der, so fand man, mindestens ein eigenesTheaterstück verdient hätte. "Schreib dochmal eines", schlug man Frau Vorpahl vor, obwohlsie doch bloß Zugereiste ist.

Die Theaterwissenschaftlerin baute vor Jahrenin Zielitz ein Holzhaus mit Hilfe ihres Mannes,der nicht zwei linke Hände habe, obwohl erSchauspieler sei. Im Garten führten die KinderStücke auf, die Eltern kamen mit. So entstandder Holzhaustheaterverein. Frau Vorpahl alsoschrieb den Prinzen. Fand aber keine Bühne.Zielitz hat 2500 Einwohner, eine Gaststätte,eine Pension, eine Disco und den SSV EintrachtLoitsche Zielitz, deren zweite Mannschaftin der Saison 1999/2000 mit einem sensationellenSchnitt von 6,7 Toren je Spiel einen riesigenErfolg feierte. Das brachte dem Verein einenneuen Satz Trikots und hundert Liter Bier.Aber keine Bühne. Weil man hoch hinaus wolltemit dem Königssohn, hörte man ihn regelrechtrufen, den Berg. Es kam zu den ersten Festspielenam weißen Hügel.

Es spielen heute: Elf Kinder aus VorpahlsKinder- und Jugendschauspielschule, und zehnErwachsene, unter ihnen Angelika Bues, Friseurmeisterin,57: "Mal ehrlich, was würde ich sonst tun.Ich will nicht veröden."  Die meisten tunes nebenberuflich, was man mit Max Reinhardterklärt, "Sie wissen schon, Theater, Schlupfwinkelfür diejenigen, die ihre Kindheit heimlichin die Tasche gesteckt haben, um bis an ihrLebensende weiterzuspielen".

Eines ärgert Frau Vorpahl. Wenn man demnächstauf dem Kalimandscharo die Augen schließt,um von Mallorca zu träumen, kommt man möglicherweisenicht weiter als bis zu den Alpen. Ein Volksmusik-Open-Air-Veranstalterpflanzt hier bald Edelweiß. Und das 25 Meterhöher. Das ist fast der Gipfel.

Die Festspiele laufen bis einschließlichSonntag.

Informationen unter:

www.Holzhaustheater.de