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Jürgen Hart Jürgen Hart: Leipziger Kabarettist ist gestorben

Von Tobias D. Höhn und Peter Dietrich 09.04.2002, 15:20
Jürgen Hart
Jürgen Hart ZB

Leipzig/dpa. - Mehr als ein Vierteljahrhundert habe Hart die Kabarettlandschaftder DDR mitgeprägt, betonten die «academixer». LeipzigsOberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) reagierte tief betroffen.«Jürgen Hart hat zu den Menschen gehört, die für Leipzig gestandenhaben, durch ihre Arbeit, durch ihre Geisteshaltung, durch ihreEngagement», sagte er der dpa.

Geboren wurde Hart am 20. September 1942 in Treuen (Vogtland).Bereits vor dem Wehrdienst unternahm er erste kabarettistischeVersuche, bevor er Deutsch und Musik an der Karl-Marx-Universität inLeipzig studierte. Gemeinsam mit Christian Becher, Gunter Böhnke undBernd-Lutz Lange gründete der 24-Jährige das «akademische» Kabarett.Gut zehn Jahre lang entstanden die Programme nebenberuflich, bevordie «academixer» Mitte der 70er Jahre zum Berufskabarett avancierten.Jürgen Hart schrieb etwa 30 Kabarettprogramme und 200 Lieder.

Mit der Hymne «Sing, mei Sachse, sing!» transportierte derreiselustige Sachse die Lebensweise seiner Landsleute weit über dieGrenzen des Freistaates hinaus. «Der Sachse liebt das Reisen sehr,nee nee nich das in'n Gnochen; drum fährt er gerne hin un her insein'n Urlaubswochen. Bis nunder nach Bulgarchen dud er die Weltbeschnarchen», heißt es in dem Lied.

Seit 1991 wirkte Hart verstärkt als freier Autor. In «Felix ausder Asche - Satirische Texte aus der Spielkiste der "academixer"»lässt Hart seine Kabarett-Karriere Revue passieren und spart nichtmit Spott: «Der Optimismus in Ostdeutschland ist allgemein größergeworden: Früher dachten wir, dass es uns in fünf Jahren besser geht,heute denken wir, der Aufschwung kommt in zehn Jahren.» Seinbekanntestes Buch ist «Die unernste Geschichte Sachsens», das 1995erschien.

Gemeinsam mit seiner Frau Katrin spielte Hart bis Herbstvergangenen Jahres das 40. Familienprogramm seit 1990 «Lachendeerben». Mit seinen «academixer»-Kollegen aus den Gründertagen desEnsembles trat Hart 1996 in dem Stück «Oh, alter MännerHerrlichkeit!» auf.