Judith Kerr Judith Kerr: Britische Autorin feiert 80. Geburtstag

London/dpa. - Im Dachgeschoss ihres Hauses in London sitzt Judith Kerr im weißen Kittel und mit gespitztem Stift bei der Arbeit. Die kreativen Stunden in ihrem Studio gehören zum festen Tagesablauf der Zeichnerin und Schriftstellerin, die am Samstag (14. Juni) 80 Jahre alt wird. In Deutschland ist Kerr vor allem mit ihrem Welterfolg «Als Hitler das rosa Kaninchen stahl» (1973) bekannt. Der autobiografische Roman, in dem die in Berlin geborene Tochter des jüdischen Theaterkritikers Alfred Kerr ihr Familienschicksal beschreibt, ist Pflichtlektüre an deutschen Schulen.
Darin vollzieht Judith (Anna), kindlich unsentimental und doch zutiefst aufwühlend, aus dem Blickwinkel einer Zehnjährigen den Weg der Flucht aus Berlin über die Schweiz und Frankreich nach England. Das Buch, Teil einer Trilogie über Vertreibung und Exil, gilt als Klassiker der Kinderliteratur zum Holocaust. Kerr will aber von Ruhm nichts wissen. «Ich musste einfach über meine Familie schreiben, und das habe ich getan», sagt sie bescheiden.
Schon vor der Trilogie mit den beiden weiteren Bänden «Warten bis der Frieden kommt» (1975) und «Eine Art Familientreffen» (1979) hatte sich Kerr als Zeichnerin und Verfasserin einen Namen gemacht. Hierfür stehen die Kinder-Bilderbuch-Serien vom Kater Mog und dem Tiger, der zum Tee kam. Nach dem literarischen Tod von Kater Mog (Bye Bye Mog) beschäftigt sich Kerr jetzt in ihrem neuen Werk mit den Gewohnheiten der Gans Katerina, die sie an einem Teich gleich bei ihrem Haus beobachtet.
Kerr, die das Zeichnen ihre «erste Liebe» nennt, studierte nach Kriegsende in England an der Kunsthochschule und arbeitete als Redakteurin und Lektorin für die BBC. Dort lernte sie ihren Mann, den britischen Fernsehautor Nigel Kneale, kennen. Das Ehepaar hat zwei Kinder. Sohn Matthew wurde Schriftsteller, die Tochter Tracy ist Schauspielerin.