Jubiläum Jubiläum: Die «schwarze Callas» feiert Geburtstag

Hamburg/dpa. - Die in Augusta/Georgia geborene Norman wuchs mit vier Geschwistern in einer musikbegeisterten Familie auf. Die Mutter war Pianistin, der Vater Kirchensänger der Baptistengemeinde. Nach einem Gesangsstudium schaffte sie den Durchbruch 1968, als sie den ARD-Musikwettbewerb gewann. Kritiker priesen sie damals als das «größte Stimmtalent seit Lotte Lehmann». Norman unterzeichnete einen Drei-Jahres-Vertrag an der Deutschen Oper Berlin und debütierte dort im Dezember 1968 als Elisabeth in Wagners «Tannhäuser».
Rasch eroberte sie die großen Bühnen der Welt, sang an der Scalain Mailand ebenso wie am Londoner Covent Garden oder bei denSalzburger Festspielen. An der New Yorker Met triumphierte sie 1983 als Cassandra in «Les Troyens» von Berlioz.
Dennoch verlief ihre Karriere auf der Opernbühne nicht so steil,wie es auf Grund ihrer «Jahrhundertstimme» zu erwarten gewesen wäre. Geschuldet war dies möglicherweise auch der kräftigen Erscheinung der Sängerin. «Der Verdacht liegt nahe, dass man in der Ära der TV-Übertragungen zwar große Stimmen erwartet, große Staturen aber ablehnt», schrieb der Musikkritiker Jürgen Kesting einmal.
«Was ich anzubieten habe, ist eine singende, eine musizierendeStimme», sagte Norman in einem Interview. «Ich bin nun einmal keine Trompete.» Das Repertoire der vielfach ausgezeichneten Sängerin war immer weit gespannt und reichte von den großen Wagner-Rollen wie Isolde, Sieglinde oder Kundry über die Lieder von Mahler und Schoenberg bis hin zu Spirituals und geistlichen Gesängen. Als singulär gelten ihre «Vier letzten Lieder» von Strauss.
Sie setzte sich auch für neue Musik ein, etwa von Phil Glass oder Pierre Boulez, und nahm ein Jazzalbum auf. In jüngster Zeit musste sie wegen eines Rückenleidens wiederholt Konzerte absagen. Dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem sie seit langem verbunden ist, wollte sie aber auch in diesem Jahr keinen Korb geben und absolvierte bravourös einen Auftritt in Kiel im Rollstuhl sitzend.