Jubiläum Jubiläum: Die Schauspielerin Helga Göring wird 85 Jahre alt

Berlin/dpa. - Am Sonntag (14. Januar) feiert sie ihren 85.Geburtstag und schwärmt im Rückblick: «Ich hatte ein ganz erfülltesBerufsleben.» Es kann und soll noch weitergehen. «Ich freue mich überjede Rolle. Arbeit wird mir nie zu viel,» sagt sie im dpa-Gespräch.Zuletzt stand sie in Hamburg für die Fernsehkrimi-Serie«Großstadtrevier» vor der Kamera.
Mit weit über 100 Rollen in Film und Fernsehen galt Göring zu DDR-Zeiten als Star. Im anderen Teil Deutschlands kannte sie dagegen kaumeiner. Heute bekommt sie mitunter mehr Fanpost aus dem Westen,besonders aus Hamburg und Köln, erzählt die alte Dame begeistert.«Talent als Voraussetzung» will sie für ihre «Neu-Entdeckung» nachder Wiedervereinigung nicht gelten lassen. «Glück gehört auch dazu.»Wer die vitale Schauspielerin nach dem Ende von Ost-Fernsehen undDefa-Film schon auf dem Altenteil sah, hat ihre Spielleidenschaft,Energie und Disziplin einfach unterschätzt.
Brav dauergewellt mit Seitenscheitel, mal burschikos undlebenserfahren, mal liebevoll und altmodisch - Göring als Oma und Ur-Großmutter hat viele Facetten zu bieten. Man holte sie für TV-Serienwie «Ein Heim für Tiere», «Freunde fürs Leben» oder «Für alle FälleStefanie». Als eine ihrer schönsten Aufgaben nennt sie «Herz ausStein» (1995): Eine Frau, die sich in Stummheit und Lethargieflüchtet, als sie merkt, dass sie ihren Sohn zum erfolgreichenKaufmann, nicht aber zum glücklichen Menschen erzogen hat. Eine ihrergrößten Herausforderungen: Zusammen mit der inzwischen verstorbenenInge Meysel spielte sie im Fernsehfilm «Die Liebenden vomAlexanderplatz» (2001). Dass eine Rolle wie früher extra «für einen»geschrieben wird, erwarte sie nicht mehr. «Ich bin realistisch.»
Die in Meißen am 14. Januar 1922 in einer Arztfamilie geboreneKünstlerin feierte in den Nachkriegsjahren in Dresden Bühnenerfolgeals Gretchen im «Faust» und als Heilige Johanna. Sie war das Klärchenim «Egmont» und die Emilia Galotti. Nach ersten Defa-Streifen,darunter das «Verurteilte Dorf» und «Stärker als die Nacht» in den50er Jahren schien sie als Darstellerin vereinsamter, leidenderFrauen prädestiniert. Göring war die herbe Offiziersgattin,aufopferungsvolle Proletarierein und Parteiarbeiterin. In die Reiheeindringlicher, geradliniger Gestalten gehörten unter anderem dieGrafikerin Käthe Kollwitz und die Dichterin Anette von Droste-Hülshoff.
Dass sie auch anders konnte, bewies sie einem Millionen-Publikumin der heitern DDR-Alltagsserie «Rentner haben niemals Zeit» zusammenmit Komödiant Herbert Köfer Ende der 70er Jahre. Die Bühne hat sienie ganz aufgegeben. Mit dem Theater am Kurfürstendamm in Berlinwagte sie in den 90er Jahren den Sprung selbst nach Hamburg. Auchwenn sie inzwischen mehr Zeit hat - ihre Erinnerungen einmalaufzuschreiben, das käme für sie nicht in Frage. «Es müssen dochnicht alle alles über mich wissen», meint sie. Gesund und jung haltesie sich mit ihrem Hund. «Mit ihm bin ich immer unterwegs. VonKrankheit spüre ich noch nichts.»