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Jubiläum Jubiläum: Der Schauspieler Vadim Glowna wird 65 Jahre alt

Von Caroline Bock 20.09.2006, 06:03
Das Archivbild vom 10.04.2001 zeigt den Schauspieler Vadim Glowna in Köln. (Foto: dpa)
Das Archivbild vom 10.04.2001 zeigt den Schauspieler Vadim Glowna in Köln. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Er hat mit Claude Chabrol, Romy Schneider und KlausKinski gedreht und bei Gustaf Gründgens und Peter Zadek auf der Bühnegestanden. 160 Film- und Fernsehrollen hat er seit 1964 gespielt, fürsein Regiedebüt «Desperado City» (1981) wurde er in Cannesausgezeichnet. Vadim Glowna ist einer der vielseitigen Charakterköpfeunter den deutschen Schauspielern, und er hat ein Herz für die Rolle

des Außenseiters. Pünktlich zu seinem 65. Geburtstag am 26. Septemberpräsentiert er ein weiteres Talent als Schriftsteller: «DerGeschichtenerzähler» lautet der Titel seiner jetzt bei Ullsteinerschienenen Autobiografie, die er kürzlich in der Berliner «ParisBar» vorgestellt hat.

Geboren wurde Glowna 1941 im schleswig-holsteinischen Eutin, seineKindheit und Jugend verbrachte er in den Trümmern von Hamburg und imInternat an der Ostsee. In Frankreich verlebte er wilde Monate, trankunter den Brücken von Paris mit den Clochards Rotwein und brach aufder Suche nach Essen in Ferienhäuser ein, wobei er in seinerBiografie beteuert, stets einen Zettel mit «Merci» hinterlassen zuhaben. Danach schlug er sich während seiner Ausbildung zumSchauspieler als Nachtpage und Seemann durch, bis er 1961 vonGründgens am Hamburger Schauspielhaus vom Statisten zur Sprechrollein «Faust II» befördert wurde - der Beginn seiner Bühnenkarriere. AmBremer Theater gab er unter Zadeks Regie den Melchior in Wedekinds«Frühlingserwachen» und den Karl Moor in Schillers «Räubern» - fürGlowna war es «die Schule überhaupt». Bis 1973 feierte er Erfolge anden Münchner Kammerspielen.

Die Liste seiner Bühnen, Film- und Fernsehrollen ist seitenlang.Sein Filmdebüt hatte Glowna 1964 in Johannes Schaafs «Im Schatten derGroßstadt». Er brillierte in vielen Literaturverfilmungen wieFeuchtwangers «Exil», Frischs «König Blaubart», Walsers «Einfliehendes Pferd» oder Bölls «Gruppenbild mit Dame». Als einem derwenigen deutschen Schauspieler gelang Glowna auch der Sprung auf dasinternationale Parkett, mit Filmen wie Chabrols Remake von «StilleTage in Clichy» oder Sam Peckinpahs Kriegsfilm «Steiner - Das eiserneKreuz».

In der Fernsehdokumentation «Tschechow in meinem Leben» begleiteteGlowna mit der Kamera seine Frau Vera Tschechowa nach Russland. Für«Die Unberührbare» (Regie: Oskar Roehler) wurde er für einenDeutschen Filmpreis nominiert, Lob gab es auch für «Schwabenkinder»(Regie: Jo Bauer). Zuletzt war unter anderem in «Mein Name ist Bach»zu sehen. Als Bösewicht und Mörder ist der markante Glowna seitlangem für viele Fernsehzuschauer ein bekanntes Gesicht; bei Krimiswie «Der Alte» oder «Siska» führte er auch selbst Regie.

Die Biografie des Wahl-Berliners steckt voller Anekdoten über diedeutsche und internationale Theater- und Filmszene. Glowna erweistsich stellenweise als Hallodri, der es faustdick hinter den Ohren hatund freimütig zugibt: «Ich verliebe mich leicht, manchmal jeden Tag.»Unter ein altes Familienbild mit seiner langjährigen Ehefrau Vera,von der er 1990 geschieden wurde, hat er geschrieben: «GlücklicheZeiten». Das Feuilleton-Etikett «Bösewicht vom Dienst» mag er nicht.«Die Strauchelnden, die ich spiele, sind meist ganz einfach nichtstark genug, sich aufrecht zu halten.» Glowna selbst scheint es zusein.