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Jubiläum Jubiläum: Alma Mahler-Werfel verdrehte Wiener Männern den Kopf

25.08.2004, 06:53
Der Schriftsteller Franz Werfel mit seiner Frau Alma Mahler-Werfel. Ihre Affären und Ehen, aber auch ihre Schönheit und ihre schillernden Tagebücher, machten sie zu einem Mythos. Vor 125 Jahren, am 31. August 1879, wurde Alma Mahler-Werfel geboren. Am 11. Dezember 1964 starb sie in New York und wurde auf einem Friedhof im Wiener Vorort Grinzing begraben. (Foto: dpa)
Der Schriftsteller Franz Werfel mit seiner Frau Alma Mahler-Werfel. Ihre Affären und Ehen, aber auch ihre Schönheit und ihre schillernden Tagebücher, machten sie zu einem Mythos. Vor 125 Jahren, am 31. August 1879, wurde Alma Mahler-Werfel geboren. Am 11. Dezember 1964 starb sie in New York und wurde auf einem Friedhof im Wiener Vorort Grinzing begraben. (Foto: dpa) inp

Wien/dpa. - Der Dichter Franz Werfel war ihr verfallen, der Architekt Walter Gropius vergötterte sie, der Maler Oskar Kokoschkaließ sich eine Puppe nach ihrem Bild anfertigen, und der Komponist Gustav Mahler notierte heiße Liebesschwüre auf seine Partitur: Alma Mahler-Werfel, die Muse, Salondame und Musikerin, war eine Zentralfigur der Wiener Moderne. Ihre Affären und Ehen, aber auch ihre Schönheit und ihre schillernden Tagebücher machten sie zu einem Mythos. Am 31. August vor 125 Jahren wurde Mahler-Werfel geboren.

Im Hause der Eltern, des bürgerlichen Landschaftsmalers EmilJakob Schindler und seiner Frau, gingen die Intellektuellen undKünstler der Zeit ein und aus. Früh wurde Alma mit dem Kunst- undGeistesleben ihrer Heimatstadt vertraut und wuchs in den innerenKreis des kulturellen Großbürgertums der Jahrhundertwende hinein. DenTod des Vaters, der 1892 starb, überwand sie nur schwer. DasVerhältnis zur Mutter, die in zweiter Ehe ihren langjährigenLiebhaber, den Maler Carl Moll heiratete, blieb konfliktträchtig.

In ihrer Jugend galt Alma Schindler als schönstes Mädchen Wiens.Ihre schillernde, exaltierte Persönlichkeit, ihr Hang zu auffälligerKleidung und ihre Lust an der Selbstdarstellung faszinierten undprovozierten die Gesellschaft, was sie in ihren «Tagebuch-Suiten»amüsiert kommentierte. So notierte sie 1898 nach einer Vernissage inder neu gegründeten Künstlervereinigung Secession: «Mit neuen, feinenHüten und Jacken bewaffnet, giengen rpt giengen wir heute auf denKampfplatz.... Gretl und ich machten Honneurs... Zum Schluss warenalle Secessionisten bei uns, und wir trieben den gröbsten Ulk, denman sich denken kann. Wir tranken fest Champagner.»

Als großes Kommunikationstalent scharte sie Künstler undGesellschafts- wie Geistesgrößen um sich. Musisch hoch gebildet undbegabt, erhielt sie Unterricht bei Alexander von Zemlinsky undbegann, selbst zu komponieren. Als sie 22 Jahre alt war, lernte sieden um 19 Jahre älteren Komponisten Gustav Mahler kennen, damalsbereits Hofoperndirektor. 1902 heirateten die beiden - für Alma dasEnde ihrer Musikerkarriere, da Mahler keine Konkurrenz im eigenenHaus duldete.

Ihre Ehe mit Mahler verlief unglücklich; die ältere der beidenTöchter des Paares starb noch als Kind. Während eines Kuraufenthaltesbegann Alma eine Affäre mit dem Bauhaus-Architekten Walter Gropius,die ihre Ehe schwer gefährdete. Nach dem Tod ihres Mannes 1911 hattesie ein leidenschaftliches Verhältnis mit dem Maler Oskar Kokoschka,heiratete 1915 aber Gropius. Von ihm ließ sie sich 1929 scheiden undging eine Ehe mit dem jüdischen Dichter Franz Werfel ein. 1938 flohsie mit ihm vor den Nationalsozialisten nach Frankreich und 1940 indie USA. Am 11. Dezember 1964 starb Alma Mahler-Werfel in New Yorkund wurde auf einem Friedhof im Wiener Heurigen-Vorort Grinzingbegraben.

Die große Faszination, die von Alma als Muse und femme fataleausging, erklärt die Historikerin Brigitte Hamann mit derrebellischen Komponente ihres erotischen Lebens: «Die Frau als Hurewar das Ideal der Wiener Moderne. Dass eine Frau den Spieß umdrehtund das Heft in die Hand nimmt, war die Provokation».

Doch das schillernde Bild hat in letzter Zeit an Glanz verloren.So rüttelt der Biograf Oliver Hilmers am Bild der entsagendenKünstlerin, die vom Ehemann gezwungen wurde, das eigene Talent zuunterdrücken. Der Historiker hält in seiner Alma-Biografie «Witwe imWahn» mit Nachdruck fest, dass Alma Gustav Mahler um 53 Jahreüberlebte - aber auch nach seinem Tod keinen Ton mehr komponierte.Auch ihre unverhohlen antisemitischen Äußerungen gegen Werfel, demsie vorwirft, er könne kein Deutsch schreiben, weil er Jude sei,beschönigt Hilmers nicht.

Das Leben der exzentrischen Muse und Salonlöwin bietet bis heutereichlich Stoff für Analysen, Spekulationen, immer neue Biografienund Dramen. So hat der Wiener Schauspieler und Regisseur PaulusManker mit dem Autor Joshua Sobol 1996 das Theaterstück «Alma - AShow Biz ans Ende» entwickelt, das seitdem erfolgreich gezeigt wird.Zur Zeit macht die Produktion an Almas vorletztem Wohnort Los AngelesStation.