Journalist im Gespräch Journalist im Gespräch: Fritz Pleitgen plaudert über Russland

Halle/MZ. - "So eine Quote wie hier hätte ich gerne im Presseclub". Fritz Pleitgen sah sich am Donnerstagabend im vollen Festsaal der Franckeschen Stiftungen einer großen Anhängerschaft gegenüber, die seinen Worten gebannt folgte. Dabei war die Runde anfangs dem zitierten Fernsehformat gar nicht so unähnlich. Im Gespräch mit MZ-Redakteur Christian Eger sprach der WDR-Intendant auch über die Tagespolitik und die Rolle der Medien ("So lange wir Kriege haben, brauchen wir Kriegsreporter.").
Allerdings, das journalistische TV-Denkmal Pleitgen war aus anderem Grunde gekommen: Um die derzeitige Karikatur-Ausstellung "Die Zarin und der Teufel" zu sehen und um über seine persönlichen Russlandbilder zu sprechen. Beide Aspekte gehören bei Pleitgen, Jahrgang 1938, zusammen. Denn die russische Emigrantin, die die Kunstblätter zusammentrug, brachte ihm einst in Köln das Russische bei.
Die Sprachkenntnisse konnte Pleitgen als Moskau-Korrespondent (1970 bis 1977) auch gut gebrauchen. Diese Zeit in der Sowjetunion war die reiche Anekdoten-Schatzkiste des Abends, aus der Pleitgen launig plaudernd schöpfte. Warum er nach Moskau geschickt wurde? "Ich galt als einer mit langem Atem und außerdem als trinkfest." Die Antrittsreise? In einem roten, sportiven Ford: "Ein für den Winter vollkommen ungeeignetes Auto. Die Batterie gab an jeder Ecke auf." Der Name Fritz in Russland? "Der Inbegriff des bösen Deutschen. Er erregte sofort Aufmerksamkeit und machte mich zu einer kleinen Berühmtheit, weil ich mich ganz normal benahm." Und die Arbeitsbedingungen? "Das war ein schärferes System als in der DDR, aber es ließ sich mit Wodka bescheißen."