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John Rawls John Rawls: Amerikanischer Philosoph verstorben

27.11.2002, 16:07

New York/dpa. - Der amerikanische Philosoph John Rawls, dessen Arbeiten das Konzept einer gerechten und liberalen Gesellschaft maßgeblich beeinflussten, ist tot. Der Professor an der Harvard- Universität starb im Alter von 82 Jahren an Herzversagen, wie die «New York Times» am Dienstag berichtete. Rawls hatte seit den 50er Jahren in mehreren Arbeiten seine bahnbrechende Gerechtigkeitstheorie entwickelt. Zusammenfassend legte er sie 1971 in seinem Hauptwerk «A Theorie of Justice» dar. Damit schuf er Kriterien zur Beurteilung des Grades von Gerechtigkeit in der Organisation einer Gesellschaft.

Rawls wollte unter anderem das freiheitliche und auf Eigenverantwortung beruhende Gesellschaftsmodell der USA gegen linke Kritiker der 68er-Bewegung verteidigen. An seiner «Theorie der Gerechtigkeit» schieden sich zu Zeiten einer aufgeheizten nationalen Debatte über den Vietnamkrieg und die Rassendiskriminierung die Geister.

Der Philosoph wich damals nicht nur von den vorherrschenden Denkschulen ab, die sich an logischen und linguistischen Analysemodellen orientierten. Rawls Argumente für eine auf verbindlicher Fairness zwischen allen ihren Mitgliedern aufgebaute Gesellschaft hätten dazu geführt, dass der Moralphilosophie wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, schrieb die «New York Times». Sein Gerechtigkeitsmodell ging von einer grundsätzlich freien Gesellschaft aus, deren einzelne Mitglieder sich aber durch einen allgemeinen und fairen Vertrag über die Verteilung der verfügbaren sozialen und materiellen Güter aneinander binden.