Joe Cocker Joe Cocker: Stehaufmännchen der Rockmusik wird 60 Jahre alt

London/dpa. - Joe Cockers 40-jährige Pop-Karriere war von Höhenund Tiefen gekennzeichnet wie kaum eine andere. SeineEntschlossenheit, nach Tiefschlägen wieder von ganz unten anzufangen,ist aber legendär. Unzählige Male lag der Mann, dem eine der rauestenund markantesten Stimmen des Showgeschäfts gehört, am Boden. Errappelte sich immer wieder auf. Dafür war Cocker, der am 20. Mai 60Jahre alt wird, über Jahrzehnte die Bewunderung seinereingeschworenen Fangemeinde sicher. Sie hielt zu ihm, ganz gleich wiedie Qualität seiner Musik war.
Viele halten ihn für den besten weißen Soulsänger, den England jehervorgebracht hat. Sein Vorbild war Ray Charles, der ihn einmalseinen «einzigen wahren Schüler» nannte. Gemeinsam mit Charles standCocker 1985 in Hannover zum ersten Mal auf der Bühne. Begonnen hatteseine Karriere mit 17, als er tagsüber noch als Gasinstallateurarbeitete. Abends trat Cocker mit seiner ersten Band, den «Avengers»,in den Kneipen seiner Geburtsstadt Sheffield auf.
Bereits 1963 schaffte er es, mit seiner Band als Vorgruppe derRolling Stones aufzutreten. Ein Jahr später veröffentlichte er dieerste Single, eine Version des Beatles-Stücks «With A Little HelpFrom My Friends». Später wurde Cocker vor allem für seineInterpretationen von Liedern berühmt, die von anderen geschriebenwurden. «With A Little Help From My Friends» brachte Cocker erst 1968den großen Durchbruch: die Single wurde Nummer eins in Großbritannienund weltweit zum Hit. 1969 festigten zwei weitere Hits, Dave Masons«Feelin' Alright» und Leon Russells «Delta Lady», seinen Ruhm.
Cockers nächste Karrierestation waren die USA, wo er auf vielenFestivals gastierte, darunter Woodstock. Später erinnerte er sich andiese Zeit, in der er bei denselben Veranstaltungen wie Jimi Hendrixund Janis Joplin auftrat, als die Beste seines Lebens.
Anfang der 70er Jahre begann für Joe Cocker eine durch Alkohol undDrogen beschleunigte Talfahrt, die ihn fast ein Jahrzehnt lang vonder Bildfläche verschwinden ließ - zumindest was die Produktion neuerPlatten betraf. Da er sich nie um seine Finanzen gekümmert hatte, warer gezwungen, permanent auf Tournee zu gehen, um seine Rechnungenbezahlen zu können.
Dabei war er manchmal so betrunken, dass er kaum fähig war, aufder Bühne zu stehen. Er tauchte erst 1982 wieder mit einemerfolgreichen Album auf. «Sheffield Steel» war zwar keinberauschendes Comeback - die Kritiken waren besser als dieVerkaufszahlen - aber ein viel versprechender Neubeginn. Sein Duettmit Jennifer Warnes («Up Where We Belong») katapultierte ihn imselben Jahr wieder an die Spitze der Hitparaden.
In den 80er Jahren war Cocker, der ruhiger - und nüchterner -geworden war, vor allem auf dem europäischen Kontinent populär. InDeutschland nahm er 1986 den Titelsong für den Götz-George-Film«Zabou» auf. Sein Opus «Unchaining My Heart» führte im darauffolgenden Jahr wochenlang die deutsche Hitparade an. Zum historischenEreignis wurde sein Auftritt am 12. November 1989 beim spontanorganisierten Festival «Konzert für Berlin.» Cocker sang in derDeutschlandhalle vor 50 000 Menschen. Seine Version von «With ALittle Help From My Friends» wurde wenige Tage nach dem Mauerfall fürviele zur Hymne.