Jedward Jedward: Hyperaktive Zwillinge sind nicht zu bremsen
Frankfurt/Main/dpa. - Kurz vor dem Jedward-Auftritt vor 50 000 Fans beim Großereignis Hessentag in Oberursel vor wenigen Wochen kam dieser spontan auf die Idee, an einem Bühnengerüst hochzuklettern.
Auch sein Bruder John ist backstage kaum zu bremsen - und das, obwohl er auf Krücken geht, oder besser gesagt rennt, hüpft und springt. Am Tag zuvor hatte er sich bei einem Unfall während eines TV-Auftritts in London verletzt: «Eigentlich wollte der Arzt mir verbieten zu fliegen.»
Aber für ihr Ziel, mit ihrem Debütalbum «Planet Jedward» auch hierzulande die Charts zu stürmen, stürmen die «irren Iren» mit den markanten Hochfrisuren jede sich bietende Bühne. Beim Interview sind die beiden ähnlich atemlos.
Die ersten fünf Minuten liefern Jedward eine Art Doppel-Monolog, rattern in Hochgeschwindigkeit ungefragt Statements am Fließband runter. Hinter Floskeln wie «Wir können es nicht abwarten, endlich für unsere deutschen Fans aufzutreten» kommt ehrlich erscheinende Begeisterung zum Vorschein. «Wir lieben, was wir tun», sagt John. Sie nehmen sich alle Zeit der Welt für ihre Fans und deren Autogramm- und Fotowünsche. Schließlich ist es wieder der Manager, der sie ermahnt: «John, Edward, los jetzt, wir müssen weiter!»
Aufgeregt erzählen sie, dass sie selbst leidenschaftlich gerne Autogramme sammeln. «Zu Michael Jackson, Lady Gaga, Britney Spears, Justin Timberlake, NSync und Backstreet Boys schauen wir auf», nennt John große Vorbilder: «Wir lieben die Gute-Laune-Musik der Neunziger Jahre mit tollen Performances.»
Die unzertrennlichen Zwillinge führen ein rastloses, turbulentes Leben, seit sie vor zweieinhalb Jahren in der britischen Castingshow «The X Factor» mit ihrem durchgeknallten Auftreten erst für Schlagzeilen und dann für Charterfolge sorgten. Kürzlich traten sie in ihrer Heimat sogar für US-Präsident Barack Obama auf.
Als Jedward sind sie fast ständig unterwegs, kehren zwischendurch aber immer wieder zurück ins Elternhaus, um ihre Eltern, ihren 21-jährigen Bruder und ihre sage und schreibe fünf Hunde und andere Haustiere zu sehen. «Fans verstecken sich im Gebüsch. Wenn wir am Flughafen ankommen, warten dort tausend Mädchen auf uns», schildern die Brüder den andauernden Hype um sie in ihrer Heimat.
Jedwards Musik ist fröhlicher wie harmloser, temporeicher Partypop. Auf die Frage, ob sie bei ihrer ersten Deutschlandtour im September von einer Live-Band begleitet werden, reagiert Edward irritiert: «Nein, wir haben Tänzer dabei» und verspricht «jede Menge Spaß und Magie und eine total verrückte Show». Kritik an ihren Gesangsqualitäten kontert John: «Wir sind nicht Whitney Houston, wir singen Popsongs. Die Leute lieben uns für das, was wir sind».
Die Fangemeinde wächst auch in Deutschland, seit sie mit «Lipstick» beim Eurovision Song Contest zwar nur den 8. Platz belegten, aber trotzdem zum Gesprächsthema Nummer eins wurden: «Wir haben nicht den Contest gewonnen, aber wir haben Millionen Herzen in ganz Europa gewonnen.» Und damit eine Menge Arbeit bekommen.
Ihre enge Verbundenheit hilft ihnen, ihren anstrengenden Alltag zu absolvieren, den Edward schildert: «Die Fans denken, unser Leben besteht nur aus Shows und roten Teppichen. Aber da gehört sehr viel harte Arbeit dazu. Man tut sehr viel, was niemand sieht. Wir gehen sehr spät ins Bett und stehen sehr früh wieder auf.»
Das kann Marcel Reckler, der die Jungs auf ihren Promo-Touren in Deutschland betreut, bestätigen: «Ich habe noch nie erlebt, dass sie müde sind oder gähnen.» Mit ihrer Vermarktung auf allen Ebenen haben die beiden kein Problem. Auf Jedward-Kondome müssen Fans aber noch warten: «Davon weiß ich nichts, das ist wohl ein Gerücht», kommentiert John entsprechenden Berichte, «aber wenn es welche gäbe, wäre das sicher cool.»