Sängerin und Stilikone „Je t'aime, moi non plus“: Jane Birkin ist tot
Es war ein Skandal, der sie weltbekannt machte: 1969 sang Jane Birkin den Song „Je t'aime, moi non plus“. Nun ist die 76-Jährige gestorben, die von den Franzosen einfach nur „La Birkin“ genannt wurde.
Paris - Sie war die französischste unter den englischen Sängerinnen und die englischste unter den französischen Schauspielerinnen. Mit ihrem Akzent, mit dem sie lasziv „Je t'aime, moi non plus“ sang und in dem Film „Blow up“ ein Fotomodel spielte, hat sich Jane Birkin ins Herz der Franzosen geschlichen. Nun ist die britisch-französische Künstlerin im Alter von 76 gestorben, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung von Paris der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag bestätigte.
Ihr englischer Akzent, ihre Zahnlücke und ihre sanfte und hohe Stimme - „La Birkin“, wie die Franzosen sie gerne nannten, war eine Ausnahmeerscheinung. Ihren Durchbruch schaffte sie 1969 mit dem Song „Je t'aime, moi non plus“. Der gesungene Orgasmus mit Serge Gainsbourg wurde zum Skandal. Das Enfant terrible der französischen Musikszene hatte das Lied ursprünglich für Brigitte Bardot geschrieben. Doch B.B. bekam Angst vor dem zu erwartenden Eklat.
Mehr als 50 Filme
Gesungen von Gainsbourg und der Anfang 20-jährigen Birkin wurde das Lied dann auch in vielen Ländern verboten. Birkin aber machte es über Nacht zum Star - und sie und Gainsbourg zu einem Paar. Zwei Jahre später kam ihre gemeinsame Tochter, die spätere Schauspielerin Charlotte Gainsbourg, auf die Welt. Im September 1980 ging die Beziehung in die Brüche - nach mehr als zehn Jahren Ehe. Trotz der Trennung sangen sie gemeinsam weiter. Mit Gainsbourg feierte Birkin einige ihrer größten Erfolge als Sängerin, etwa mit „La danseuse“, einem weiteren erotischen Song, und „Melody Nelson“.
Die Wahlfranzösin, die am 14. Dezember 1946 in London als Tochter der Schauspielerin Judy Campbell geboren worden war und 1968 nach einer Scheidung England verlassen hatte, wirkte in mehr als 50 Filmen mit. Dazu zählt etwa der Erotikfilm „Egon Schiele - Exzesse“ aus dem Jahr 1981. Ihren Durchbruch als Schauspielerin schaffte sie in Michelangelo Antonionis „Blow up“ (1966). Darin spielte sie ein Fotomodell, nur bekleidet mit Kniestrümpfen. In dem prickelnden Erotik-Thriller „Der Swimmingpool“ ist sie neben Romy Schneider und Alain Delon zu sehen. Jacques Rivette machte sie in seinem in Cannes mit dem Jury-Preis ausgezeichneten Film „Die schöne Querulantin“ an der Seite von Michel Piccoli zum Modell eines Malers.
Sex-Symbol der 60er und 70er Jahre
Birkin war das Sex-Symbol der 60er und 70er Jahre. Mit diesem Image habe sie sich gar nicht identifizieren können, sagte sie Jahrzehnte später. „Andererseits mochten mich die Leute ja, ich war ja nie so eine gefährliche Frau wie die Bardot, ich war nicht perfekt, und ich blieb bei meinem Mann. Ich war kein Risiko. Die Bardot schon, sie nahm sich die Männer anderer Frauen“, sagte sie in einem Gespräch mit der „Zeit“.
Birkin war auch die Namensgeberin für die Luxushandtasche aus dem Hause Hermès. Auf die Frage, wie viele dieser sogenannten Birkin Bags sie selbst besitze, antwortete sie in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur im Dezember 2022: „Ich habe nur eine. Wer braucht schon mehr als eine Handtasche?“
Nach dem Tod von Gainsbourg veröffentlichte Birkin zahlreiche Alben, viele mit seinen Liedern, aber auch von anderen Songschreibern. Manchmal sang sie auch ihre eigenen Texte. Diese erzählen von ihrer Kindheit, von ihrem Leben. Denn ihr fiel es leichter über sich selbst zu singen als zu reden.
Nicht verheilte Wunden
Mit „Oh! Pardon tu dormais...“ erschien im Jahr 2020 ihr persönlichstes Album. Es handelt von nicht verheilten Wunden und vom Tod. In den vergangenen Jahren erlebte Birkin auch einen schweren persönlichen Schicksalsschlag und hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 2013 verlor Birkin ihre Tochter Kate aus der Beziehung mit dem Komponisten John Barry, den sie 1965 mit nur 19 Jahren geheiratet hatte. Nach dem Suizid ihrer 46-jährigen Tochter zog sich Birkin monatelang ganz zurück. Im Jahr 2012 musste sie viele Konzerte wegen einer Autoimmunkrankheit absagen, eine Fehlsteuerung, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Im September 2021 erlitt sie einen Schlaganfall.
Ihr Album „Oh! Pardon tu dormais...“ beschrieb sie selbst als ein Werk voller Schmerz. Wobei sie einen Satz von Gainsbourg zitierte: Bei blauem Himmel könne man nichts schreiben, man brauche dazu Wolken und Stürme.