Jazz-Pianist Jan Lundgren feiert das Volkslied

Berlin - Der schwedische Jazz-Pianist Jan Lundgren ist neben dem Amerikaner Brad Mehldau oder dem Deutschen Michael Wollny einer der Meister seines Fachs. Ob Solo- oder mediterrane Trio-Musik, Kraftwerk oder «Pippi Langstrumpf» - der Mann kann einfach alles.
Die berühmte Melodie des Kinderfilmklassikers erklingt zum Abschluss des neuen Lundgren-Albums «The Ystad Concert» (ACT), das der 40-Jährige Ende Juli 2015 beim Jazz-Festival in der südschwedischen Mankell/Wallander-Stadt einspielte. Gewidmet war das Konzert dem Pianisten Jan Johansson (1931-1968), dem der seit Jahren aufsteigende skandinavische Jazz - man denke nur an Bobo Stenson, Esbjörn Svensson oder Martin Tingvall - viel verdankt.
Insgesamt 16 Bearbeitungen schwedischer, russischer und ungarischer Volkslieder präsentierte Lundgren dort - zum hörbaren Vergnügen eines begeisterten Publikums. Manche dieser Stücke klingen so vertraut, dass man sie sofort mitsummen kann, andere sind eher unbekannt. Was allen Liedern gemeinsam ist: Sie sind zum Niederknien schön - gerade auch in diesen Versionen, die zwischen harmonischem Kammer-Jazz, romantischem Folk, impressionistischer Klassik und gelegentlichen Swing-Ausbrüchen pendeln.
Lundgren, Mattias Svensson (Bass) und das Bonfiglioli Weber String Quartett spielen sich mustergültig locker-lässig die Bälle zu, sie bedienen zwischen Trauer, Melancholie, Verschmitztheit und Fröhlichkeit eine reichhaltige Gefühlspalette. Schon mit «Swedish Standards» (1997) und «Landscapes» (2003) hatte der Pianist ja seiner nordeuropäischen Heimat gehuldigt, ehe er in den Ensembles seines Landsmannes Nils Landgren oder im Trio mit Paolo Fresu und Richard Galliano («Mare Nostrum») große internationale Erfolge feierte.
Weitere Höhepunkte in Lundgrens Karriere waren die «European Standards» (2008) und das Solowerk «All By Myself» (2014), denen er nun mit dem tollen Ystad-Konzert ein neues CD-Highlight hinzufügt. (dpa)