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Januar im März: Marcin Wasilewski Trio

08.03.2008, 06:58

Hamburg/dpa. - Mit «January» gibt das Marcin Wasilewski Trio ein Statement von beeindruckender Qualität ab. Die drei polnischen Jazzmusiker lassen keinen Zweifel daran, dass ihre Band zu den absolut herausragendsten zeitgenössischen Jazzensembles gehört. Akustik-Jazz von allerhöchster Güte.

Nach dem Debüt bei ECM 2004 ist «January» das bereits zweite Album für das renommierte Jazzlabel. Für das Album wurde einmütig ein neuer Name gewählt, in alter Jazztradition benannt nach dem Pianisten: Marcin Wasilewski, der auch für vier Kompositionen des Albums zeichnet. Darunter das Eröffnungsstück, «The First Touch», mit dem angedeutetem Motiv aus der Titelmelodie des ersten Rocky-Films. Die Romanze des polnischen Jazz mit dem Film ist bereits legendär, seit Roman Polanski mit dem so unglücklich ums Leben gekommenen Krzysztof Komeda zusammenarbeitete, der Jazz-Ikone unseres östlichen Nachbarn. Und so wird gleich in einer weiteren Komposition, «Cinema Paradiso», die Morricone-Komposition des gleichnamigen Films kongenial verarbeitet.

Nicht nur Jazz-Grande Tomasz Stanko, Freund und Mentor der drei jungen Musiker, schwärmt von seinen «Zöglingen», die er noch lange nicht auf dem Zenit ihres Könnens sieht. Sie sind es, die seit 2001 mit dem Trompeter zusammen auf vielen Tourneen und seinen Alben («Soul Of Things», «Suspended Night» 2003 und «Lontano» 2005 ) glänzen. Zusammengefunden haben die drei Jazzbegeisterten in ihrer Idealbesetzung allerdings schon 1993. In langen Jahren gemeinsamen Spielens ist aus dem Pianisten Marcin Wasilewski, Bassist Slawomir Kurkiewicz und Michal Miskiewicz am Schlagzeug, ein symbiotisches Ensemble gereift, das sich hören lassen kann.

Haben die drei auf ihrem ECM-Erstling «Trio» eine brillante Version von Björks «Hyperballad» geboten, so findet sich auf «January» ein entschlackter Titel von Prince, «Diamonds And Pearls», der nach Jazz-Kategorien das Original übertrifft. Mit «Balladyna», einem programmatischen Titel von Stanko aus dem Jahre 1975, erweist das Trio seinem Förderer Referenz.

Auf besonderen Wunsch von Produzent Manfred Eicher bearbeitete Wasilewski «Vignette» von Gary Peacock und «King Korn» von Carla Bley. Besonders bei «King Korn» agieren die drei Polen sehr munter miteinander. Zu hören ist, was in Konzerten auffällt: Wasilewski mutet bei lebhafteren Passagen am Piano mitunter an wie ein Gummiball, so lässt er die Finger über die Tasten tanzen, während sich seine beiden Mitstreiter, nicht minder virtuos aber wesentlich ruhiger, an ihren Instrumenten abarbeiten.

Und der agile kleine Pianist hat sich ein schon sehr ehrfurchtgebietendes Pantheon erschaffen. In der polnischen Zeitschrift «Jazz Forum» nennt er seine Vorbilder: Keine Geringeren als Bill Evans, Keith Jarrett, Oscar Peterson, Herbie Hancock, McCoy Tyner, Brad Mehldau und Bobo Stenson. Das Trio wird dem hohen Qualitätsanspruch durchaus gerecht: «January» besticht durch Spielfreude, Virtuosität und ein außergewöhnlich breit gefächertes Programm.

www.wasilewski-trio.de

www.ecmrecords.com