Italien Italien: Die Opernwelt trauert um Luciano Pavarotti
Modena/dpa. - Freundeund Kollegen des italienischen Star-Tenors zeigten sich tiefbetroffen vom Tod des Ausnahmesängers. «Ich habe immer seinegöttliche Stimme bewundert und auch seinen Sinn für Humor», schriebder spanische Opernsänger Placido Domingo in einer Mitteilung.Pavarotti und Domingo hatten zusammen mit dem spanischen OpernsängerJosé Carreras als «Die drei Tenöre» Welterfolge gefeiert. Carrerassagte im schwedischen Karlstad: «Ich bin stolz darauf, dass ichPavarottis Kollege und Freund war. Dass dieser Tod nicht unerwartetkam, macht ihn nicht weniger schmerzhaft.»
Italiens Kulturminister Francesco Rutelli bezeichnete den Sängerals «Giganten des 20. Jahrhunderts». «Er hinterlässt eine nicht mehrausfüllbare Lücke bei allen Fans großer italienischer Musik.» DasMinisterium hatte erst am Dienstag bekannt gegeben, es wollePavarotti einen Preis für seine «herausragenden Leistungen in deritalienischen Kultur» verleihen. Italiens Ministerpräsident RomanoProdi erklärte, mit dem Maestro sei «in der Musikwelt und in Italieneine ganz große Stimme verschwunden».
Bei Pavarotti war im vergangenen Jahr Bauchspeicheldrüsenkrebsdiagnostiziert worden. Der Tumor wurde bei einer Operation in NewYork zwar von Spezialisten entfernt, der Sänger erholte sich jedochnicht mehr. Er lebte seither zurückgezogen mit seiner Frau NicolettaMantovani und der gemeinsamen Tochter Alice in seinem Haus imnorditalienischen Modena. Zuletzt war er im August wegen hohenFiebers zwei Wochen im Krankenhaus.
Vor allem in den großen Opernhäusern der Welt, in denen Pavarotti45 Jahre lang zu Hause war, herrschte Trauerstimmung. Das Royal OperaHouse in London teilte mit, der Tenor habe als einer der «bestenSänger unserer Zeit» die Oper auch den Menschen näher gebracht, diesonst vielleicht nie der klassischen Musik begegnet wären. «Indem erdas tat, machte er ihr Leben reicher. Das wird sein Erbe sein.» Auchder britische Tenor Russell Watson betonte, Pavarotti habe die Operzum Volk gebracht.
Der Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, ließ amDonnerstag eine schwarze Flagge als Zeichen der Trauer an dem Gebäudeaufziehen. Und aus der australischen Oper verlautete: «Wir sind sehrtraurig über das Hinscheiden einer der größten Opernstimmen des 20.Jahrhunderts.»
Der Bürgermeister von Modena, Giorgio Pighi, kündigte an, dasStadttheater nach dem großen Sohn der Stadt benennen zu wollen. «Eingroßer Künstler verlässt uns, ein guter Mensch. Luciano Pavarotti hatModena Glanz verliehen», sagte Pighi. Die Beerdigung des Maestrowerde am Samstagnachmittag in Modena stattfinden. Am Donnerstagsollte der Opern-Star in der Kathedrale der Stadt aufgebahrt werden.Bis zum Samstag können Fans, Freunde und Bekannte dem Tenor dort dieletzte Ehre erweisen.
Seinen letzten großen Auftritt hatte Pavarotti bei der Eröffnungder Olympischen Winterspiele im Februar 2006 in Turin, als er nocheinmal mit seinem Paradestück «Nessun Dorma» aus Puccinis «Turandot»das Publikum begeisterte. Viele Fans waren zu Tränen gerührt, als derschon gesundheitlich angeschlagene «Big Luciano» dabei zum letztenMal den Jubel begeisterter Zuschauer in sich aufsog.
Sein Aufstieg hatte Anfang der 60er Jahre begonnen, vor allem mitder Rolle des Rudolf in Puccinis «La Bohème». Als er 1964 am CoventGarden in London für den erkrankten Giuseppe Di Stefano einsprang,gelang Pavarotti der Durchbruch. 1966 folgte das Debüt an derMailänder Scala, zwei Jahre später an der New Yorker Met. In seinengroßen Zeiten schaffte «Big P» auf einer Partiturzeile gleich neunMal auf ein hohes C. 1988 bekam er in Berlin 115 Vorhänge, derSchlussbeifall dauerte 62 Minuten. «Ich war mir immer bewusst, dassdie Stimme ein göttliches Geschenk ist», sagte er einmal.
Weltberühmt wurde Pavarotti zudem durch die Auftritte der «DreiTenöre». 1990 nutzte das Trio die Fußball-Weltmeisterschaft inItalien für einen weltweit ausgestrahlten Auftritt. Der Live-Mitschnitt wurde mehr als zehn Millionen Mal verkauft. SeinGeschäftssinn machten den Star-Tenor neben Maria Callas zumkommerziell erfolgreichsten Klassikstar aller Zeiten. Kritikerschmähten die Mischung aus Oper, Pop und Geschäft als «Pavarotti AG».Das Schwergewicht im Musikmarkt verkaufte rund 100 MillionenLangspielplatten, CDs und Videos und erreichte damit als ersterKlassikkünstler Verkaufserfolge wie im Popmusikgeschäft.
Unter dem Titel «Pavarotti & Friends» organisierte der Tenor aberauch Benefizkonzerte, bei denen er mit Rock- und Popgrößen wie Bono,Anastacia, James Brown und Elton John auftrat und auf diese Weiseauch das junge Publikum begeisterte. Der UN-Generalsekretär Ban KiMoon würdigte «Big P» in einem Nachruf als Friedensboten, der sichfür Menschen in aller Welt stark gemacht habe. BeiWohltätigkeitskonzerten habe er Millionen Dollar für humanitäreHilfsaktionen gesammelt. Der britische Popsänger Elton John brachtees auf den Punkt: Er sprach von einem «traurigen Tag für die Musikund einem traurigen Tag für die Welt».