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Israel Israel: Häftlinge legen Kirche aus der Frühzeit des Christentums frei

08.11.2005, 21:21
Im nordisraelischen Hochsicherheitsgefängnis Meggido sind bei Ausgrabungen die Überreste der möglicherweise ältesten Kirche der Welt gefunden wurden. Die Arbeiter sind Häftlinge des Gefängnisses. (Foto: dpa)
Im nordisraelischen Hochsicherheitsgefängnis Meggido sind bei Ausgrabungen die Überreste der möglicherweise ältesten Kirche der Welt gefunden wurden. Die Arbeiter sind Häftlinge des Gefängnisses. (Foto: dpa) dpa

Megiddo/dpa. - «Zuerst wussten wir nicht, was wir gefunden haben», sagt der seit zwei Jahren inhaftierte Ramil Rasilow (23), der zusammen mit Mitgefangenen Schicht um Schicht den braunen Bodens abgetragen hat. «Und nun haben wir diese wunderschöne Sache hier entdeckt.» Inzwischen ist ein großes Plastikzelt zum Schutz über die Fundstätte gespannt.

Die Wissenschaftler der israelischen Altertumsbehörde, die dasGelände vor den geplanten Bauarbeiten auf archäologische Funde hin haben absuchen lassen, sind elektrisiert. Auf die Zeit von Mitte des 3. Jahrhunderts bis Anfang des 4. Jahrhunderts datieren die Experten die Überreste des neun mal fünf Meter großen Gebäudes.

Freigelegt sind ein schwarz-weißer Mosaikboden, der mehreregriechische Inschriften und zwei Fische als Symbole der frühenChristen zeigt. Darin werden der römische Centurio Gaianus als«Bruder» und Stifter des Gebäudes, der Künstler Broutios als Schöpferdes Werkes genannt.

Das Gotteshaus ist vier Frauen - Primilla, Kyriake, Dorothea andChreste - gewidmet. «Der Gott liebende Aketous hat diesen Tisch GottJesus Christus zum Angedenken angeboten», heißt es in einem anderenTeil des Mosaiks, der als ein weiterer Beleg für die Existenz einerKirche gilt.

«Es ist sehr aufregend», sagt die israelische WissenschaftlerinJardena Alexander zu dem spektakulären Fund. «Die Kirche hat nichtviele Mitbewerber. In Israel nicht und auch nicht im Ausland.» DieForscher hoffen auf Erkenntnisse über die Entwicklung desChristentums. Zudem wird schon spekuliert, ob sich die Überreste derKirche sich als Touristenattraktion eignen.

Dem steht vorerst das Hochsicherheitsgefängnis im Weg. Megiddo isteine von 25 Haftanstalten in Israel und gehört zu den am bestengesicherten Anlagen. Etwa 1200 palästinensische«Sicherheitshäftlinge» sind dort zusammen mit etwa 100 israelischenKriminellen eingesperrt, sagte Orit Stelser, Sprecherin desGefängnisbehörde.

«Wir haben das Gefängnis erst im Juni von der Armee übernommen.Hier drinnen standen Zelte», sagt sie. «Das ist nicht unserStandard.» Nun müssen sich die israelischen Behörden entscheiden, obsie die Kirche oder das Gefängnis an Ort und Stelle belassen. Mehrereder Sträflinge sind von den Grabungsarbeiten bereits so begeistert,dass sie nach ihrer Freilassung weiter für die Altertumsbehördearbeiten wollen.