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Isa Genzken wird 65 Isa Genzken wird 65: Von "Fuck the Bauhaus" ins MoMa

26.11.2013, 09:51
Das Werk "Schauspieler" 2013 von Isa Genzken ist im MoMA in New York zu sehen.
Das Werk "Schauspieler" 2013 von Isa Genzken ist im MoMA in New York zu sehen. dpa Lizenz

New York/dpa - Mit deutschen Namen haben Amerikaner gemeinhin Probleme. Nicht so Glenn Lowry mit „Isa Genzken“. Flüssig geht dem Direktor des New Yorker Museum of Modern Art der Name von der Zunge, als habe er ihn schon Hunderte Male gesprochen. Hat er wahrscheinlich auch, denn Genzken ist eine der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit und wird gerade vom MoMA gefeiert. Am Mittwoch wird „Deutschlands rätselhafteste Künstlerin“ 65.

Geboren wurde Genzken in Schleswig-Holstein. Bad Oldesloe, Landkreis Stormarn - das klingt nicht nach großer weiter (Kunst)welt. Doch Hamburg war nahe und da studierte die junge Frau anfangs, dann in Berlin. Doch ihre künstlerische Heimat fand sie an der Kunstakademie in Düsseldorf. Sie wurde Schülerin in der Meisterklasse von Gerhard Richter - und heiratete ihn später. Elf Jahre hielt die Ehe, bis 1992. Ob es einen Zusammenhang gibt oder nicht: es waren sehr produktive Jahre.

Die Retrospektive in New York macht deutlich, womit man es bei Genzken zu tun bekommt: Gemälde, Fotografien, Installationen, Plastiken und Skulpturen. Es gibt kaum etwas, an dem sie sich nicht versuchte. Nicht immer mit Erfolg. „Sie hat sich nie gescheut, ein Risiko einzugehen“, sagt MoMA-Kuratorin und Genzken-Kennerin Laura Hoptman. „Deshalb war sie nicht immer erfolgreich, aber damit hat sie große Kunst unserer Zeit geschaffen.“

Am Anfang, in den Siebzigern, war das die große Ästhetik. Ihre hocheleganten „Ellipsoide“ sind meterlange, glänzend polierte Stäbe. Ein Blickfang jeder Genzken-Bilanz, wenn sie auf dem Boden der großen Museumssäle liegen. In den Achtzigern folgte viel Beton, am liebsten in Fensterform. Genzken liebt Fenster als Sinnesorgane der Häuser.

Provokation um jeden Preis

Die 90er waren die Zeit einer Schaffenskrise, bevor es 1999 mit „Fuck the Bauhaus“ wieder losging. Der Titel ist nicht ganz ernst zu nehmen, Provokation um jeden Preis. Aber die Serie von Kunstwerken erregte Aufsehen. Nicht nur in Deutschland. In New York schuf Genzken damals einige ihrer wichtigsten Arbeiten und bei der Kunstbiennale in Venedig 2007 war sie es, die Deutschland repräsentierte.

Genzken ist Kunst Made in Germany. So wird sie im Ausland wahrgenommen, als Vertreterin eines modernen, kunstinteressierten, manchmal vielleicht nicht ganz einfach zu verstehenden Deutschlands. Ist es nicht sehr deutsch, wie sie Kitsch und Kunst verbindet und aus dem einen das andere macht? Im MoMA steht eine batteriebetriebene Hula-Tänzerin auf dem Boden, eine Skulptur trägt einen Cowboyhut in Schwarz-Rot-Gold - da kann man prächtig diskutieren, ob das nun Kunst oder Kitsch (oder beides) ist.

Dreimal war Genzken auf der Kasseler Documenta, 1982, 1992 und 2002. Im neuen Jahrtausend orientierte sie sich gerade auch nach Amerika. „Sie ist eine der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit“, sagt MoMA-Expertin Hoptman. „In 40 Jahren hat sie in so vielen Stilrichtungen gearbeitet, dass man staunen muss.“ Vergangenheit sei sie nicht, sagt Hoptman: „Isa Genzkens Arbeiten sind so frisch wie nie.“