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Interview mit Iron Maiden Gitarrist Dave Murray Interview mit Iron Maiden Gitarrist Dave Murray: "Jeder hatte eine Masse an guten Ideen"

12.11.2015, 07:11
Bassgitarrist Steve Harris (L) und Gitarrist Dave Murray von der englischen Heavy Metal Band Iron-Maiden.
Bassgitarrist Steve Harris (L) und Gitarrist Dave Murray von der englischen Heavy Metal Band Iron-Maiden. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Kompromisslos, hart und treibend, aber stellenweise auch großorchestral arrangiert und mit Keyboards angereichert - so klingt „The Book of Souls“, das erfolgreiche neue Werk der Hardrock-Band Iron Maiden. André de Vos sprach mit dem Gitarristen Dave Murray über das unlängst erschienene Doppel-Album.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man sein 16. Studioalbum veröffentlicht? Ist es noch spannend gewesen oder eigentlich bloß noch Routine?

Murray: Nein, überhaupt keine Routine. Normalerweise gehen wir in ein Studio, nachdem wir vielleicht drei oder vier Lieder geschrieben haben und fangen mit dem Aufnehmen an. Dieses Mal hatte jeder von uns nur einige Ideen, und wir gingen ins Studio, wo nur die Instrumente aufgebaut waren. Wenn wir also einen Song einprobten, haben wir ihn gleich schon einmal aufgenommen und konnten so alles spontan einfangen. Das war mal eine tolle Erfahrung, auf diese Weise mit den Jungs ins Studio zu gehen.

Die neue Platte ist Eure erste Doppel-CD. Hattet ihr dieses Format im Voraus geplant?

Murray: Es war so, dass die Kreativität nur so floss, und jeder hatte eine Masse an guten Ideen. Wir hatten schon sehr bald 50 Minuten an Musik aufgenommen und noch etliche andere Songs in der Hinterhand, da war das Lied „Empire Of The Clouds“, ein 18-minütiges Meisterstück von unserem Sänger Bruce Dickinson, noch nicht einmal mitgerechnet.

Nachdem wir dann 90 Minuten Musik zusammen hatten, haben wir uns gesagt, wir stoppen hier einmal, denn es hätte auch eine Dreifach- oder Vierfach-CD werden können (lacht).

Wer hatte die Idee zu diesem kryptischen Titel, was soll er aussagen?

Murray: Ich glaube, das ist teilweise das Thema von Bruce gewesen, das aus seinen imaginären Vorstellungen eines „Seelenbuchs“ erwuchs. Es soll auf Überbleibseln und Mythologien einer verlorenen Kultur, einer untergegangenen Zivilisation basieren, die in Regenwäldern existiert haben könnte.

Einige Lieder wie „If Eternity Should Fall“ und „The Great Unknown“ wirken futuristisch, andere Songs wie „The Red And The Black“ bleiben dagegen eher abstrakt. Macht Ihr Euch Gedanken darüber, in welche Richtung eine Platte inhaltlich laufen soll?

Murray: Wenn man Iron Maiden historisch betrachtet, hatten die Scheiben immer verschiedene Themenschwerpunkte, sei es Science-Fiction, Politik, Filme Bücher oder einfach so erfundene Geschichten. Es war nie immer bloß die eine Sache. Das ist auch das Besondere bei den Texten von Bruce und Bassist Steve Harris: Sie drücken sich über diese Vorlagen mit ihren eigenen Worten aus, und das ergibt auch noch einen Sinn!

Ein Beispiel?

Murray: Vor ein paar Jahren haben wir „Alexander der Große“ gemacht, einen Song, den Steve geschrieben hat. Das Stück bringt dich in diese Zeit zurück. Es ist wie eine Mini-Geschichtsstunde. Die Variationsbreite an Themen, also auch auf diesem Album, ist eine der Stärken der Band, die sich wie ein roter Faden durch die Maiden– Alben zieht. Kids, die mit unserer Musik aufwachsen und vielleicht nicht so viel zur Schule gegangen sind oder auf die Uni gehen, die lesen die Texte, und die Musik trägt sie in irgendwelche Epochen. So gesehen ist es sogar ein Erziehungsprozess.

„Empire Of The Clouds“ ist das bisher längste Stück in Eurer 39-jährigen Karriere. Wie kam es dazu?

Murray: Das war irgendwie schon vorhersehbar, dass das 20 oder 18 Minuten lang würde. Als wir ins Studio gingen, hörten wir schon wie Bruce das Lied auf dem Piano spielte. Wir bekamen es über Wochen zu hören, weil er damit immer wieder herumprobierte. Dann haben wir uns hingesetzt, um das aufzunehmen. Dabei mussten wir es Stück für Stück lernen, weil es so lang ist und viele Brüche und Soundveränderungen hat. Wenn die Leute das jetzt hören, werden sie weggeblasen, weil es mit vollem Orchester kommt und ein klassisches Stück ist! Man muss dabei dieses Lied im Kontext dieser Platte sehen. Und es ist wirklich eine von Bruces Meisterleistungen gewesen, wobei ist es ihm hier egal ist, ob es die jungen Leute mögen oder nicht (lacht). (mz)