Interview Interview: Katharina Böhm: «Deutsche Familienfilme haben etwas Heimeliges»
Hamburg/dpa. - Die TV- und Filmschauspielerin Katharina Böhm (39) spielt in dem poetischen Familienfilm «Der zehnte Sommer» eine Mutter im kleinbürgerlichen Milieu der 60er Jahre. Über diese Epoche und den Erfolg deutscher Kinder- und Familienfilme sprach sie mit dpa.
Frage: Der Film spielt tief in den 60er Jahren. Könnte die Geschichte auch in der Gegenwart spielen?
Katharina Böhm: Ich glaube schon. Aber was wir da erzählen, hat schon sehr viel auch mit den 50er und 40er Jahren zu tun. Mit dem Krieg und der Wiederaufbauzeit. Auch die sozialen Umstände haben sich heute verändert. Diese kleinbürgerliche Schicht, in der «Der zehnte Sommer» spielt, lässt sich heute eigentlich nur schwer romantisieren.
Frage: Sie spielen eine Frau, die unter den Folgen des Krieges zu leiden hat. Der Ehemann ist schwer verletzt worden und seitdem körperlich behindert. Was unterscheidet die Frauen, die täglich gegen Armut und um Harmonie in der Familie kämpfen, vor 40 Jahren und heute?
Böhm: Meine Mutter kam ja selbst von einem Bauernhof. Und da hab' ich davon viel mitgekriegt. Was sie von heutigen Frauen unterscheidet ist zum Beispiel, das heute jede Frau vom Sozialamt eine Waschmaschine bekommt. Damals mussten die Frauen zu Hause viel härter arbeiten. Dagegen haben sie sich heute sehr viel mit dem Konsumzwang der ganzen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Ich glaube nicht, dass es Frauen heute sehr viel leichter haben. Heute ist das so wahnsinnig, weil man dies und das einfach haben muss. Damals war das Leben arbeitsaufwendiger und anstrengender, heute ist der Konsumdruck größer.
Frage: Familien- und Kinderfilme gehören seit Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Produktionen. Wie sehen Sie dieses deutsche Genre im Vergleich zu den typischen Hollywood-Familienfilmen?
Böhm: Natürlich freut sich jeder, wenn er mit seinen Kindern ins Kino gehen kann und dort einen liebevoll gemachten Film sieht, der auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betrieben wird. Die deutschen Filme haben eine größere Wärme, etwas Heimeliges. Sie sind nicht so überwältigend perfekt, überlassen dafür mehr der Fantasie. Die deutschen Filme sind auch ein bisschen schräger. Und das macht natürlich den Kindern besonderen Spaß, weil für sie Andersartigkeit zunächst etwas Gutes ist, das sie vielleicht bereichert.